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Leitartikel Kann sich Nordkorea jetzt alles erlauben?
Von Winfried Züfle red.politik@mainpost.de
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:26 Uhr

Wenn Diktatoren stürzen, fließt meistens Blut. Saddam Hussein, der Gewaltherrscher im Irak, der sich großmäulig mit den Amerikanern angelegt hat, wurde militärisch geschlagen, zum Tode verurteilt und gehenkt. Den Libyer Muammar al-Gaddafi lynchten siegreiche Rebellen, die unter dem Schutzschild der Nato vorrücken konnten. Die Potentaten dieser Welt sind gewarnt. Keiner ist seither mehr in eine Falle getappt.

Vor allem eine Diktatoren-Dynastie, die in Washington zu Zeiten von George W. Bush zur „Achse des Bösen“ gezählt wurde, hat sich allen Untergangsprognosen zum Trotz an der Macht gehalten: die Kims aus Nordkorea. Anders als Saddam und Gaddafi verfügen sie über jene Waffe, die sie praktisch unangreifbar macht: die Atombombe. Alle Versuche, dem letzten stalinistischen Regime auf dem Globus die zunächst zivile, dann militärische Nutzung der Kernkraft unmöglich zu machen, sind gescheitert.

Atommeiler, die bereits außer Dienst waren, laufen inzwischen wieder. Trotz Verbots werden Atomsprengsätze unterirdisch getestet. Und ungeachtet aller Wirtschaftssanktionen entwickelt Pjöngjang weit reichende Raketen. Obwohl es immer wieder Rückschläge gibt, können sie inzwischen bis Japan fliegen. Bald werden sie möglicherweise die amerikanische Westküste erreichen.

Ein Regime von großer Niedertracht und Brutalität

Kann sich Diktator Kim Jong Un jetzt alles erlauben? Fast sieht es so aus. Nordkorea ist, wie Wenzel Michalski von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagt, „das größte Freiluft-Gefängnis der Welt“. Was das menschenverachtende Regime mit dem harmlosen amerikanischen Studenten Otto Warmbier in einem Straflager gemacht hat, ist noch immer unklar. Aber das Ergebnis zeugt von großer Brutalität und Niedertracht. Während Warmbier bereits im Wachkoma döste, verweigerte das Regime jede Hilfe aus Washington, das seine Machtlosigkeit schmerzhaft erleben musste. Jetzt wurde der junge Mann zum Sterben nach Hause geschickt. Immer noch halten die Nordkoreaner weitere Ausländer fest, auch Amerikaner.

Der Versuch von US-Präsident Donald Trump, den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping als Vermittler einzuschalten, hat nichts gebracht. Es lag offenkundig nicht am fehlenden guten Willen des mächtigsten Mannes in Peking. Jedenfalls dankte ihm Trump für seine Bemühungen im Fall Warmbier – stellte aber gleichzeitig bedauernd den Misserfolg fest.

Dogmatismus und Personenkult

Pjöngjang hört also nicht einmal mehr auf Peking. Beide Staaten, einst durch die Ideologie des Kommunismus verbunden, haben sich auseinandergelebt. Während Nordkorea einer der rückständigsten Staaten der Welt blieb, entwickelte sich China nach vorne – wenn auch in erstaunlicher Widersprüchlichkeit. Die in Peking herrschende Partei nennt sich weiter kommunistisch, das Wirtschaftssystem ist aber zu Kapitalismus in Reinkultur mutiert. Da will und kann die von Dogmatismus und Personenkult geprägte Herrscherfamilie in Pjöngjang nicht mitziehen.

Für die USA ist es hochriskant, militärisch gegen Nordkorea vorzugehen. Das benachbarte Südkorea und sogar Japan könnten von Pjöngjang zu Geiseln genommen und atomar angegriffen werden. Der geplante amerikanische Raketen-Schutzschild kann dies bislang nicht verhindern.

Auch werden es die Chinesen wohl nicht akzeptieren, wenn die Vereinigten Staaten in ihrem Einflussbereich auf Dauer militärische Dominanz ausüben.

So mühsam es ist und so aussichtslos es im Moment erscheint: Auch den USA wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als den diplomatischen Gesprächsfaden mit Pjöngjang zu finden.

 
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  • Lebenhan1965
    Aber wirtschaftlich könnte man dem Diktator und seiner Clique auf die Füße treten.

    Wenn die in Nordkorea gefertigten Produkte weltweit boykottiert würden und gleichzeitig ein absolutes Embargo (mit Ausnahme von Grundnahrungsmitteln) gegen dieses Land verhängt wurde, könnte man schon etwas erreichen.

    Das billige Berliner Hostel aus dem Gelände der nordkoreanischen Botschaft gehört meiner Ansicht nach schon lange geschlossen. Auch die nordkoreanischen Bautrupps weltweit, die des billigen Preises wegen weltweit aktiv sind, könnten auch heim geschickt werden. Die Auftraggeber könnten sich auch andere Arbeiter leisten.
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