Nur die Fußball-Nationalmannschaft hat noch deutlich bessere Quoten. Fast 17 Millionen Zuschauer im Durchschnitt haben am Samstagabend das Finale der Champions League vor dem Fernseher verfolgt – nach einem stundenlangen, weitgehend sinnfreien Vorprogramm des übertragenden Senders Sat1. Nicht wenige Betrachter waren nach dem Finale in Katerstimmung und die hält womöglich noch ein paar Tage an. Denn es war schon fast absurd nachlässig, wie der FC Bayern München den Titel an den FC Chelsea verschenkte und letztlich im Elfmeterschießen scheiterte. Dabei hätte dem deutschen Fußball – ganz gleich, welcher Vereinscouleur man angehört – mal wieder ein Sieg in der europäischen Königsklasse gut zu Gesicht gestanden.
Und die Münchner hätten eine Saison glanzvoll retten können, in der sie die nationale Vorherrschaft an Borussia Dortmund abtreten mussten. So sind die Dortmunder Profis im Nationalteam nun in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft mit gefordert, ihre psychisch angeschlagenen Münchner Kollegen aus dem Tief zu holen. Wie für die Bayern steht auch für das DFB-Team der Titelgewinn im Plan, auch hier soll ein langes Warten enden.
Wie der Klub selbst auf den gescheiterten Gipfelsturm reagieren wird, ist offen. Ein kompletter Strategiewechsel scheint aber wenig wahrscheinlich. Sehnsüchte nach dem sogenannten Konzeptfußball, mit dem Trainer Jürgen Klopp die Dortmunder stark gemacht hat, und vielleicht nach Klopp selbst, sind weder kurz- noch mittelfristig zu realisieren. Mit der kürzlichen Vertragsverlängerung für Arjen Robben, der in der Verlängerung einen Elfmeter vergab, haben die Bayern ihr bisheriges Spielsystem bestätigt. Die Flügelzange mit Robben und Franck Ribéry kann an guten Tagen Spiele alleine entscheiden. An schlechteren und gegen stärkere Gegner sind die Bayern mit ihren beiden Stars allzu berechenbar. Dortmund hat den Bayern-Code entschlüsselt und fünf Mal in Folge gegen den Rekordmeister gewonnen. Auch gegen das sehr defensiv eingestellte Chelsea fehlte es bisweilen an Ideen.
Dass es keinen taktischen Plan B gibt, lässt sich Jupp Heynckes nicht vorwerfen. Der Trainer hat nach den unruhigen Zeiten unter seinem Vorgänger Louis van Gaal souverän seinen Auftrag erfüllt. Er sorgte für Ruhe und stabile Strukturen, das taktische Konzept des Holländers hat er fortentwickelt und die Schwachstellen beseitigt. Es gibt keine Zweifel, dass Heynckes seinen Vertrag bis 2013 in München erfüllt und mit 68 in den wohlverdienten Ruhestand geht. Wer dann kommt? Vermutlich sind es nur Träume, dass Barcelonas Ex-Trainer Josep Guardiola für den FC Bayern zu erwärmen wäre und bis dahin Deutsch gelernt haben könnte. . .
Personell muss der FC Bayern einiges tun. Die aktuelle Mannschaft ist zwar noch jung und entwicklungsfähig. Fast kein Stammspieler ist über 30; Holger Badstuber, Toni Kroos und Thomas Müller sind alle erst Anfang 20. Doch um beständig im Konzert der ganz Großen mitmischen zu können und auch im nächsten Jahr gegen den FC Barcelona oder Real Madrid mithalten zu können, braucht es einen qualitativ deutlich breiter aufgestellten Kader und mehr Konkurrenzdruck von der Bank als bisher. Diesen Schritt zu vollziehen, haben die Münchner bisher gescheut, und die Abwehr für die vergangene Saison leichtsinnig dünn besetzt. Doch das Geld für Investments ist vorhanden, ohne dass der solide wirtschaftliche Kurs verlassen werden müsste.
Der FC Augsburg hat das in der 2. Hälfte der Bundesliga sehr meisterlich beherrscht, so dass sogar, die 'Großen' oftmals gescheitert sind und gegen Dortmund nur ein Unentschieden heraussprang.
So hatten sie eine Blockade im Kopf und der Totalausfall von Robben ( verschossener Elfer)
und von Ribéry, so wie das klägliche Versagen von Boateng, zeigt einmal mehr, dass eine zusammengekaufte Söldnertruppe nicht gewinnen kann, wenn sie im Kopf nicht frei ist.
Von Dortmund lernen, heißt siegen lernen.
Auf den Kommentar vom Gazetten -Fritze (RFvN) bin ich schon gespannt.