Für den Finanzexperten Maximilian Kunkel bedeutet die Wahl von Emmanuel Macron zum französischen Präsidenten mehr Sicherheit an den internationalen Börsen.
Maximilian Kunkel: Ja. Vom Programm her war Macron aus Sicht der Finanzmärkte der ideale Kandidat. Er hat sich klar für Freihandel, Globalisierung, wirtschaftliche Reformen und die europäische Integration positioniert. Jetzt muss sich zeigen, ob sich die angekündigten Reformen umsetzen lassen. Es ist ein Unterschied, ob man sich im Kampagnenmodus oder im Regierungsmodus befindet. Und es ist ja noch offen, ob er eine Parlamentsmehrheit im Rücken haben wird. Zumindest sind durch die Niederlage von Marine Le Pen die politischen Risiken an den europäischen Börsen zurückgegangen. Jetzt können sich die Anleger wieder auf die Fundamentaldaten wie die Gewinnerwartungen konzentrieren – und diese sind im Moment sehr gut, so dass wir mittelfristig von weiter steigenden Kursen ausgehen.
Kunkel: Relativ viel des Wahlsiegs von Macron war schon in den Kursen eingepreist, da sein Sieg zu erwarten war. Das größere Risiko war der erste Wahlgang, wo eine Stichwahl zwischen der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon drohte.
Kunkel: Europa hat zwar Wachstumspotenzial, ist aber auch nach dem Wahlsieg von Macron immer noch krisenanfällig. Vor allem Italien ist hier zu nennen. Auch deshalb sehen wir in den USA höhere Chancen auf steigende Kurse.
Kunkel: Nein. Die hohen Kurse sind durch das Gewinnwachstum gerechtfertigt. Gerade digitale Zukunftstechnologien wie Cloud-Computing, Big Data (die Analyse großer Datenmengen) und Mobile Advertising (Werbung über mobile digitale Kanäle) bergen weiterhin viel wirtschaftliches Potenzial.
Kunkel: Die Basis sollte immer eine breite Diversifikation über verschiedene Branchen und Regionen hinweg sein. Darüber hinaus sollte man Opportunitäten taktisch ausnutzen und gewisse aussichtsreiche Bereiche übergewichten. Wir sehen zum Beispiel Wachstumspotenzial in den Sektoren Pharma, Finanzen, Energie und Technologie. Bei den Regionen sehen wir vor allem in den USA und spezifisch in den Schwellenländern in China, Brasilien und Russland Chancen.
Kunkel: Wir gehen davon aus, dass es in den USA in diesem Jahr noch zwei Zinserhöhungen geben wird und im nächsten Jahr drei weitere Zinsschritte folgen werden. In Europa glauben wir, dass die Europäische Zentralbank im September ankündigen wird, den Aufkauf von Staatsanleihen zu drosseln. Die Leitzinsen werden aber wohl erst 2018 nach dem Auslaufen des Aufkaufprogramms von Staatsanleihen wieder steigen. Vermutlich will die EZB erst beobachten, ob der derzeitige Anstieg der Inflation nachhaltig ist.
Kunkel: Viele aktienscheue Sparer setzten vor allem auf Staatsanleihen, verlieren dadurch aber viel Rendite. Eine Alternative dazu sind Unternehmensanleihen. Zudem sollten Anleger darauf achten, nicht nur Anleihen aus dem Heimatmarkt, sondern auch aus anderen Ländern zu kaufen.
Kunkel: Rohstoffe sind sehr volatil und bringen relativ wenig Rendite. Deshalb raten wir dazu, direkt Aktien von Rohstoffunternehmen zu kaufen, wenn man sich in diesem Bereich engagieren will.