Was weiß die amerikanische NSA? Die Spähaffäre treibt ganz Deutschland um. Aufgabe der NSA sei es, von allem Wichtigen zu wissen, das sich außerhalb der Vereinigten Staaten ereigne. Normalerweise werde man aufgrund des Facebook-Profils oder der eigenen E-Mail als Zielobjekt markiert, dann werde die Zielperson komplett überwacht, ihr Computer gehöre nicht länger ihr selbst, sondern der US-Regierung. Dies ist laut Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine Aussage des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden, dem jetzt die US-Sicherheitsbehörden auf den Fersen sind.
Völlig übertrieben, sagt Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und windet sich im ARD-Morgenmagazin. Schließlich würden nur Terroristen ausgespäht – zugunsten unserer eigenen Sicherheit selbstverständlich. Und die deutschen Behörden machten da sowieso nicht mit. Wobei sie nicht mitmachen, das wisse man allerdings nicht so genau. Und überhaupt: Fünf Anschläge seien durch die NSA in Deutschland verhindert worden. Vielleicht mehr, vielleicht aber auch weniger. Und ihm gehe „diese Mischung aus Antiamerikanismus und Naivität gewaltig auf den Senkel“.
Daniel Bangert aus Griesheim bei Darmstadt (Foto: privat) hat zu dem Thema seine eigenen Erfahrungen gemacht, die bundesweit Nachhall in den Medien finden. Ein Drama in fünf Akten:
Akt 1: Der Leserbrief in der Lokalzeitung
„Es kann doch nicht sein, dass hier Spione sitzen, die alles abhören, während wir uns an Gesetze halten.“ Mit einem Leserbrief des 28-Jährigen in der Lokalzeitung „Griesheimer Anzeiger“ fängt alles an. Nachdem er großen Zuspruch seiner Freunde erntet, will Daniel Bangert auch etwas Witziges dazu auf Facebook posten.
Akt 2: Die Facebook-Einladung
Am 4. Juli lädt der Griesheimer seine Freunde in dem sozialen Netzwerk zu einer Art Safari ein. Man wolle sich den Dagger Complex, ein Gelände, das – so munkelt man – als PRISM-Stützpunkt der NSA in Deutschland dient, einmal aus der Nähe anschauen. Wörtlich: „Sehr verehrte Damen und Herren, der Vorstand des NSA-Spion-Schutzbundes e.V. lädt Sie recht herzlich zum Entdecken und Beobachten am Dagger Complex ein. Ganz nach dem Vorbild der von uns geschützten Art, der NSA-Spione, wollen wir uns an den Ort des Geschehens begeben. Dort können wir gemeinsam den bedrohten Lebensraum der NSA-Spione erforschen. (...) Wenn wir ganz viel Glück haben, bekommen wir vielleicht sogar einen echten Spion zu sehen.“
Akt 3: Polizei und Staatsschutz im Haus
Nicht lustig findet das die US-Militärpolizei und ruft die deutschen Behörden an. Fünf Tage später steht die Polizei vor Bangerts Haustür. Die Streifenbeamten, erzählt er, können sich das Lachen kaum verkneifen, als der 28-Jährige in seinem „Team Edward“-T-Shirt sagt: „Ich möchte nur mit ein paar Freunden spazieren gehen. Bei mir gibt es nichts umsonst. Da kommen keine tausend Leute, falls sie das befürchten.“
Auf den ersten Besuch folgt ein zweiter. Dieses Mal von einem Beamten der Abteilung Staatsschutz. Ob er Kontakt zu gewaltbereiten Leuten pflege? Welche politische Einstellung er habe und ob er vielleicht mit dem schwarzen Block in Verbindung stehe? „Die wollten mir in den Mund legen, dass ich demonstrieren will“, sagt Bangert. „Aber ich wollte nur spazieren gehen.“ Der Beamte legt ihm nahe, den Spaziergang als Demonstration anzumelden. Außerdem solle er künftig aufpassen, was er im Internet schreibe und dieses Gespräch wiederum möge er bitte nicht veröffentlichen.
Akt 4: Der Rummel um den Spaziergang
Aufgrund des Drucks von Polizei und Staatsschutz meldet der 28-Jährige seinen Spaziergang als Demonstration an. Vergangenen Samstag spazieren etwa 60 Teilnehmer – begleitet von zwei Streifenwagen – durch Griesheim. (Bilder vom Spaziergang)Wie ein Buschfeuer breitet sich die Nachricht online aus. Am Sonntag gründet Bangert die Facebook-Spaß-Gruppe „NSA-Spion-Schutzbund“. Mittlerweile hat die Gruppe fast 3000 Fans. Und Bangert muss sogar ein paar Freunde einspannen, um mit dem plötzlichen Medienrummel fertig zu werden.
