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Frankfurt
Kommentar: Warum die Autoindustrie nicht aus der Krise kommt
Die IAA kann die Verwerfungen in der Auto-Branche mit all ihrem Chrom und Lack nicht übertünchen. Hat Deutschland den Anschluss an die Weltspitze schon verpasst?
Greenpeace demonstrierte während des Eröffnungsrundgangs von Bundeskanzlerin Merkel (CDU) auf der Internationalen Automobilausstellung IAA. 
Foto: Boris Roessler (dpa) | Greenpeace demonstrierte während des Eröffnungsrundgangs von Bundeskanzlerin Merkel (CDU) auf der Internationalen Automobilausstellung IAA. 
Folker Quack
 |  aktualisiert: 12.10.2019 02:12 Uhr

Es hätte so schön werden sollen. Den Dieselskandal hinter sich lassen, klimafreundliche Elektroautos neben chromglänzenden Luxus-Limousinen präsentieren, die ganze Bandbreite deutscher Autobauerkunst zeigen. Zukunftsfest wollte sich die Branche auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt geben - nach vorne gewandt. Doch das ging schief.       

Am besten für die Autobauer war noch der Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die anders als vor zwei Jahren den Autobauern nicht ins Gewissen redete, sondern viel Verständnis zeigte. Dabei sagte die Kanzlerin einen sehr richtigen Satz. Die Autoindustrie stecke in einem Umbruch, wie man ihn seit der Erfindung des Autos nicht gesehen habe.  Die Frage ist nur, wird die deutsche Autoindustrie diesen Umbruch meistern?   

Die Branche weiß nicht, wie sie ihren Problemen begegnen soll

Die IAA jedenfalls hat an Bedeutung verloren. Im Vergleich zu 2017 ist die Schau um ein Fünftel geschrumpft. Namhafte Hersteller wie Toyota oder Volvo machen sich schon gar nicht mehr auf den Weg nach Frankfurt.  Der Rücktritt des Autoverbandspräsidenten Bernhard Mattes ausgerechnet während der von ihm verantworteten IAA beweist, die Branche ist sich nicht einig, wie sie den mannigfaltigen Problemen vom Wandel hin zu alternativen Antrieben bis zur Debatte um den Klimaschutz und autofreie Innenstädte begegnen soll.  

Die Austellungsstücke waren noch nicht fertig poliert, da sorgte ein schrecklicher Unfall mit einem SUV in Berlin für eine bundesweite Diskussion um diese immer größeren und leistungsstärkeren Karossen, die zudem immer grimmiger dreinschauen. Mit Kühlern wie aufgerissene Haifischmäuler und Scheinwerfern wie heruntergezogene Augenbrauen. Neben den neuen Elektroautos sollten vor allem diese dicken Brummer auf der IAA überzeugen. Verdienen die Autobauer doch mit ihnen das Geld, mit dem sie die Forschung an neuen Antrieben und Modellen finanzieren wollen. In Deutschland sind mittlerweile 30 Prozent der Neuzulassungen SUVs. 

Doch es wäre ungerecht, diese Wagengattung allein für die Fehlentwicklungen verantwortlich zu machen.  Spritsparende Weiterentwicklungen der Antriebe wurden nicht dazu genutzt, den CO2-Ausstoß zu verringern, sondern die Autos größer, schwerer und schneller zu machen. Auch ein VW-Golf wog in den 70er Jahren etwas mehr als die Hälfte der heutigen Modelle. Die in Deutschland zugelassenen PKW hatten im Jahr 1995 durchschnittlich 95 PS - 2018 waren es 153. 

Bei den Zukunftstechnologien fährt Deutschland hinterher

Das es auch anders geht, zeigt VW auf der IAA mit dem neuen Elektooauto ID.3. Weil Elektromotoren nun mal viel kleiner als Verbrennungsmotoren sind, hat dieses Auto - so groß wie ein Golf - einen Innenraum wie ein Passat. 

