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WÜRZBURG
Leitartikel: Will Trump nun doch die westliche Welt anführen?
Von Simon Kaminski red.politik@mainpost.de
 |  aktualisiert: 07.05.2017 03:51 Uhr

Der Präsident sprach Sätze, die auch von Ronald Reagan, Bill Clinton oder Barack Obama stammen könnten. Donald Trump rief „alle zivilisierten Nationen“ auf, sich den USA im Kampf gegen das Regime von Baschar al Assad und den Terrorismus anzuschließen. Mit der Formel „Gott segne Amerika und die gesamte Welt“ endete die Ansprache, mit der er der Nation, aber eben auch der ganzen Welt erklärte, warum er zuvor den Luftschlag gegen einen syrischen Militärstützpunkt angeordnet hatte. Das sind völlig neue Akzente, weit entfernt von der polternd-aggressiven „America First“-Attitüde.

Endlich besinnt sich die Weltmacht wieder darauf, ihren angestammten Platz einzunehmen – das sagen die Einen. Jetzt spielen sie doch wieder den Weltpolizisten, monieren Andere am Tag nach der Attacke auf die syrische Luftwaffe.

Trump griff ganz bewusst den verhängnisvollen Spruch Obamas von den roten Linien auf. Bewusst deswegen, weil er mit seiner militärischen Reaktion zeigen wollte, dass er – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – handelt, wenn die Linie überschritten ist. Gleichzeitig aber ist das Symbolpolitik. Gut gegen die eigene Ohnmacht und das schlechte Gewissen, weggeschaut zu haben.

Baschar al Assad ist kein Gesprächspartner

Der Präsident versicherte, dass genau der Stützpunkt zerstört worden sei, von dem aus die syrischen Bomber mit ihrer tödlichen Ladung an Bord gestartet seien. Wenn US-Geheimdienste dies beweisen können, dann sollten sie dies auch vor der Weltöffentlichkeit tun.

Tatsächlich spricht fast alles dafür, dass Damaskus für den Giftgas-Angriff verantwortlich ist. Doch auch dieser Krieg hat gezeigt, dass scheinbare Gewissheiten nicht immer Bestand haben. Sicher ist, dass syrische Kampfjets den Ort bombardiert haben. Ebenso sicher ist, dass die Piloten in einer zweiten Welle das Krankenhaus, in dem die Männer, Frauen und Kinder behandelt wurden, beschossen haben. Perfider geht es kaum. Spätestens jetzt sollte allen Beteiligten klar sein: Assad ist kein Gesprächspartner – wirkliche Fortschritte sind nur ohne ihn denkbar.

Auch nach dem Luftschlag gelten folgende Punkte: Die USA werden weder Bodentruppen schicken, noch können sie diesen Krieg aus der Luft entscheiden. Im Gegenteil. Auch die US Airforce hat zuletzt im Irak bei fehlgeleiteten Angriffen aus der Luft großes Leid unter der Zivilbevölkerung angerichtet.

Putins harsche Reaktion war vorhersehbar

Ebenfalls gilt nach wie vor, dass es keine Lösung des Konfliktes ohne Russland geben wird. Das wissen auch Trumps Berater. Nicht nur von ungefähr wurde Moskau vor der Attacke informiert. Die harsche Reaktion des russischen Präsidenten Wladimir Putin war voraussehbar. Gerechtfertigt ist sie angesichts der katastrophalen Rolle, die sein Land als Verbündeter Assads in Syrien spielt, nicht.

Es ist wahrscheinlich, dass der US-Angriff die Lösung des verfahrenen Syrien-Konflikts nicht vorangebracht hat. Die Hoffnung, dass Assad nun erkennt, dass es auch für ihn Grenzen gibt, könnte schnell enttäuscht werden.

Völlig falsch lagen diejenigen, die vor einem engen Bündnis zwischen Trump und Putin auf Kosten Europas gewarnt haben. Viel eher ist zu befürchten, dass der sprunghafte US-Präsident gar nicht in der Lage ist, solch eine langfristige Strategie zu verfolgen. Es bleibt dabei, das Berechenbare an Trump ist seine Unberechenbarkeit.

Beispiel China. Im Wahlkampf hatte Trump Peking als Feindbild aufgebaut. Und nun? Nach dem Treffen mit Staatschef Xi Jinping spricht US-Präsident von seiner Vorfreude auf „sehr, sehr gute Beziehungen“. Trump scheint ein Comeback der USA als Führungsmacht anzustreben. Entgegen aller Beteuerungen. Bis auf Weiteres.

 
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