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Leitartikel: Kein Stoff für Heldensagen
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 17.02.2015 19:13 Uhr

Was die griechische Regierung derzeit an Politik abliefert, ist nicht der Stoff, aus dem moderne Heldensagen gestrickt werden. Ohne eigene Konzepte lassen Premier Alexis Tsipras und seine rechten Koalitionspartner den Zug auf einen Abhang zurasen, offenbar beseelt von dem Vertrauen, dass die Euro-Familie am Ende doch klein beigibt. Wenn sie sich da mal nicht irren.

Selten zuvor hat eine neue Regierung in dieser EU binnen derart kurzer Zeit alle vorhandenen Spielräume und jedes Verständnis verspielt. Die Forderung nach bedingungslosen Milliardenkrediten ohne Gegenleistung ist nicht nur illusorisch, sondern auch naiv. Es geht um das Schicksal der Griechen, das ist schon wahr. Aber es geht eben auch um das Geld der Steuerzahler in Deutschland, Frankreich, Italien oder Spanien. Und die sind nun wahrlich die Letzten, die Schuld an der Misere unter der Akropolis tragen.

Die Euro-Zone hat sich dennoch bewegt. Nach wie vor steht die pauschale Zusage, dem Land helfen zu wollen, im Raum. Hübsch verpackt in weitere 18 Milliarden Euro zur Überbrückung. Das ist genau das, was sich Premier Tsipras noch im Wahlkampf gewünscht hat. Bis auf die lästigen Reformen. Aber es ist kaum vorstellbar, dass man in Athen glaubt, die Helfer würden darauf verzichten, genau jene Maßnahmen einzufordern, die ihre Hilfe zu einer begrenzten Unterstützung machen und nicht zu einer auf Dauer angelegten Alimentierung, damit die linke Syriza-Regierung soziale Wohltaten verteilen kann. Das Unverständnis über die griechische Ungerechtigkeit im Steuerwesen oder bei der Einziehung staatlicher Abgaben– all das kann und darf kein Geldgeber hinnehmen, der verpflichtet ist, mit den Steuern seiner Bürger verantwortungsvoll umzugehen.

Eine umsichtige und langfristig denkende Führung in Athen wird Einlenken. Spätestens am Freitag. Denn eine Staatspleite lässt sich den eigenen Wählern nicht als Erfolg verkaufen. Tsipras hat sich mit seiner überschäumenden Wahlkampf-Rhetorik schon ins Abseits manövriert, bevor er die Abstimmung für sich entschieden hatte. Und nun verwechselt er Ursache und Wirkung. Nicht die Auflagen der Währungsunion sind Schuld an dem Desaster der Hellenen, sondern ihre eigene Haushaltsführung.

Nicht nur der Euro-Raum steht inzwischen geschlossen hinter dem harten Kurs gegenüber Athen, sondern auch die übrigen EU-Mitglieder. Politik mit dem Geld anderer machen zu wollen und dabei jede Eigenleistung abzulehnen, kommt nicht gut an. Wer also stoppt Tsipras?

Noch wird diese Frage vielleicht nur außerhalb Griechenlands gestellt. Aber wenn die Regierung den richtigen Zeitpunkt für eine Verständigung mit ihren Partnern verpasst, dürften auch immer mehr Hellenen aufwachen und sich fragen, ob sie tatsächlich einen Hoffnungsträger oder einen Politiker gewählt haben, der dem Land den Todesstoß gibt.

Ohne Euro steht Griechenland eine Höllenfahrt bevor, gegen die jedes Sparkonzert eine müde Veranstaltung war. Der Euro-Raum, das steht nunmehr fest, bleibt hart. Tsipras sollte langsam begreifen, wo Griechenlands Freunde sitzen.

 
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