Für Aufregung hat eine der ersten großen TV-Diskussionsrunden zur Bundestagswahl gesorgt. „Überzeugt uns“, hieß es abends um 23 Uhr anderthalb Stunden lang in der ARD. Vertreter von CDU, CSU, SPD, Linke, Grüne, FDP und AfD sollten Fragen beantworten, die junge Menschen ihnen in den Sozialen Medien gestellt hatten. „Tagesthemen“-Mann Ingo Zamperoni (43) markierte den Seriösen, die „Welt“-Journalistin und -Bloggerin Ronja von Rönne (25) sollte den Part der Frechen, Unangepassten übernehmen.
Das ging ziemlich in die Hose. Selbst gegenüber AfD-Mann Alexander Gauland, den von Rönne fragte, ob er gerne Rechtsaußen in einer Multi-Kulti-Fußballmannschaft spielen wolle, hätten sich ihre Sympathisanten mehr Fairness erwartet. Folglich brach im Netz ein veritabler Shitstorm los. „Minderbemittelte Rotzgöre“ oder „naive Antifa-Schlampe“ waren zwei Beleidigungen, die von Rönne selbst auf Facebook zitierte. Da war das Urteil unserer mainfränkischen Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) fast schon milde. Sie nannte die „Welt“-Redakteurin bei Twitter nur eine „überforderte Pseudo–Moderatorin“.Wie kann man nur als öffentlich-rechtlicher Sender so ein schlechtes Format präsentieren?Überforderte Pseudo-Moderatorin,wirrer Themensprung
— Dorothee Bär (@DoroBaer) 21. August 2017
Bär selbst hat es aber auch nicht leicht. Das Magazin „Focus“ hat dieser Tage FDP-Lästermaul Wolfgang Kubicki eine ganze Menge Platz eingeräumt, um sich über das Personal seiner künftigen Bundestagskollegen auszulassen. Zum Thema Dorothee Bär fiel ihm ein: „Musste erst mal googeln, wer das ist“. Ganz schön gemein. Das wird also noch ein großer Spaß, wenn Schwarz-Gelb demnächst die Neuauflage der Koalition von 2009 plant. Vielleicht erklären solche Aussagen aber auch, warum sich viele in der CSU mittlerweile auch ganz gut mit Schwarz-Grün und Jamaika anfreunden können.
Wer beim Spotten austeilt, dem tut ein bisschen Selbstironie auch ganz gut. Denkt sich jedenfalls der Spitzenkandidat der bayerischen Linken, der Schweinfurter Klaus Ernst. Und so präsentiert er dieser Tage gern die „rote Sau“, die ihm ein Unternehmer bei einem Treffen liebevoll überreicht habe. Das Kunststoff-Schwein aus dem 3D-Drucker hat, anders als die roten Socken vergangener Tage, ohne Zweifel Kultcharakter.