Die Deutschen sind ein Volk der Sparer. 90 Prozent finden es laut einer Umfrage ein schönes Gefühl, wenn man sich durch Sparen etwas leisten kann. Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt eine aktuelle Studie von Handelsblatt und Union Investment. Im Fokus der Untersuchung über das Sparverhalten der Deutschen stand dabei die Mittelschicht, der etwa 60 Prozent aller Haushalte angehören. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte dieser 48 Millionen Deutschen legt monatlich einen festen Betrag zurück. Aber: Sie sparen lieber kurz- als langfristig. Sparziele seien eher die nächste Urlaubsreise oder größere Anschaffungen und nicht ein aus finanzieller Sicht sorgloser Lebensabend. Und das in Zeiten, in denen die gesetzliche Rente alles andere als sicher ist.
Unterdessen zeigt die Studie weiter, dass die Sparmoral nicht etwa vom Einkommen bestimmt wird. Die Formel, wer mehr verdient, spart auch mehr, stimmt so nicht. Entscheidende Faktoren sind vielmehr das Alter und das soziale Milieu. Innerhalb der Mittelschicht lassen sich fünf solcher Milieus unterscheiden, die sich vor allem über Wertvorstellungen, Umfeld und Lebensstil definieren. Auffällig dabei ist, dass die konsequentesten Sparer aus der ältesten Gruppe – dem sogenannten „traditionellen Milieu“ – kommen. Vertreter der „Traditionellen“ sind im Durchschnitt 68 Jahre alt und verfügen häufig über Wohneigentum.
Ausgerechnet die jüngste Gruppe – das sogenannte „hedonistische Milieu“ – spart dagegen am wenigsten von allen. Das Milieu der durchschnittlich 38-Jährigen setzt sich laut Studie aus risikofreudigen, unregelmäßigen Sparern, die aber große Pläne haben, zusammen. Spaß und Konsum stehen bei ihnen im Vordergrund.
Dass sie sich ohne Vorsorge im Alter von der gesetzlichen Rente keine großen Sprünge mehr leisten können, vergessen dabei allzu viele. Und sie werden immer mehr. Schon jetzt ist das „hedonistische Milieu“ mit dem „Traditionellen“ das zahlenmäßig größte. Beide vereinen jeweils knapp elf Millionen Bürger auf sich. Studienleiter Bert Rürup glaubt jedoch, dass die Zahl der „Hedonisten“ in den kommenden Jahren deutlich wachsen dürfte. Der ehemalige Wirtschaftsweise rechnet damit, dass ihr Anteil an der Bevölkerung von heute etwa 15 Prozent bis 2025 auf 17 Prozent steigt.
Was sich in deren Haltung zum Geld widerspiegelt, ist ein diffuses Bild unserer Gesellschaft: Während Ältere – insbesondere die Nachkriegsgeneration – darauf bedacht sind, bodenständig und nicht über ihre Verhältnisse zu leben, zählt für die Jüngeren oft nur das Hier und Jetzt. Zu kurz gedacht: Auch die heutigen „Hedonisten“ werden älter. Doch aufgewachsen in einer Konsumgesellschaft, in der das Jungsein kein Lebensabschnitt, sondern ein Lebensstil ist, wirkt Sparen fürs Alter eben spießbürgerlich. Attraktiv wären allenfalls hohe Renditen, die jedoch in Zeiten des Niedrigzinsniveaus mehr Illusion als Realität sind.
Auch deswegen gilt es, verstaubte Spargewohnheiten zu überdenken. „Der Wunsch nach Rendite und das traditionelle Sparverhalten der Deutschen passen nicht zusammen“, sagt etwa Giovanni Gay, Chef des Privatkundengeschäfts bei Union Investment. Junge Menschen sollten sich so früh wie möglich mit der Frage auseinandersetzen, welche Anlageform am besten zu ihnen passt. Wenn sie erst einmal selbst im Rentenalter sind, ist es zu spät.
Dabei ist noch nicht einmal die möglicherweise berechtigte Sorge enthalten, das gesparte Geld könnte "zwischendrin" mit einem Federstrich (weitestgehend) entwertet werden, so dass der ganze Aufwand (so ziemlich) umsonst gewesen wäre.
Ich bin ein bekennender "Nicht-Riesterer". Als ich noch zur Schule ging, hieß es, "Leute studiert, das kriegt Ihr alles auf die Rente angerechnet", als ich studierte, hieß es plötzlich, "drei Jahre kriegt Ihr maximal angerechnet", am Ende des Studiums hieß es, "die Ansprüche werden abgeschmolzen". Hätt ich also nicht studiert, sondern gleich (z. B.) Anlügeberater gelernt, wäre es gescheiter gewesen.
Geht mir mit dieser "privaten Vorsorge" - alles Betrug.