Max Otte liebt es gerne provokant und plakativ. Gefragt, was für ihn die richtige Anlagestrategie für 2013 sei, antwortete der als „Crash-Professor“ (wegen seines Buchs „Der Crash kommt“, in dem er 2006 die Finanzkrise quasi vorhersagte) bekannte Finanzexperte jüngst schlicht: Man müsse nur gut diversifizieren – in Aktien, Aktien, Aktien.
Tatsächlich war rückblickend eine Investition in Aktien kein schlechter Rat für das vergangene Jahr: Lag etwa der DAX, der Index für die 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands, Ende 2011 noch bei 5900 Punkten, stehen nun bemerkenswerte 7600 Punkte zu Buche – ein Plus von 29 Prozent. Und der MDAX, in dem Unternehmen der sogenannten zweiten Reihe versammelt sind, legte 2012 sogar um fast 40 Prozent zu.
Bei Sparzinsen im Unter-Ein-Prozent-Bereich geradezu atemberaubende Renditen – auf dem Papier, versteht sich. Denn mit Aktien ist es so eine Sache: Meist kauft man sie nicht beim Tiefststand und fast ebenso sicher verkauft man nicht auf dem Höchststand. Diese Lehre hat jeder Anleger schon gemacht.
Hinzu kommt: Abgesehen von Fonds, die den Index nachbilden – eine DAX-Aktie gibt es ja gar nicht. Und bei den Einzelwerten konnte man selbst im DAX in diesem Jahr ordentlich daneben liegen. Neben den Gewinnern wie dem Autozulieferer Continental oder dem Chemiekonzern Lanxess, die ihre Kurse fast verdoppeln konnten, finden sich auch Werte im DAX, die nur so vor sich hin dümpelten. Und Aktien wie von E.ON und der Deutschen Telekom notieren sogar niedriger als vor Jahresfrist. Gerade diese aber bieten nun die höchste Dividendenrendite – das ist Börsenlogik.
Kein Wunder, dass da viele vom Aktienkauf die Finger lassen. Vor allem diejenigen, die den Börsenboom Ende der 90er Jahre mitgemacht haben, sind gebrannte Kinder. Ausgelöst durch den Börsengang der Telekom (man erinnere sich an deren Vorstandschef Ron Sommer und Werbe-Ikone Manfred Krug!) im November 1996 explodierten bis zur Jahrtausendwende die Kurse – und mit ihnen die Erwartungen der Anleger. Die durch einen heute kaum nachvollziehbaren Mobilfunk- und Internetboom ausgelöste Euphorie gipfelte schließlich im Zocker-Paradies „Neuer Markt“. Wenig später waren viele Anleger um eine bittere Erfahrung reicher. Und um manchen Euro ärmer.
Die Folge: Die Deutschen, traditionell kein Volk wagemutiger Anleger, hielten sich fortan an der Börse dezent zurück – leider eben auch im zu Ende gehenden Jahr. Ganz im Gegensatz zu Investoren aus aller Welt, die auf der Suche nach einer attraktiven Anlagemöglichkeit waren. Und damit natürlich auch die Kurse weiter nach oben trieben.
Doch was ist mit der „Flucht in Sachwerte“? Neben Immobilien und Gold werden von den Experten stets auch Aktien ins Spiel gebracht. Und das ist ja richtig: Mit einer Aktie erwirbt man schließlich einen Bruchteil eines Unternehmens – und nicht nur ein Stück Papier, dass sich Finanzprodukt nennt.
Wer also Geld hat, das er absehbar nicht benötigt und dass er langfristig anlegen will, für den können ein paar Aktien im Depot eine gute Wahl sein. Doch Vorsicht: Angesichts einer sich eintrübenden Konjunktur und der nach wie vor schwelenden Schuldenkrise ist ein Rückschlag nicht auszuschließen.
Der Aktienkauf bleibt eben eine ebenso chancen- wie risikoreiche Sache – auch im Börsenjahr 2013.