Elektroantriebe sind in der deutschen Autoindustrie angekommen. Doch es ist zu spät, weltweit wird an neuen Technologien geforscht. Trotz steigender Reichweiten gehört die Zukunft den Hybriden. Die tanken künftig aber nicht mehr Benzin oder Diesel für die weiten Strecken, sondern Wasserstoff.  Blickt man auf die Patente, die für diese Zukunftstechnologie angemeldet sind, dann haben die mit Abstand meisten Toyota, Honda und Hyundai beantragt. Als einzige deutsche Autoschmiede schafft es Daimler in die internationale Top-Ten dieser Technologie. Und einen Prototyp von Daimler testet aktuell übrigens der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Dienstwagen.   

Nehmen wir die Zukunft des selbstfahrenden Autos, so kommen ganz neue Player ins Spiel. Die Google-Schwester Waymo, Apple oder der Mobilitätsanbieter Uber testen selbstfahrende Autos in den USA. Wenigstens hier sind die Deutschen bei den Patenten vorne mit dabei. Die meisten hat Bosch angemeldet. 

Deutschlands Autobauer aber, einst ganz vorn bei Innovation und Qualität - fahren immer öfter hinterher, trotz der vielen PS, die sie nach wie vor verbauen. 

 
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  • jhuller@gmx.de
    "Trotz steigender Reichweiten gehört die Zukunft den Hybriden. Die tanken künftig aber nicht mehr Benzin oder Diesel für die weiten Strecken, sondern Wasserstoff. "

    Hoppla, da hat jemand aber ein paar Sachen durcheinander gebracht! Vereinfacht sieht es so aus.

    1. Ein Wasserstoffauto ist kein Hybrid, sondern eine reines Elektroauto. Statt aus einer Batterie kommt der Strom aber aus einer Batterie/Brennstoffzellenkombination.

    2.Ein Hybrid per se hat 2 Antriebsarten unter der Haube. Momentan käufliche Hybride sind Benzin- oder Dieselverbrenner mit einem Elektrozusatzantrieb. Manche können ein paar Kilometer rein elektrisch fahren und/oder extern nachgeladen werden (Plugin-Hybrid), bei anderen wird der Verbrenner nur elektrisch unterstützt und sie können nicht extern nachgeladen werden. Strom gewinnt man durch Rekuperation.

    Einzig Audi bastelt angeblich an Wasserstoffhybriden, Verbrenner, einer Kombi aus Wasserstoffauto und Verbrenner, was mMn völliger Blödsinn ist.
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  • deweka
    Da Hybrid und Plug-In im Gegensatz zu einfach nur Wasserstoff so schön modern klingen werden sie auch unsinnigerweise für Brennstoffzellenfahrzeuge verwendet, da sie Brennstoffzellen und Batterien haben.

    Es ist eigentlich selbstverständlich, dass man eine Batterie für die Rekuperation benötigt, genauso dass man eine Batterie auch am einfach am Stromnetz aufladen kann.

    Die Batterie nun ein wenig zu vergrößern um die reine Batteriestromreichweite zu erhöhen macht eigentlich nur bedingt Sinn wenn das Tankstellennetz zu dünn ist.
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  • chrihand
    Wasserstoffantrieb? So ein alter Hut. Und schon 1981 fragte man sich, wie man den Bedarf an Wasserstoff dafür decken könnte...
    Elektroantrieb? Würd ich ja nehmen. Mir löst nur niemand das Ladeproblem. Zweimal die Woche drei bis vier Stunden lang bei Aldi oder Kaufland einkaufen mag ich nicht. Oder so lange Stadtbummeln oder im Gewerbegebiet herumlungern. Aber anders bekäme ich das Auto nicht aufgeladen. Eine Lösung wurde vor knapp 10 Jahren (!!) vorgestellt und war einsatzbereit. Lobbyismus verhinderte das wie üblich.
    Interessant übrigens, wie die Politiker zu ihrer Umweltsitzung gekommen sind. BMW 7er, MB S-Klasse. Nur die dicksten Schiffe. Und dann über CO2 und Steuern daherlabern....
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  • TLW-tu_W
    Erinnert sich noch jemand an die Vorstellung der Wasserstoff A-Klasse(wenn ich mich nicht irre) bei Wetten Dass???

