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Leitartikel Die AfD bleibt eben doch eine Wut-Partei

Von Michael Stifter

red.politik@mainpost.de

 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:40 Uhr

Man kann die Geschichte vom AfD-Parteitag in Augsburg so erzählen: Die Rechtspopulisten haben sich für ihre Parolen die falsche Stadt ausgesucht. Während sich drinnen die Delegierten an den üblichen Untergangsszenarien ergötzen, gehen draußen mehr als zehnmal so viele Menschen auf die Straße. Sie demonstrieren für ein offenes, für ein tolerantes Land – und sie tun das ohne Krawall und ohne Hass.

Augsburg zeigt, dass die große Mehrheit der Deutschen mit der AfD-Stimmungsmache nichts zu tun haben will. Die Proteste sind bunt und sie sind friedlich. Das ist den Veranstaltern zu verdanken. Aber eben auch der Polizei, die das richtige Maß findet. Es ist ein positives Signal. Ein ermutigender Gegenentwurf zu jenem düsteren Bild, das die AfD – aber auch manche Medien – derzeit von unserem Land zeichnen.

Doch es gibt eben auch noch eine zweite Geschichte. Die Geschichte einer Partei, die vor Selbstbewusstsein trieft. Die schon über eine Koalition mit CSU philosophiert (Alice Weidel) und sich für die einzig relevante Volkspartei hält (Björn Höcke). Die sich immer weiter radikalisiert und für den politischen Gegner nur noch Häme übrig hat. Der AfD ist es gelungen, sich zum Anwalt jener Menschen zu stilisieren, die das Gefühl haben, dass sich keiner mehr um sie kümmert.

Populistische Positionen nicht nachplappern

Diese Leute gehen nicht auf Demos – sie protestieren auf dem Wahlzettel. Sie wählen eine Partei, von der sie endlich einfache Antworten auf eine schwierige Welt bekommen. Eine Partei, die ihnen verspricht, dass sie nicht zu den Verlierern gehören werden.

Nun können die etablierten Kräfte natürlich lamentieren, in Wahrheit sei Politik aber nun mal viel komplizierter. Das stimmt, hilft aber halt nichts. Fakt ist: Selbst im florierenden Musterland Bayern wird die AfD ein Spitzenergebnis einfahren. Selbst hier folgen viele Menschen den Vereinfachern. Die Antwort darauf kann aber nicht sein, deren populistische Positionen nachzuplappern. Die anderen Parteien dürfen den Wählern nicht die gleichen, schwachen Antworten auf ihre Sorgen geben. Sie müssen ihnen bessere geben. Und die Chancen dafür stehen nicht schlecht – zumindest dann, wenn CSU und Co. endlich begreifen, dass den Menschen auch noch andere Themen als die Flüchtlingspolitik wichtig sind.

Parteitag sollte den Konkurrenten der AfD Mut machen

Die AfD zeigt in Augsburg unfreiwillig, dass sie kaum mehr zu bieten hat als ihre Wut. Sobald es mal ein paar Minuten nicht um Merkel, Ausländer oder Europa geht, machen sich Desinteresse und Langeweile im Publikum breit. Parteichef Jörg Meuthen bekommt das besonders zu spüren. Er scheint beweisen zu wollen, dass die AfD keine Ein-Thema-Partei ist. Doch als er sein Rentenkonzept erklärt, nimmt kaum jemand Notiz davon. Um nicht vollends zum Stimmungskiller zu werden, nimmt er sich am Ende also doch noch ein Beispiel an seinem Co-Chef Alexander Gauland. Der peitschte die Menge zuvor mit einer polemischen Rede gegen Merkel und ein Land auf, das ihn an die letzten Tage der DDR erinnert. Bezeichnend ist auch: Als kurz nach Meuthen der Anführer des rechten Flügels seine Ideen zur Rente vorstellt, sind viele Mitglieder plötzlich Feuer und Flamme. Weil Björn Höckes Antwort eben wieder so wunderbar einfach ist: Mehr Geld für Rentner – aber nur für deutsche!

Die beiden Geschichten des Augsburger Parteitages sollten den Konkurrenten der AfD Mut machen. Die überwältigende Mehrheit der Deutschen hat keine Lust auf die Rechtspopulisten – solange sie eine überzeugende Alternative finden.

 
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