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SEOUL/WASHINGTON
Nordkorea nutzt die Bombe zur Erpressung
Von Finn Mayer-Kuckuck red.politik@mainpost.de
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:25 Uhr

Ob US-Präsident Donald Trump sich von der Rhetorik seines Erzfeinds Kim Jong Un hat anstecken lassen? Er droht mit „Feuer und Vernichtung“, der Diktator mit einem Atomschlag. Aus den markigen Worten der beiden Machtmenschen spricht jedoch vor allem Unsicherheit, wie es weitergehen soll. Kim hat zwar mit seinen neu entwickelten Atomwaffen gerade Oberwasser. Doch eine Reihe seiner Ziele rückt zugleich in die Ferne. Er wollte die Leistung der eigenen Wirtschaft steigern und den Lebensstandard der Bevölkerung erhöhen. Stattdessen hat Kim mit der Bombe zwar nun das ultimative Machtmittel. Doch er bleibt Diktator eines immer ärmeren Landes.

Die Supermacht USA wiederum versucht seit den frühen 90er Jahren vergeblich, Nordkorea von seinem Atomkurs abzubringen. Kims Vater Jong Il hatte im Jahr 2006 seine erste Kernwaffe erfolgreich getestet. Der Sohn hat nun den Durchbruch geschafft. Gegen Nordkorea gibt es in der Praxis kaum wirksame Druckmittel. Schon Vater Kim Jong Il war es gleichgültig, dass sein Land kaum Handel treiben konnte – Hauptsache, er bekam Nuklearwaffen in die Hände. Doch er hatte noch Hemmungen, wollte die Weltgemeinschaft nicht vollends gegen sich aufbringen und lieber Öllieferungen abstauben.

Der jüngere Kim kennt dagegen keine Skrupel. Für ihn hat es absolute Priorität, die Bombe zu haben und nutzen zu können.

Schon Kims Vater fuhr den Atomkurs

Die Schuld für das Versagen der etablierten Atommächte gegen Nordkorea liegt bei China – hier hat Trump völlig Recht. Zu viele Betonkommunisten in Peking haben schützend die Hand über den letzten echten sozialistischen Bruderstaat gehalten. Andere Kräfte in der Partei waren vom Verhalten Nordkoreas entsetzt. Schließlich können Kims Raketen auch Peking und Schanghai erreichen – und Zündelei ist generell gefährlich für die Stabilität in der Region. Die Rakete, die Kim Ende Juli hat testen lassen, kann vermutlich um die 10 000 Kilometer weit fliegen, wenn sie fertig entwickelt ist. Damit liegt auch Berlin in Reichweite, aber vor allem Los Angeles oder Denver. Es wächst die Gefahr eines unübersichtlichen Konflikts. Schon jetzt schippern in den Meeren um die koreanische Halbinsel schwer bewaffnete Flotten aus China, den USA und beiden Koreas herum.

Kims Verhalten ist dabei folgerichtig. Er eröffnet sich mit den Bomben die Möglichkeit, das Ausland zu erpressen und beispielsweise Geld, Öl oder Lebensmittel im Gegenzug für eine Verringerung seines Arsenals zu fordern. Unter den Sanktionen wird das einfache Volk leiden, das hungert.

Das Regime in Nordkorea sitzt fest im Sattel

Ein spontaner Zusammenbruch des Regimes ist wenig wahrscheinlich. Die Nordkoreaner sind so ahnungslos wie eh und je. Westfernsehen oder ähnliche Informationswege gibt es nicht, dafür pausenlos Aufmärsche, patriotische Lieder und immer die gleiche Botschaft vom gottgleichen Kim, dem überlebensgroßen Beschützer.

Es gibt nur einen möglichen Umgang mit dem Problem. Die Staatengemeinschaft muss das Land dazu bringen, sein Atomprogramm zu deckeln und kontrollieren zu lassen. Kim wird die Bombe nicht wieder aufgeben – eher wird er sie benutzen. Eine Mischung aus Drohungen und Druck plus offene Verhandlungen könnte jedoch das gewünschte Ergebnis bringen, wieder etwas Sicherheit herzustellen. Zumal Kim nach internationalem Respekt giert.

Nachdem Trump also erst einmal mit Feuer und Vergeltung drohte – das ist immerhin eine Sprache, die Kim versteht –, könnte er im zweiten Schritt die Realität anerkennen und Unterhändler schicken. Ein ähnliches Geschäft wie mit dem Iran wäre denkbar: Alle Ausrüstung zur Herstellung von Atombomben und Raketen kommt unter Aufsicht. Die vorhandenen Bomben sind getrennt von den Raketen zu lagern. Und Nordkorea bleibt im Besitz der Waffen, darf aber wieder mit der Außenwelt handeln.

 
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  • glaser.rudolf@t-online.de
    ich denke ein atomschlag gegen nordkorea scheidet aus. denn wer will südkorea, japan und teile von china atomar verseuchen. ich hoffe, dass das mr. trump genauso sieht.
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