Die Zahlen sind eindeutig: Laut einen aktuellen Studie nutzen derzeit 32 Prozent der Deutschen einen digitalen Sprachassistenten, das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders beliebt sind Alexa , Siri und Co. bei jüngeren Menschen. Bei den unter 40-Jährigen nutzt fast jeder Zweite die digitalen Helferlein.
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Das ist auch kein Wunder. Es gibt keine natürlichere Form der Kommunikation mit einem Computer als die Sprache. Das Tippen auf einer Tastatur erscheint dagegen geradezu vorsintflutlich. Es muss mühsam gelernt werden, ist meist langsam und braucht immer ein Stück Hardware. Das Wischen auf einem Smartphone-Bildschirm ist zwar eine neue Kulturtechnik geworden, die heutzutage selbst Kleinkinder schon beherrschen. Aber auch hier fehlt das Unmittelbare - und das lange Starren aufs Handy mit gebeugtem Nacken soll ja mitunter schon Haltungsschäden verursacht haben.
Mit dem Computer reden ist eine gute Sache
Nein, mit dem Computer reden ist grundsätzlich eine gute Sache. Das hatten in den 60-er Jahren schon Captain Kirk und Mister Spock vom Raumschiff Enterprise erkannt. Eine Zukunftsvision, die jetzt mit aller Macht Realität wird. Und nicht nur in Situationen, wie beim Autofahren, wo wir schlichtweg keine Hand frei haben und deshalb lieber zum Sprachbefehl greifen. Auch in den privaten vier Wänden hält der Assistent Einzug. Wetter, Eieruhr, Taschenrechner, Terminkalender, Lexikon, Witze-Erzähler, Telefon, Musikbox oder Einkaufszettel - es ist halt verdammt bequem, nach Alexa zu rufen. Und die neue Mitbewohnerin wird von Mal zu Mal immer schlauer: Nicht nur, weil sie einen besser versteht, sondern weil sie praktisch täglich um neue Möglichkeiten erweitert wird.
Doch da beginnt schon das Problem. Um besser zu werden, muss die Maschine trainiert werden. Und dazu braucht es Menschen, Teams des Herstellers, die sich gespeicherte Sprachaufzeichnungen anhören, bewerten, Hörfehler ausmerzen. Die so genannte künstliche Intelligenz ist nämlich am Anfang alles andere als das, lernt aber schnell und vergisst nie wieder, was sie gelernt hat. Aber wer bestimmt, wer da mithören darf? Wer sorgt dafür, dass das Ganze anonym bleibt?
Hört Siri wirklich nur dann, wenn sie gerufen wird?
Da ist vieles ungeregelt, was ordentlich geregelt gehört. Klar gibt es die Zusicherungen der Hersteller, meine Siri hört nur dann mit, wenn sie gerufen wird. Aber was ist, wenn doch eine Panne passiert, ganz Privates auf einmal in der Cloud landet? Wer geht dem nach, wer muss das in welcher Frist reparieren, wie wird das bestraft? Sprachaufzeichnungen sollten prinzipiell löschbar sein - und zwar durch den Anwender. Sie sollten verschlüsselt gespeichert werden. Und es sollte klar sein, wie lange sie gespeichert bleiben.
Die Innenministerkonferenz hat in dieser Woche in Kiel darüber beraten, wie die digitalen Spuren, die wir durch Sprachassistenten aber auch durch andere Smart-Home-Geräte wie moderne Fernseher oder Hightech-Kühlschränke hinterlassen, für die Verbrechensbekämpfung ausgewertet werden könnten. Mancher spricht bereits vom Lauschangriff 4.0. Das scheint übertrieben. Schon heute haben die Ermittlungsbehörden die Möglichkeit - ausschließlich nach richterlicher Genehmigung und nur bei Verdacht auf schwere Straftaten - in digitale Geräte einzudringen, etwa indem Spionage-Software installiert wird.
Die DSGVO war ein guter ersten Schritt, dem weitere Schritte folgen sollten
Anstatt nach neuen Möglichkeiten zu suchen, an die Daten der Bürgerinnen und Bürger zu kommen, sollte die Politik sich jetzt bemühen, die Datensammelwut unter anderem der US-amerikanischen Hersteller von Alexa, Siri & Co. in den Griff zu bekommen. Die Europäische Datenschutzgrundverordnung DSGVO, die vor einem Jahr in Kraft getreten ist, war da ein guter und wichtiger erster Schritt. Dem sollten möglichst schnell weitere Schritte folgen.