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Berlin
Kommentar: Ist die Meinungsfreiheit in Gefahr?
Einer neuen Umfrage zufolge sagen drei Viertel der Teilnehmer, dass man sich nicht mehr äußern könne, ohne dafür angegriffen zu werden.
Die Vorlesung des Wirtschaftswissenschaftlers und AfD-Gründers Bernd Lucke an der Uni Hamburg ist erneut gestört worden.
Foto: Daniel Bockwoldt, dpa | Die Vorlesung des Wirtschaftswissenschaftlers und AfD-Gründers Bernd Lucke an der Uni Hamburg ist erneut gestört worden.
Christian Grimm
Christian Grimm
 |  aktualisiert: 10.12.2019 02:10 Uhr

Der Befund ist kritisch. Die Deutschen trauen sich nicht mehr, in der Öffentlichkeit bei sensiblen Themen ihre Meinung zu sagen. Mehrere Umfragen belegten in jüngster Zeit dieses Phänomen, das einer Demokratie unwürdig ist. Neue Nahrung hat die Debatte um die Meinungsfreiheit und ihre Grenzen durch verhinderte Auftritte dreier Politiker bekommen. So störte und blockierte die linksextreme Antifa eine Lesung von Ex-Innenminister Thomas de Maiziere in Göttingen, genau wie zwei Vorlesungen des AfD-Gründers Bernd Lucke. Der Wirtschaftsprofessor ist nach seinem Scheitern in der Politik an die Hamburger Uni zurückgekehrt und wurde niedergebrüllt.

FDP-Chef Christian Lindner durfte an besagter Hochschule nicht sprechen und beschwerte sich im Interview mit dieser Redaktion über eine „Verengung der Meinungsvielfalt“. Mittlerweile stellte sich heraus, dass der Liberalen Hochschulgruppe bei der Anmeldung der Veranstaltung ein formaler Fehler unterlaufen ist. Dennoch bleibt die Diagnose dramatisch. Demokratie lebt vom Austausch, vom Ringen um die richtigen Absichten. Die dabei beklagte „Verengung der Meinungsfreiheit“ trifft bei der Beschreibung des Zustands aber den Nagel nicht auf den Kopf.

In den Sozialen Medien ist die Drastik das Normalmaß

Nie zuvor in der Geschichte kann die eigene Meinung so frei geäußert werden. Das Internet mit seinen Sozialen Medien gibt dem Einzelnen die Möglichkeit, zum Sender zu werden und die eigenen Positionen in die Welt zu schicken. Noch vor 30 Jahren war das undenkbar, als das Fernsehen, die Zeitungen und das Radio die Kommunikation kontrollierten. Das Recht auf freie Meinungsäußerung beinhaltet nicht, dass das Kundgetane ohne Widerspruch bleibt. Ein Recht auf Zustimmung gibt es nicht. Woher rührt dann die Verunsicherung? Sie ist Ausdruck einer Debattenkultur, die auf einem Tiefpunkt abgekommen ist. Laut einer neuen Umfrage zum Meinungskampf vom Donnerstag sagen drei Viertel der 4000 Teilnehmer, dass man sich nicht mehr äußern könne, ohne dafür angegriffen zu werden.

In den Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ist die Drastik das Normalmaß. Zwischen „Ich sehe das anders als Du“ und wüsten Beschimpfungen und Drohungen liegen Welten. Sachliche Auseinandersetzungen erzeugen auf den Kanälen keinen Widerhall. Sie funktionieren nur als Empörungsmaschinen.

Der Kampf um die richtige Meinung schaukelt sich hoch

Befeuert wird die Verrohung im Umgang durch die Ränder von rechts und links. Zwischen beiden Polen ist ein Kulturkampf ausgebrochen. Die radikale Rechte nagt an der kulturellen Hegemonie, wie sie die Linke seit 1968 besitzt. Mit dem Aufstieg der AfD wird die Bastion der Linken brüchig. In anderen Ländern wie zum Beispiel in Frankreich oder Italien ist sie schon viel stärker abgetragen.

