Konkurrenz belebt das Geschäft. Wo sonst wird die Sinnhaftigkeit des Spruchs deutlicher als anlässlich des Erfolgs der Fernbusse. MeinFernbus und FlixBus rollen nach ihrem Zusammenschluss zu Beginn des Jahres kraftstrotzend durch die Republik. Sie wollen ihr Angebot 2015 nahezu verdoppeln.
Den Bahnkonzern hat der Fernbus-Boom hellwach gerüttelt. Jetzt fahren zwischen Hamburg und Berlin billige Regionalzüge, plötzlich wirbt die Bahn in Vergleichsportalen mit besonders günstigen Preisen, endlich wird das WLAN-Netz in den Zügen ausgebaut. Nun will der Bahnkonzern das eigene Busnetz massiv ausbauen und den Marktanteil seiner Buslinien verdoppeln.
Die Dynamik der Entwicklung hat auch Experten überrascht. Dennoch will wohl niemand das Rad der Geschichte zurückdrehen. Außer vielleicht die, die beim Konkurrenzkampf bereits unter die Räder gerieten: Busunternehmer, die sich von der allgemeinen Goldgräberstimmung zum Einsatz mit Risiko hinreißen ließen.
Es wird weitere Opfer geben. Nicht nur Busunternehmer werden auf der Strecke bleiben. Die Bahn wird Zugverbindungen streichen müssen, die unrentabel geworden sind. Fernbusse sind nicht ihre einzige Konkurrenz, auch Billigflieger und Mitfahrzentralen buhlen um Bahnkunden.
Konkurrenz kann tödlich sein, so ist das nun mal in der Marktwirtschaft. Umso wichtiger ist, dass die Politik den Wettbewerbern gleiche Rahmenbedingungen gewährt. Hier hapert es im Konkurrenzkampf zwischen Bussen und Bahnen. Die Bahnanbieter müssen für Schienenwege und Bahnhöfe Stations- und Trassenpreise zahlen. Die Fernbusunternehmen zahlen Gebühren nur vereinzelt für Haltestellen. Das Autobahnnetz benutzen sie kostenlos. Der Steuerzahler kommt dafür auf – und die Speditionen. Nachvollziehbar ist das nicht, wo doch die Lkw-Maut auf immer mehr Straßen ausgeweitet wurde. Unbegreiflich ist es obendrein, wo doch ein Reisebus mit 18 bis 26 Tonnen Gesamtgewicht Fahrbahnen und deren Unterbau ähnlich stark belastet beziehungsweise ruiniert wie ein Brummi.
Eigentlich wollte die Politik Autofahrer zum Wechsel hin zum umweltfreundlicheren Bus bewegen, als sie die Grundlage für das Reisen mit dem Fernbus durch ganz Deutschland legte. Dass inzwischen Millionen Bahnkunden auf den Bus umgestiegen sind, war ursprünglich nicht beabsichtigt. Hauptgrund ist der Preis. Dass Busse konkurrenzlos günstig sein können, liegt auch daran, dass der Staat auf eine Maut verzichtet hat.
Um nicht missverstanden zu werden: Der Fernbus ist als preiswerte ökologische Ergänzung zur Bahn wichtig. Aber Fernbuslinien haben sich am Markt etabliert. Eine Bus-Maut von rund 0,2 Cent pro Kilometer und Person würde der jungen Branche nicht gleich den Todesstoß versetzen. Dann würde die Fahrt von Würzburg nach Berlin um ein bis zwei Euro teurer – und wäre immer noch sehr günstig. Außerdem sind die Einnahmen aus der Bus-Maut bitter nötig, um Busbahnhöfe in den Städten zu erweitern und zu modernisieren.
Irgendwann wird die Bus-Maut kommen. Sinnvoll wäre es, bevor der Fernbus die Bahn plattgemacht hat, Schienen und Züge verrotten und die Gewerkschaft der Lokomotivführer aufgelöst ist. Und bevor die Pkw-Maut eingeführt wird.