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Leitartikel: Iran ist Nahost-Aufsteiger mit Schwierigkeiten
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 |  aktualisiert: 16.11.2016 03:44 Uhr

Eine junge Bevölkerung von über 80 Millionen Menschen, große wirtschaftliche Potenziale dank hohem Nachholbedarf und reicher Bodenschätze, eine schlagkräftige Armee: Der Iran ist der Nahost-Aufsteiger der Stunde. Das Ende der Atom-Sanktionen und der Rückzug der USA aus der Gegend eröffnet neue Möglichkeiten für Teheran. Im Irak und in Syrien erscheinen die schiitischen Iraner wie die politischen Sieger über ihre sunnitischen Rivalen am Golf und in der Türkei. Doch der Erfolg steht auf tönernen Füßen.

Der Hass auf Israel, der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten und traditionelle Rivalitäten mit Ländern wie der Türkei und Saudi-Arabien sind wichtige Motivationsquellen für die iranische Außenpolitik. Auf den ersten Blick läuft hier derzeit für die Iraner alles wie am Schnürchen.

Zusammen mit Russland stützt Teheran den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die von der Türkei und den Golf-Staaten ausgerüsteten Rebellen in Syrien haben derzeit kaum eine Chance, aus Syrien einen sunnitisch beherrschten Staat zu machen, obwohl die Bevölkerung des Landes mehrheitlich sunnitisch ist. Die Türkei und die Saudis befürchten die Entstehung einer schiitischen Zone von der afghanischen Grenze bis zum Mittelmeer.

Im Irak beeinflussen die Iraner die schiitische Regierung in Bagdad und gelten schon jetzt als die eigentlichen Nutznießer der erwarteten Befreiung der Großstadt Mossul aus den Klauen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Als Unterstützer der Hisbollah ein wichtiger Akteur im Libanon

Im Jemen liefert sich Teheran einen Stellvertreter-Krieg mit Saudi-Arabien. Im Libanon ist der Iran wegen seiner Unterstützung für die Hisbollah ohnehin ein wichtiger Akteur. Mit den Einnahmen aus den nach dem Atom-Deal wieder erlaubten Energie-Exporten könnte Teheran seine Partner in Zukunft noch großzügiger unterstützen. Ob sich der Iran damit einen Gefallen tut, steht aber auf einem anderen Blatt. Nicht nur Israel, sondern der halbe Nahe Osten misstraut der Regierung in Teheran. Das Land ist nach wie vor weitgehend isoliert. Die derzeitige Regionalpolitik könnte den Iran zudem auf lange Zeit in Konflikte verwickeln, in denen es keine klaren Sieger gibt und die viel Geld und militärische Ressourcen binden. Wenn Staaten wie der Irak oder Syrien zerbrechen sollten, wäre das ebenfalls kein Gewinn für den Iran. Der Kalte Krieg mit Saudi-Arabien könnte in eine militärische Auseinandersetzung umschlagen, die Amerika auf den Plan ruft.

Zu wenig schiitische Verbündete für große Einflussnahme in Syrien

Zudem gibt es schon jetzt Anzeichen für eine iranische Überdehnung. In Syrien zum Beispiel konzentrieren die Iraner ihre Unterstützung für Assad auf die Hauptstadt Damaskus und einige andere Regionen: Teheran hat einfach nicht genügend schiitische Verbündete, um flächendeckend in einem sunnitischen Land aktiv zu sein.

Die Furcht vor einer iranischen Welle im Nahen Osten ist also übertrieben. Zwar ist das Land nach dem Ende der Sanktionen und angesichts der turbulenten Lage in der Region ein Faktor, mit dem in den kommenden Jahren gerechnet werden muss. Aber die Macht Teherans stößt bereits jetzt an ihre Grenzen.

Daran ändert auch die großspurige Erklärung von Irans oberstem Führer, Ajatollah Ali Chamenei, nichts, der zusammen mit dem lateinamerikanischen Verbündeten Venezuela den Widerstand gegen die USA fortsetzen will. „Einige vermuten, dass die USA unschlagbar sei, aber das ist ein großer Fehler“, sagte er bei einem Treffen mit dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro.

Teheran sieht seine Beziehungen zu Venezuela und allgemein zu Lateinamerika als „dynamische Außenpolitik in Hinterhof des Erzfeindes USA“. Doch auch da ist einiges in Bewegung: Seit Beginn der Präsidentschaft von Hassan Ruhani im August 2013 sucht der Iran verstärkt die Nähe zum Westen und damit auch indirekt zu den USA.

 
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