Als Reaktion darauf reagieren die Angegriffenen damit, die Sprache mit politischer Korrektheit zu überziehen, was wiederum den Zorn der Gegenseite reizt. Die Linke holt die Faschismuskeule raus, wie es neulich der frühere italienische Ministerpräsident Matteo Renzi beschrieb. Die Rechte reagiert darauf mit neuen Provokationen und dem Satz, „das wird man doch noch sagen dürfen“. So wogt der Kampf um die richtige Meinung hin und her, schaukelt sich hoch.

Der Stress ist enorm, dabei will ihn eigentlich niemand haben: Die neue Studie des Meinungsforschungsinstituts Kantar Public hat auch ergeben, dass es bei den Bürgern eine Sehnsucht nach Zusammenhalt gibt.

 
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  • H. H.
    Diskussion ist wichtig

    und deswegen kann es nicht sein, dass Standpunkte von vorneherein kriminalisiert werden, die was auch immer kritisch beleuchtet wissen wollen.

    Deswegen muss man mMn z. B. durchaus akzeptieren, dass jemand sagt, wir haben im eigenen Land Straftäter genug und brauchen keine mehr zu importieren bzw. es wäre richtig, diese dahin (zurück) zu befördern wo sie herkamen.

    Auf der anderen Seite geht mir die Definition dessen was ein sicheres Land sein soll viel zu weit - Leute die nichts verbrochen haben, sondern sogar eher im Gegenteil sollten z. B. nicht nach Afghanistan abgeschoben werden dürfen.

    Und klar ist Deutschland nicht allein dafür verantwortlich, dass es in der Welt so zugeht, wie es der Fall ist, aber auch "wir" haben bislang von billigen Rohstoffen und/ oder Arbeitskräften profitiert, so dass es durchaus auch an "uns" wäre, so manchen Zuständen abzuhelfen, bevor die Leute hier aufschlagen.

    Aber Ignorieren bzw. Niederbrüllen löst kein einziges Problem.
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  • L. W.
    Wer sich mit Höckes Äußerungen

    beschäftigt, ob mündlich oder schriftlich, erkennt die faschistische Tendenzen im Flügel der AfD.

    Allein das kürzlich veröffentlichte Buch liest sich wie ein Fahrplan zur Machtergreifung und der anschließenden Installation einer Terrorherrschaft gegen Zugewanderte und Andersdenkende.

    Heute hat er ja schon mal gejubelt, dass er bei der nächsten Wahl die absolute Mehrheit holt

    Hoffen wir im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens, dass er das nicht mal in Thüringen schafft.
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  • M. D.
    Meinungsfreiheit hört da auf, wo die Bibel zitiert wird.

    Lieber Gruß Martin Dobat, traurig aber wahr!
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  • R. D.
    Meinungsfreiheit gilt nur solange man den Mainstream äußert. Gerade auch die Presse schreibt jeden Andersdenkenden nieder.
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  • U. L.
    „Wir geben Ihnen die Gelegenheit, den Raum friedlich zu verlassen.“ Mit dieser Drohung haben die linksradikalen Herr Lucke, der an der Uni Hamburg eine Vorlesung halten sollte, aus dem Hörsaal genötigt. Wann fangen wir an zu verstehen, dass dieser linke Mob genauso abstoßend ist, wie der rechte?
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  • M. D.
    Ein Leserbrief, auf der Grundlage des Wortes Gottes, hat auch eine fast nicht vorhandene Wahrscheinlichkeit, veröffentlich zu werden. Zum Mainstream passt Gottes Wort einfach nicht.
    L.G. Martin Dobat
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  • R. B.
    @frei1000, die Grundlagen des Wort Gottes werden zumeist von Jenen missbraucht, welche mit einem Heiligenschein durchs Land pilgern. Der Verein Kirche in Deutschland und Europa verzeichnet erdrutschartige Austritte. Rund 4ooo Missbrauchsopfer zählt die Katholische Kirche, die Dunkelziffer liegt deutlich darüber. In beinahe allen wurde vertuscht, gelogen und verharmlost, ein echtes Interesse an Aufklärung war in den wenigsten Fällen gegeben. Dieser Verein Kirche zieht seit Christi Geburt eine Blutspur hinter sich her und verharrt in seinen alten Mustern. Papst Franziskus, das wohl bedeutendste Kirchenoberhaupt seit Jahrhunderten, wird von den mafiösen Strukturen des Vatikans klein gehalten. Die Kirche in Europa hat kaum noch Bedeutung, von Erneuerung keine Spur. Ich möchte aber nicht die vielen hunderttausenden Christen weltweit unterschlagen, die tagtäglich haupt- oder nebenberuflich Nächstenliebe praktizieren. Ein Beweis dafür, dass Glaube auch ohne Kirche funktionert.
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  • G. K.
    Das Recht auf freie Meinungsäußerung verpflichtet niemanden zum Zuhören.

