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Kommentar: Es geht nicht nur darum, ob ein Fußball-Profi geimpft ist
Auch Promis dürfen nicht angeprangert werden, wenn sie die Impfung ablehnen. Aber es ist eben keine Privatsache mehr, wenn sie mit ihren Worten Bedenken schüren
Joshua Kimmich       -  Der Impfstatus von Bayerns Joshua Kimmich sorgt für Diskussionen.
Foto: Sven Hoppe/dpa | Der Impfstatus von Bayerns Joshua Kimmich sorgt für Diskussionen.
Michael Stifter
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:24 Uhr

Joshua Kimmich ist ein Held – seit diesem Wochenende nicht mehr nur für Fußball-Fans, sondern auch für Querdenker und Corona-Leugner. Das liegt nicht daran, dass er eine Corona-Impfung ablehnt. Es liegt an seinem seltsamen Umgang mit der sensiblen Thematik. Damit das klar ist: Niemand darf an den Pranger gestellt werden, nur weil er ungeimpft ist – das gilt selbstverständlich auch für Prominente. Doch mit ihrer Massenwirkung, mit Ruhm und Privilegien verbindet sich durchaus eine Verantwortung, sorgsam mit den eigenen Worten umzugehen.

Kimmich ist ja keiner dieser Sprechblasen-Fußballer, die in Interviews eine Floskel an die andere kleben, um bloß nichts sagen zu müssen. Umso irritierender ist die dünne Erklärung für seine Impfskepsis. Und das ist nicht der einzige Vorwurf, den er sich gefallen lassen muss.

Das Geraune über fehlende Studien ist unseriös

Was ist nur aus unserem Land geworden, wenn ein Fußballer sich noch am Spielfeldrand für eine reine Privatsache rechtfertigen muss? Diese Frage wird in diesen Tagen zigfach in Sozialen Netzwerken gestellt. Die zur Schau gestellte Empörung ist groß – vor allem bei jenen, die Kimmich nun für ihre kruden Verschwörungsideologien missbrauchen. Als vermeintlichen Beleg für den Tod der Meinungsfreiheit und dafür, wie gleichgeschaltet diese Gesellschaft doch sei.

Natürlich ist das ungerecht, denn im Gegensatz zu anderen Promis wie Til Schweiger oder Nena hat der 26-Jährige ja nicht versucht, sich als unbeugsamer Freiheitskämpfer zu inszenieren. Trotzdem ist er selbst schuld daran, dass er nun Applaus von Leuten bekommt, mit denen er gewiss nichts am Hut hat. Wenn ein Star einem Millionenpublikum erklärt, warum er sich nicht gegen eine Krankheit schützen lassen will, die wir als Gesellschaft nur gemeinsam besiegen können, dann sollte er sich vorher gut informiert haben. Das hat Kimmich offenbar nicht getan. Sein Geraune von „fehlenden Langzeitstudien“ entbehrt einer seriösen Grundlage. Er verstärkt damit leichtfertig die Bedenken all jener, die zögern, sich impfen zu lassen.

Dass sich Promis mit dem Thema auseinandersetzen, ist eine Chance

Eine Impfung löst im menschlichen Körper eine Immunreaktion aus, die mit Nebenwirkungen verbunden sein kann. Diese treten dann allerdings sehr bald auf. Schon nach ein paar Wochen ist der verabreichte Impfstoff aus dem Körper verschwunden. Angesichts von rund sieben Milliarden Dosen, die weltweit über den Zeitraum fast eines Jahres gespritzt wurden, ist die Datenlage hervorragend. Es gibt keine sogenannten „Langzeitfolgen“, die erst nach vielen Monaten auftreten. Damit hätte sich Kimmich mal auseinandersetzen sollen. Sein Arbeitgeber hätte ihm sicher den Kontakt zu jemandem vermitteln können, der sich wirklich in der Sache auskennt. Denn als Fußballer mag er Weltklasse sein, als Immunologe reicht es nur für die Hobby-Mannschaft.

Dass sich Promis mit zigtausenden Fans öffentlich mit dem hochemotionalen Thema Impfung auseinandersetzen, ist eine echte Chance. Die Stars aus Sport, Musik oder Fernsehen erreichen schließlich auch Menschen, die den Politikerinnen und Politikern nicht mehr zuhören. Umso wichtiger wäre es gewesen, die Debatte faktenbasiert zu führen. Bitter, dass Kimmich diese Chance freistehend vor dem Tor vergeben hat. Reine Privatsache? Eben nicht. Erst recht dann nicht, wenn man vor Publikum spielt, das viele Stadien nur geimpft oder genesen betreten darf. Erst recht nicht, wenn man im Kampf gegen die Pandemie Solidarität von allen einfordert. Erst recht nicht, wenn man zwar getestet, aber ungeimpft schwerkranke Kinder in einer Klinik besucht und sie damit ohne Not einem zusätzlichen Risiko aussetzt.

 
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  • popp.58
    Muss man die Aussage von so einem Kasperl so wichtig nehmen?
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  • 1958kosb
    Wer 2G in seinem Stadion fordert sollte genau das gleiche bieten können.

    Einfach mal ein Wochenende ohne Zuschauer wieder spielen lassen und entsprechen vom Gehalt abziehen. Das ging sehr vielen Leuten wärend des Lockdown so. Davon haben die Spieler ja nichts mitbekommen, die hatten alle Freiheiten.
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  • stefan.behringer@web.de
    Kimmich ist Fußballer und wird für´s Fußballspielen bezahlt.
    Ich wusste nicht, dass Fußballer nur dann (auf Nachfrage - er hat sich nicht aufgedrängt) Ihre Meinung sagen dürften, wenn sie mit der Mehrheiten-Meinung übereinstimmt.

    Ich selbst bin übrigens Impf-Befürworter und selbst geimpft.
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  • schuema@web.de
    Gerade weil Kimmich kein Sprechblasen-Fußballer ist, sind seine Worte für alle Corona-Impfungs- und Maßnahmen-Fans so gefährlich. Man könnte ihm ja abnehmen, was er sagt und selbst mal über alles nachdenken. Aber da sind die Journalisten ja vor: Sie warnen vor solchen "Auswüchsen" und loben Kimmich so lange für seine Aufrichtigkeit bis er gebrochen ist und sich doch noch impfen lässt. Ich drücke ihm die Daumen, dass er standhaft und selbstdenkend bleibt. Ob es eine seltsame Ironie ist, dass gerade unterhalb des Kommentars die Schlagzeile mit dem Gerolzhöfer Polizeichef auftaucht?
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