
Michael Piazolo, 59, ist habilitierter Professor der Politikwissenschaft. Der gebürtige Stuttgarter sitzt seit 2008 für die Freien Wähler im Landtag und lebt in München. Im Interview benennt der neue Kultusminister drei klare Ziele.
Michael Piazolo: Für uns Freie Wähler ist Bildung einer der Schlüsselbereiche. Wir haben uns vor den Koalitionsverhandlungen intern abgestimmt und uns fünf, sechs Schwerpunktthemen herausgesucht. Mit an der Spitze stand der Bereich Kultus und wir sind sehr froh, dass wir diesen Bereich federführend gestalten dürfen.
Piazolo: Ich glaube nicht, dass es für mich dadurch schwieriger wird. Ich war zusammen mit Bernd Sibler viele Jahre lang im Wissenschaftsausschuss, wir verstehen uns gut. Ich werde mit allen Verbänden das Gespräch und die Zusammenarbeit sehr intensiv fortführen. Mir geht es um Stabilität in der Bildungspolitik. Wir führen vieles weiter, wir stehen für das differenzierte Schulsystem in Bayern. Jetzt ist es entscheidend, an den einzelnen Stellschrauben zu drehen.
Piazolo: Natürlich wandelt sich die Gesellschaft gerade sehr schnell - und die Schule muss diese Entwicklungen aufnehmen. Aber wir können Schule nicht ständig im Blitztempo ändern. Schnellschüsse können auch nach hinten losgehen. Die Einführung des G8 zum Beispiel ging viel zu schnell. Den Widerstand konnte man nicht wieder einfangen, bis es abgeschafft wurde. Eines möchte ich aber festhalten: Unsere Schulen haben schon einiges beim Thema Digitalisierung erreicht.
Piazolo: Ich möchte einen Schwerpunkt auf digitale Bildung und Medienkompetenz in der Lehrerausbildung legen. Und wir müssen die erfahrenen Lehrer in die Lage versetzen, auch mit den technischen Geräten umzugehen und den Unterricht qualitativ noch besser zu machen als bisher. Dafür richten wir 50000 digitale Klassenzimmer ein und bieten den Lehrkräften umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen.
Piazolo: Es liegt nicht im Verantwortungsbereich des Kultusministeriums, dafür zu sorgen, dass alle Schulen einen Glasfaseranschluss bekommen. Aber wir können die Ausstattung zusammen mit den Kommunen vorantreiben.
Piazolo: Man darf nicht mit der Rasenmähermethode über das ganze bayerische Schulsystem gehen. Starre Regeln sind hinderlich. Wenn Sie zum Beispiel für ganz Bayern die Ganztagsschule festschreiben, arbeiten Sie gegen den Wunsch vieler Familien. Wenn Sie bestimmte Klassenstärken vorschreiben, werden Sie kleine Schulstandorte in strukturschwachen Regionen nicht halten können. Denn dort sinkt die Schülerzahl genauso wie die der Einwohner. Noch dazu haben wir viele unterschiedliche Familienstrukturen. Wir haben Klassen mit 15 Kindern aus 15 Nationen. Kurz: eine sehr große Heterogenität. Um auf all diese Kinder mit ihren unterschiedlichen Hintergründen einzugehen, muss man genau hinsehen. Deshalb wollen wir in den nächsten fünf Jahren 5000 neue Lehrerstellen schaffen, um die individuelle Förderung der jungen Menschen noch weiter voranzubringen.
Piazolo: In diesem Punkt konnten wir uns mit unseren Forderungen nicht durchsetzen, das sage ich ganz offen. Eine Angleichung war finanziell nicht darstellbar, weil wir keine neuen Schulden machen wollen. Trotzdem rücke ich nicht davon ab, Verbesserungen für die Lehrkräfte in Bayern zu erzielen.