    Dass die Debattenkultur verroht ist zum einen gerade Gruppierungen wie der AfD geschuldet – aber sicher auch dem Umstand, dass heute jeder in der vermeintlichen Anonymität des Netzes glaubt, ungestraft pöbeln, beleidigen und lügen zu können, wie es ihm gerade gefällt.

    Medien wie Twitter sind übrigens schon inhärent absolut ungeeignet, eine sachlich fundierte Auseinandersetzung zu führen. Ich meine, wie blöd ist das denn – einen Kurznachrichtendienst mit einer Beschränkung auf 140 Zeichen einführen und sich dann über Oberflächlichkeit, Simplifizierung und Drastik in der Kommunikation zu beklagen?

    Und von Facebook, diesem Perpetuum Mobile der Fake-News-Verbreitung fange ich besser gar nicht erst an … warum ist es so schwer für die Leute sich damit abzufinden, dass man jeden Quatsch dort posten kann – aber alle anderen eben auch? Ich habe bis heute keinen Facebook-Account – und lebe ziemlich gut damit …
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  • R. B.
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  • G. K.
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  • S. C.
    Es ist nunmal politisch gewollt, daß manche Themen nicht angesprochen werden, Beispiel: Probleme mit Flüchtlingen/Migranten.

    Vor kurzem gab es in Limburg erst den "Zwischenfall" mit dem LKW und nun hat ein Mann seine Frau mit dem Auto in Limburg angefahren, 30 m weiter mitgeschleift und ist dann ausgestiegen und hat sie mit der Axt grausamst erschlagen.

    Diese Meldung erscheint in vielen Medien gar nicht oder nur "am Rande". Und wenn, dann wird von einem "34-jährigen Deutschen" gesprochen. Die Bildzeitung hatte kurzzeitig erwähnt, daß er tunesicher Abstammung war und auch seine Frau Tunesierin, mußte (?) das aber aus Political Correctness schnell wieder löschen.

    Das ganze kommt eben höchst ungelegen, wenn am Sonntag gewählt wird und wäre Wasser auf die Mühlen der AfD.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    nogel, warum erwähnen Sie nur Limmburg?
    Was ist mit der quasi "gleichen" Tat in Teltow?

    Verschweigen Sie die etwa,w eil der Täter Ihnen nicht gefällt?
    https://www.focus.de/politik/deutschland/sohn-ebenfalls-festgenommen-familiendrama-bundestags-mitarbeiter-soll-ehefrau-getoetet-haben_id_11274730.html

    Tragischerweise ist für Frauen der eigene Ehemann immer noch mit die größte Bedrohung, wenn es darum geht Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden.

    Das sind keine Probleme mit Migranten.
    Das sind Probleme mit Männern!

    Wer Deutschland sicherer machen will, spricht über Gewalttaten von allen!

