Keine Frage, ohne Uli Hoeneß wäre der FC Bayern nicht das, was er heute ist, einer der erfolgreichsten Fußballvereine der Welt – und dazu ein bemerkenswert seriös geführter. Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass der FCB ausgerechnet in dem Moment vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte steht – dem Gewinn des Triples aus Meisterschaft, Pokal und Champions-League –, in dem sein Präsident als Steuerbetrüger entlarvt wird.
Die Verlockung ist groß, Hoeneß' mutmaßliches kriminelles Tun – Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt – in der Stunde des sportlichen Triumphes kleinzureden. Doch das darf nicht sein. Dass Familie und Freunde weiterhin zu ihm stehen, ist nur zu menschlich, ist auch völlig okay. Das ist vergleichbar mit der Mutter oder dem Vater, die auch dann zu ihrem Kind halten, wenn es auf die schiefe Bahn geraten ist. Am Anspruch des Rechtsstaats, die Taten aufzuklären und zu sühnen, ändert diese Solidarität aber nichts.
Selbstverständlich ist, dass Hoeneß sich von der Justiz behandeln lassen muss wie andere Steuersünder auch. Bei ihm aber kommt noch hinzu: Wer Präsident eines Sportvereins ist, der für unzählige junge Menschen Vorbild ist, hat eine besondere Verantwortung. Zumal dann, wenn er, wie Hoeneß, immer wieder in der gesellschaftspolitischen Debatte für Werte wie Ehrlichkeit und Gemeinsinn eingetreten ist. Werte, die er für sich selbst offenbar nicht so eng sah.
Nein, mit dieser Doppelmoral ist Hoeneß an der Bayern-Spitze nicht mehr tragbar. Genauso wenig wie ein Steuersünder ein großes Unternehmen führen oder ein politisches Amt glaubwürdig bekleiden kann. Ein Rücktritt jetzt wäre das richtige Signal, dass er es ernst meint mit seinem Fehlereingeständnis. Nur so würde er seiner Vorbildrolle gerecht.
Ein Uli Hoeneß, der sich reumütig zurückzieht und kommende Siege demütig bei den Bayern-Fans feiert, das spräche für Größe. Eine Größe, die der ruhmreiche FCB sonst so gern für sich in Anspruch nimmt.