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Leitartikel: China ist ein wichtiger Markt für Bayern
Uli Bachmeier
Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 03.02.2016 16:44 Uhr

Es gibt ungefähr 110-mal so viele Chinesen wie Bayern. Allein die Hauptstadt Peking hat, nimmt man das Mittel aus verschiedenen Berechnungen, mit rund 16 Millionen Menschen deutlich mehr Einwohner als der kleine Freistaat im Herzen Europas (gut 12,6 Millionen). Außenpolitisch strebt China danach, zur zweiten und gleichwertigen Großmacht neben den USA aufzusteigen. Innenpolitisch versucht die Führung um Staats- und Parteichef Xi Jinping, die Wirtschaft am Wachsen und das Volk unter der Knute zu halten.

Umso erstaunlicher ist es auf den ersten Blick, dass der chinesische Premierminister Li Keqiang bereit war, den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zu empfangen. Li ist der zweithöchste Mann im Staat. Er hat zur Zeit drängendere Probleme, als sich um die Wirtschaftsbeziehungen Chinas zu einem einzelnen deutschen Bundesland zu kümmern. Sein eigentlicher Ansprechpartner ist die Bundesregierung.

Für die CSU-Staatsregierungen in München freilich gehört es spätestens seit dem einst spektakulären Besuch von Franz Josef Strauß bei Mao Tse-tung zu ihrem Selbstverständnis, nebenbei ein bisschen eigene Außenpolitik zu machen. Um Li treffen zu können, hatte Seehofer erst seine Reise komplett verschoben und dann auch noch – weil ein weiterer Termin nicht klappte – um zwei Tage verlängert. Alles für ein Treffen wohlgemerkt, das nur 20 Minuten dauern sollte.

Das bayerische Interesse liegt auf der Hand. China ist der drittwichtigste Handelspartner des Freistaats. Für bayerische Topmanager stellt sich nicht mehr die Frage, ob es ein Problem ist, in China dabei zu sein. Hier gilt das Motto: Ein Problem hat, wer in China nicht dabei ist.

Für Seehofer und seine Delegation war der Besuch des Audi-Werkes in Foshan, der Partnerstadt Ingolstadts in der Provinz Guandong, ein Heimspiel. Einen deutschen Weltmarktführer auf dem weltweit am schnellsten wachsenden Markt erfolgreich zu sehen, kann einen Ministerpräsidenten aus Ingolstadt schon ein bisschen stolz machen. Allerdings ist schon bei der nächsten Firmenvisite beim Technologiekonzern Huawei deutlich geworden, dass es nicht mehr nur darum geht, bayerische Firmen bei ihrem Engagement in China zu unterstützen. Die Staatsregierung muss sich umgekehrt auch darum bemühen, chinesische Weltmarktführer für ein stärkeres Engagement in Bayern zu gewinnen. Huawei hat im Netzwerkgeschäft Konkurrenten wie Siemens abgehängt. Dass die Firma ihre Münchner Dependance für Forschung und Entwicklung um 200 Mitarbeiter aufstocken will, ist die gute Nachricht, die Seehofer aus China mit nach Hause bringt.

Dass dabei auch die westlichen Werte wie Freiheit, Menschenrechte und Demokratie nicht vergessen werden, dafür hat in China Margarete Bause, die Chefin der Grünen im Landtag, gesorgt. Seehofer hielt sich an die diplomatischen Gepflogenheiten und streifte die heiklen Fragen nur hinter verschlossenen Türen. Bause dagegen setzte ein Zeichen und stattete dem weltbekannten Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei einen Besuch ab. Seehofer wusste davon nichts. Die Sorge in seinem Stab, dies könne zu einer Absage des Treffens mit Li führen, erwies sich als unbegründet. Ganz nebenbei beweist es, dass auch dem großen China viel an guten Beziehungen zu dem kleinen Freistaat Bayern liegt.

 
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    möglicherweise aber auch nur, dass man in China die Bedeutung der einzelnen Gäste für das eigene Reich ganz pragmatisch einschätzt,
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