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Leitartikel: Was Hooligans und Salafisten eint
Folker Quack
 |  aktualisiert: 27.10.2014 20:31 Uhr

Hooligans und Rechtsextreme gegen Salafisten, da will sich eine fast vergessene Gruppe gewaltbereiter Dummköpfe Gehör verschaffen. Alle zusammen eint die Ablehnung einer aufgeklärten, demokratischen und liberalen Gesellschaft. Die muss klar Flagge zeigen, dass sie die bessere Alternative ist.

Ungeschickt ist es nämlich nicht, wenn sich Hooligans die Salafisten als Feindbild ausgesucht haben, um wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu kommen. Denn die Hooligan-Szene war durch verstärkte Polizeipräsenz, Fanarbeit und die Ultra-Kultur längst in den Hintergrund gedrängt worden. Und nun drohte auch noch der Titel als „Deutschlands härtester Mob“ an die Salafisten verlustig zu gehen.

Hooligans nehmen den Fußball nur als Anlass, sich mit gegnerischen Hooligans Schlägereien – die sogenannte dritte Halbzeit – zu liefern. Dank einer teuren, aber wirksamen polizeilichen Präsenz verlagern sich ihre Schlägereien meist weitab der Stadien auf irgendwelche Äcker. Ihnen geht es ausschließlich um Gewalt, meist haben sie einen rechtsradikalen Hintergrund.

Sie sind nicht mit der Ultra-Szene im Fußball zu verwechseln. Ultras sind extreme Fans, die ihre Mannschaft immer, überall und bestmöglich unterstützen. Sie stehen oft im Konflikt zu Entscheidungen der Vereinsführung und kritisieren die zunehmende Kommerzialisierung ihres Sports.

Gewaltbereit sind aber auch viele Ultras, auch sie liefern sich Schlägereien mit Fans des gegnerischen Vereins und sind für gefährliche Feuerwerkskörper in den Stadien verantwortlich.

Auf inzwischen 7000 schätzen Verfassungsschützer die Zahl der ultrakonservativen Islam-Anhänger in Deutschland. Die meisten sind junge Männer mit einem muslimischen Hintergrund und Misserfolgen in Schule oder Beruf. Vom Underdog wollen sie zum Topdog aufsteigen. Genau wie die Hooligans, die sich am Wochenende in Köln wüste Schlägereien mit der Polizei geliefert haben.

Ob der Hintergrund nun ein rechtsradikaler, ein ultraorthodoxer oder was auch immer ist, die Gesellschaft darf nicht zusehen, wie Jugendliche, die scheitern oder gar nicht zur Gesellschaft gehören wollen, sich radikalisieren und zu immer brutalerer Gewalt greifen, um sich selbst zu bestätigen.

Keine leichte Aufgabe, denn grenzt man die Jugendlichen weiter aus, fühlen sie sich stigmatisiert und in ihrer ablehnenden Haltung noch bekräftigt. Sie müssen wieder lernen, jenseits der Gewalt Selbstbestätigung zu finden. Nicht nur Sozialarbeiter sind hier gefragt, sondern wir alle: Eltern, Kindergärten und Schulen, Vereine, Politik, Polizei und Justiz. Und wo das Elternhaus versagt, müssen staatliche Bildungs- und Betreuungseinrichtungen einspringen. Auch wenn dies der Idealisierung der Familie widerspricht.

Junge Menschen brauchen Chancen statt Ablehnung, brauchen Bildung statt billiger Parolen, brauchen Deeskalation. Aber sie müssen auch lernen, dass diese Gesellschaft eine bessere ist, als die, in der sie glauben, Bestätigung zu finden.

Eine Gesellschaft, die das Menschenrecht an oberste Stelle gerückt hat. Denn die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die Gleichheit aller, passt überhaupt nicht zu Gewalt. Diese Gesellschaft ist stark genug, ihr Grundprinzip nicht aufweichen zu lassen.

Weder von Hooligans, noch von Rechtsextremen oder Salafisten.

 
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Kommentare
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  • folker.quack@mainpost.de
    Wir sollten aber nicht immer nur auf die Politik schielen, sondern uns selbst fragen, was wir machen können. Gruß Folker Quack
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  • MedDeeg@web.de
    Die Ausgegrenzten werden doch überhaupt erst wahrgenommen, wenn sie zur Gewalt greifen. Die Politik ratlos? Ach....
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