Ausgerechnet Facebook! Das werden sich viele Nutzer des sozialen Netzwerks nicht ohne Schadenfreude am vergangenen Dienstag gedacht haben. Da hat das Unternehmen nämlich seine sogenannte Safety-Check-Funktion wegen einer angeblichen Explosion in Bangkok aktiviert. Über Safety Check können Menschen in Krisengebieten ihren Freunden signalisieren, dass sie in Sicherheit sind. Doch wie sich herausstellte, war Facebook auf eine Fake News (bewusst gestreute Falschmeldung) hereingefallen.
Lange hat sich das Netzwerk trotz massiven Drucks geweigert, gegen Lügen auf seiner Plattform vorzugehen. Die Verantwortung für den Inhalt liege bei den Nutzern, begründete Firmengründer Mark Zuckerberg die Abwehrhaltung des Netzgiganten. Jetzt ist er selber Opfer einer Fake-Nachricht geworden – wenige Tage nach der Ankündigung, gegen Wahrheitsverdreher entschiedener vorgehen zu wollen.
Donald Trump und sein „Festival der Lügen“ im Wahlkampf
Gezielt verbreitete Unwahrheiten kursieren massenhaft im Netz. Zum unüberschaubar gewordenen Sammelsurium an Lügen zählt zum Beispiel der Vorwurf, die unterlegene Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, betreibe einen Kinderpornoring, dessen Zentrale eine Washingtoner Pizzeria sei. Oder dass der Brexit dem britischen Gesundheitswesen Milliarden in die Kassen spüle. Oder dass Noch-US-Präsident Barack Obama Muslim sei.
Richtig ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit ist das Phänomen der Falschnachrichten jedoch erst seit dem US-Wahlkampf und Donald Trumps Erfolg gerückt. Denn der künftige US-Präsident hatte mit einem „Festival der Lügen“ (Spiegel) das Rennen ums Weiße Haus für sich entschieden. Unter anderem wies ihm die „Huffington Post“ allein 71 Faktenfehler in einer lediglich einstündigen Rede nach. Die „New York Times“ beschloss sogar, Trumps Unwahrheiten nicht mehr nur als „falsch“, sondern als Lügen zu bezeichnen. Chefredakteur Dean Baquet rechtfertigte dies damit, dass Trumps Äußerungen mit „falsch“ nicht angemessen zu qualifizieren seien.
Freilich: Politische Lügen sind keine neue Erscheinung der Gegenwart. „Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd“, soll angeblich schon Otto von Bismarck gesagt haben. Im Unterschied zu früher verbreiten sich Gerüchte und Unwahrheiten heute allerdings viel rascher und vor allem nachhaltiger. Denn das Netz vergisst nichts.
Die wichtigste Grundregel lautet: Seien Sie misstrauisch!
Es sind aber längst nicht nur Politaktivisten, die mit Falschnachrichten die Wirklichkeit bewusst verzerrt darstellen, um den politischen Gegner zu denunzieren. Es gibt auch Geschäftemacher, die mit erfundenen Geschichten Nutzer auf ihre Plattformen locken und mit dort platzierter Werbung dann Geld verdienen. Nicht zu vergessen all jene Zeitgenossen, die die österreichische Autorin Ingrid Broding als „Glaubenskrieger“ bezeichnet: „Der Hass im Netz hilft den Glaubenskriegern, die die Gesellschaft spalten und Zulauf generieren wollen. Glaubenskrieger zeichnet aus, dass sie restlos überzeugt sind von einer Idee und keinen Widerspruch mehr dulden, dass sie aggressiv und herabwürdigend gegen alle vorgehen, die eine andere Sichtweise einnehmen.
Mit all denen wollen sie nicht diskutieren, die wollen sie einfach nur wegmobben.“
Wer über andere öffentlich mit erfundenen Geschichten herzieht, kann strafrechtlich wegen Verleumdung belangt werden. Ein solches Vorgehen sollte in jedem Einzelfall genau geprüft werden. Mindestens genauso wichtig im Kampf gegen Lügen, Hass und sonstige Bösartigkeiten im Netz ist es, die Medienkompetenz zu verbessern. Nur wenn es uns gelingt, selbst die Fähigkeit zu entwickeln, die Wahrheit zu erkennen und uns seriös zu informieren, werden wir der Krake Fake News den Garaus machen können. Wichtigste Voraussetzung dafür: Seien Sie stets misstrauisch!