Akt 5: Die Sorge der Großmutter
„Ich habe mit meinem schwachsinnigen Kommentar auf Facebook die Behörden dazu gebracht, sich selbst zu verraten“, sagt Daniel Bangert. „Aus einer Mücke haben sie einen Elefanten gemacht. Wie passt das zu den Aussagen unserer Politiker: Das mit der Überwachung sei ja alles gar nicht so schlimm?“, will der 28-Jährige wissen. Große Sorgen mache sich vor allem seine Oma. „Pass auf, die holen dich am Ende noch“, warnt sie ihren Enkel. Er habe geantwortet: „Aber Oma, ich habe nichts unterschrieben. Und ich habe auch nichts verbrochen.“
Epilog
Die Geschichte des Daniel Bangert ist ein Beispiel dafür, wie digitale Überwachung funktioniert und wie eng amerikanische und deutsche Behörden zusammenarbeiten. Es ist ein Beispiel dafür, dass nicht das Recht, also ein Gericht beispielsweise, die Verletzung der Privatsphäre anordnet und das Recht die Überwachung auch wieder einschränkt. Vielmehr sind der Überwachung nur durch Technologie, will heißen Speicherplatz, Codes und Hardware Grenzen gesetzt. Um noch mehr speichern zu können, baut die NSA gerade in Utah ein gigantisches Datenzentrum.
Weitblick hatte der US-Senator Frank Church in den 70er-Jahren, als er die verfassungswidrige Informationsbeschaffung der Geheimdienste anprangerte. Er sagte, die NSA würde es einem Diktator ermöglichen, ein System totaler Tyrannei zu errichten. Damals waren die technischen Möglichkeiten noch eingeschränkt. Es war undenkbar, dass Staaten mit der Hilfe privater Firmen ein Netz globaler Überwachung errichten könnten. Heute ist das keine Verschwörungstheorie mehr, sagt der US-InternetaktivistJacob Appelbaum im „Spiegel“, sondern ein Geschäftsmodell.
Was ist die Alternative?
Doch wenn ich nicht überwacht werden will, was ist die Alternative? Eine absurde Idee wäre, auf Smartphones, iPads, E-Mail, soziale Netzwerke, Internet-Käufe und Banking, aber auch Festnetztelefon, Handy und Briefe zu verzichten; Firmendaten und Forschungsergebnisse nur noch in Wäldern und Weinbergen auszutauschen oder zu resignieren und darauf zu vertrauen, dass die, die uneingeschränkten Zugriff auf Informationen haben, schon das moralisch Richtige tun.
Piraten-Politikerin Katharina Nocun schreibt:„Nun kann ich im Supermarkt zwischen mehr als 20 verschiedenen Ketchup-Sorten wählen. Aber meine digitale Post wird vom Geheimdienst geöffnet.“ Sei das die Freiheit, die wir uns gewünscht haben? Der Satz „Wer nichts zu verbergen hat, muss auch nichts befürchten“, klingt naiv. Denn derjenige, der weiß, wer mit wem befreundet ist, wer welche Krankheiten, politischen Ansichten oder Hobbys hat, hat Macht über andere, so die Bloggerin.
CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl hält dagegen: „Wem Daten wichtig sind, der muss sie verschlüsseln und darf nicht auf den eigenen Nationalstaat hoffen.“ Das rechtsextreme „Werwolf-Kommando“, dessen Mitglieder nun im Verdacht stehen, terroristische Gewalttaten in Deutschland geplant zu haben, hatte seine Kommunikation verschlüsselt. Also Hand aufs Herz: Wer verschlüsselt seine private Kommunikation – außer den Terroristen selbst?
Tipps zur Verschlüsselung der Kommunikation finden Sie hier...
Und dass geht nur, indem wir User nun ein Gegenstück zur NSA aufbauen, deren Server-Paswörter cracken und unsere Daten zurückholen. Danach müssen die dort gespeicherten Daten restlos vernichtet werden.
Paralell dazu müssen wir den Bau dieser neuen Abhörzentrale bei Wiesbaden verhindern und dass mit allen Mitteln. Was zu weit geht, geht zu weit!! Das ist krank und hirnverbrannt!
Außerdem: auf heute.de ist gerade die nächste faustdicke Schweinerei der totalen Überwachung in den USA zu lesen.
Zudem gibt's vermutlich Backdoors (Hintereingänge)
um den Schutzmechanismen auszuhebeln.
Wenn also Uhl empfiehlt "einfach" zu verschlüsseln,
(und wie mach ich das bei einem Telefonat?)
dann ist das am wohlwollensten formuliert sehr naiv.
Wenn ein Staatsbürger sich nicht mehr darauf verlassen kann daß seine grundgesetzlich verbrieften Rechte geschützt werden sondern daß er sich selbst darum kümmern muss wohin sind wir da inzwischen angelangt?
Verschlüsselung - kein Allheilmittel gegen Bespitzelung
http://www.heise.de/tp/artikel/39/39514/1.html
Die Logik der Geheimdienste die in jedem einem Bürger eine potentielle Gefahr sieht,
die aufgebauten [bürokratischen Wahnsysteme] führen letztlich dazu daß Menschen dieses
Wahnsystem ablehnen.
Und die "Schlapphüte" sehen sich dann noch in ihrem Wahnsystem bestätigt.
Ich wünsche dem jungen Mann viel Spass! Ich hatte meinen Spass bis jetzt schon!
„Ich habe mit meinem schwachsinnigen Kommentar auf Facebook die Behörden dazu gebracht, sich selbst zu verraten“. Nichts mehr hinzuzufügen!
Schönes VIdeo zu dem Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=cpQpYVlulmI
(Leider ist es mit Parteienwerbung, aber das macht den Inhalt ja deshalb nicht weniger richtig)