    Und nochmal, es gibt ~400 Morde in Deutschland jährlich. Soll die Tagesschau wirklich über jeden berichten?
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  • B. D.
    Speziell Deutschland hat ein Problem mit Patriotismus. Während diese Einstellung zum Vaterland in den meisten Ländern wünschenswert ist, wird man hier schnell als Nazi bezeichnet und Kommentare selbst in dieser Zeitung gesperrt.
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  • L. W.
    @ Zeltinger

    Das Problem ist nicht eine Patriot, der das Beste für sein Vaterland will. Das Problem sind Nationalisten, die in der Abgrenzung zu fremden Völkern und Religionen eine Zukunft für ihr Land sehen, obwohl doch genau diese Abgrenzung Deutschland schon einmal vernichtet hat.

    Ein Patriot, wie ihn Richard von Weizsäcker definiert, liebt sein Land und erkennt, dass nur in der friedlichen Zusammenarbeit mit allen Völkern, besonders aber natürlich mit den direkten Nachbarn, sein Land blühen kann.

    Aus diesem Grund hat von Weizsäcker auch in seiner Rede im Mai 1985 den 40. Jahrestag der Kapitulation als Tag der Befreiung bezeichnet. Denn dieser Tag legte den Grundstein für eine friedliche Entwicklung Deutschlands innerhalb der europäischen Völkerfamilie. Etwas, was mit einem Sieg des NS-Deutschlands nie möglich gewesen wäre. Der Patriot muss sich also über diese Befreiung Deutschlands freuen, der Nationalist wird es aber nicht können.

    Wo stehen Sie jetzt?
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  • H. F.
    Am aktuellen Beispiel des Umgangs mit Bernd Lucke sieht man, dass nicht nur die Meinungsfreiheit sondern auch die Freiheit der Wissenschaft in Gefahr ist.
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  • L. W.
    @ HF2017

    Die Freiheit der Wissenschaft wurde und wird zuallererst durch PEGIDA und Konsorten in Dresden untergraben. Denn wie kann freie Wissenschaft funktionieren, wenn gerade die gesuchten Experten aus Angst vor fremdenfeindlichen Übergriffen nicht mehr zu den spezialisierten Universitäten und Forschungseinrichtungen kommen.

    Ich finde die Attacken gegen Lucke und andere auch als falsch an. Die Studenten hätten zudem andere Möglichkeiten dessen Rückkehr an die Hochschule zu einem Reinfall werden zu lassen, ganz ohne Bedrohung und Aggression. Aber auch der Professor müsste Verantwortung übernehmen dafür, dass er eine Partei gegründet hat, die so leicht von Faschisten unterwandert werden konnte. Dieser Verantwortung für Deutschland stellt sich der Professor eben nicht.

    Der Schaden an Forschung und Wissenschaft ist in den MINT - Fächern durch PEGIDA und AfD auf jeden Fall größer weil Spezialisten nicht kommen als durch ausgefallene Vorlesungen im Fach des Hr. Höcke.
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  • B. L.
    Wenn man die Partei AfD sehr gut findet, wird man öfters hart angegangen. Meist von den Linken und den Grünen. Mit fair hat das nichts zu tun.
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  • G. K.
    Hach ja, die Mitleidstour wieder.

    Wie war noch gleich der Sprachgebrauch der AfD:

    „Ich sage diesen linken Gesinnungsterroristen, diesem Parteienfilz ganz klar: Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und nur für das Volk gemacht – denn wir sind das Volk, liebe Freunde.“ (Markus Frohnmeier)

    Werter Franken48 – würden dies DAS als einen fairen Umgang mit Andersdenkenden bezeichnen?

    Also hören Sie doch einfach bitte auf, diese weinerliche Selbstmitleidstour im Namen der AfD zu reiten.

    Die AfD ist der Schläger in der Klasse, der sofort heulend zum Lehrer rennt, falls sich mal jemand wehrt!
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