    Die gesamte automobil Branche hat geschlafen.
    Jahrzehntelang.

    VW setzt nun im Blindflug alles auf eine Karte und fährt damit den Konzern voraussichtlich erst einmal gegen die Wand.

    Die deutschen Autobauer sind heute damit zu frieden die Leistungsdaten eines Tesla zu erreichen.
    Innovationen?

    Die Lösung wird nicht die eine Technologie sein. Man muss Wasserstoff, Batterie und Power to gas Lösungen umsetzen.

    Den Willen dazu hat keiner. Denn das senkt kurzfristig deutlich den Gewinn.

    Aber ohne Entwicklung, hat man langfristig gar keinen mehr...
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  • G.Kneitz@gmx.de
    Am besten wir kehren um ins Mittelalter. Alle kaufen sich eine Kutsche und Pferde dazu.
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  • Lebenhan1965
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Einwohner
    Leider wieder mal keine Ahnung. Die deutsche Autoindustrie ist weiter als manche vermeintlichen Experten hier denken.
    In Deutschland ist das Problem doch vielmehr, dass fast keiner diese Elektroschüsseln will. Und Hybride machen das gesamte Fahrzeug ja nicht einfacher, günstiger und leichter, sondern gerade das Gegenteil. Da muss ja die komplette Technik eines Verbrenners UND eines Elektroantriebs in ein Fahrzeug integriert werden.
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  • deweka
    Sparsame Verbrenner wäre doch schon mal was gewesen.

    Hatten wir zwar mit A2 und LUPO schon mal, wurde aber kräftig gegen die Wand gefahren.

    Z.Zt. ist es auch noch so dass in einigen Bereichen Verbrenner für die Umwelt deutlich mehr Sinn machen als Batterieautos.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ich lese den wahren Experten sprechen.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ausgerechnet Daimler begleitet mich seit weit über 30 Jahren durch mein Berufsleben.
    In Sachen Brennstoffzelle waren sie immer wieder mal halbherzig tätig. Da war schon mal 10 Jahre Sendepause.
    In Sachen hochdynamischer Turbolader war Daimler vergleichsweise hyperaktiv. Da hat die Entwicklung auch 30 Jahre gedauert, aber da hat man bei Daimler nicht locker gelassen, auch beim Preis nicht. Die Lager dafür kommen jetzt natürlich aus Asien weil nur der Preis zählt. Technisch gesehen bringt es vielleicht 0,1 Sekunden beim Sprint von 0 auf 100.
    Um kurzfristige Gewinnmaximierung geht es bei uns, um sonst nix.
    In Japan und Korea wird noch langfristiger gedacht.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Die Güllegrube in die unsere Autoindustrie gefallen ist hat sie sich selbst gegraben. Warum nicht alle Abgaswertbetrüger aus der Branche im Knast sitzen ist mir ein Rätsel. Was diese Kerle und Kerlinnen auf dem Kerbholz haben geht nämlich auf keine Kuhhaut.
    Vorsätzliche Umweltverschmutzung, vorsätzliche Körperverletzung durch Freisetzung von Giftstoffen, Vernichtung von Vermögen usw.
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  • deweka
    Es ist kein Geheimnis dass es starke Verflechtungen durch den Drehtür-Effekt gibt.

    Deswegen werden Verbrecher gedeckt, die Regierung stellt sich gegen das eigene Volk.

    Die Verbrechen wurden im Ausland bemerkt, d.h. hier geduldet.

    Geschädigte werden fast überall entschädigt, bis auf Deutschland.

    Während unsere Regierung versucht den Herstellern verlässliche Angaben zum Verbrauch zu ersparen gibt es in den USA Entschädigungen wegen falschen Angaben zum Verbrauch.
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