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Würzburg
Kommentar: Angst ist Gift für die Demokratie
Ist Deutschland ein Volk von Angsthasen geworden?  Dabei ist Angst nicht nur ein schlechter Ratgeber, sondern vor allem undemokratisch und sogar gefährlich.
Angst ist zutiefst menschlich, aber ein schlechter Politik-Berater
Foto: Franziska Gabbert, dpa | Angst ist zutiefst menschlich, aber ein schlechter Politik-Berater
Folker Quack
 |  aktualisiert: 07.10.2019 02:11 Uhr

"Wir müssen die Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger wieder ernst nehmen." Diesen Satz hört man derzeit oft und aus verschiedenem Munde. Vor allem dann, wenn populistische und extrem rechte Parteien in Umfragen oder bei Wahlen Erfolge verbuchen. Sind Ängste etwas demokratisches? Haben wir nicht gelernt, Angst sei ein ganz schlechter Ratgeber? Gibt es eine richtige Antwort auf Angst?   

Die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum, eine der profiliertesten Denkerinnen unserer Zeit, warnt in ihrem neuen Buch "Königreich der Angst" davor, sich in der Politik von Ängsten leiten zu lassen. Kein Gefühl sei für die Demokratie so gefährlich wie die Angst. Zum einen sie sei die Ursache von Zorn: man sucht sich einen Sündenbock für seine Angst, an dem man sich rächen möchte. Zum anderen sei auch Neid ein Ausdruck von Angst: die Angst, etwas nicht zu bekommen, das Gefühl, ausgeschlossen zu sein. Doch statt das Problem selbst zu lösen, will man denen schaden, die das haben, was man selbst nicht besitzt. 

Über Ängste kann man nicht abstimmen

Über Angst kann man nicht abstimmen, sie ist nicht verhandelbar. Angst herrscht wie ein Diktator, während die Demokratie verlangt, die Unabhängigkeit jedes einzelnen Menschen zu respektieren. Dabei ist Angst etwas zutiefst Menschliches. Wir alle werden mit ihr geboren. Die Ängste von Kindern müssen deshalb auch ernst genommen werden. Damit Kinder lernen, mit Ängsten umzugehen, sollten wir das "Monster unter dem Bett" nicht lächerlich machen. Für eine Gesellschaft aber wird die Angst vor angeblichen Monstern zu einem gefährlichen Gift. Früher galt Ängstlichkeit als Schwäche, die man unterdrückte. Heute wird sie zur Stärke umdefiniert. Wenn sie nur aggressiv genug vorgetragen wird, um dadurch Menschen zu denunzieren, vor denen man vorgibt, sich zu fürchten.  

Aber es gibt sie eben nicht, die eine Angst. Ängste sind subjektiv und irrational. Die einen fürchten sich vor Flüchtlingen, die anderen vor den Rechtsextremen, die Stimmengewinne verbuchen. Ich kann mich vor der Klimakatastrophe fürchten oder vor Greta Thunberg, weil sie mir liebgewonnene Verhaltensweisen in Frage stellt. 

Wir brauchen mehr Hoffnung und weniger Angst

 Aus Ängsten und Sorgen lassen sich deshalb auch keine Lösungen entwickeln. Schon gar nicht in der Demokratie. Da braucht es Angebote der Politik, da braucht es Strategien, Probleme zu lösen. Mutige, überzeugende und erfolgversprechende. Diese Angebote müssen diskutiert, über sie muss im demokratischen Prozess gestritten und am Ende abgestimmt werden. Das ist Demokratie. Wer die Ängste, die Sorgen und Nöte der Bevölkerung zum Leitfaden seiner Politik macht, verlässt die Sachebene politischer Entscheidungen. Denn Ängste kann man schlecht in berechtigte und unberechtigte sortieren, Ängste kann man nur schwer bezweifeln, ohne überheblich oder gar zynisch zu wirken. Denn es käme sofort jemand um die Ecke mit dem Vorwurf, man würde berechtigte Ängste nicht ernst nehmen, sich darüber hinwegsetzen. So wird die Angst zur Falle für die Demokratie. 

Was aber kann Politik, was die Gesellschaft, was können wir damit jetzt anfangen? Martha Nussbaum empfielt das Gegenteil von Angst: Hoffnung. Sie verengt den Blick nicht, sondern erweitert die Perspektive.  Den Mitbürger als Menschen achten, auch wenn wir anderer Meinung sind. Und vor allem auch bei schwierigen Themen wieder um die beste Lösung streiten und kämpfen. Dann brauchen wir um unsere Demokratie keine Angst zu haben.  

 
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Kommentare
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  • Rechtspopulist
    Das zielt wohl auf die AfD, auch wenn deren Name nicht genannt wird.

    Aber mit Ängsten arbeiten auch andere, denn ohne dies reißt man als Opposition nicht viel (Wo steht die FDP?). Und auch wenn Ängste übertrieben und irrational sind: Kein Rauch ohne Feuer. Wo Leute von Ängsten geplagt sind, auch wenn diese gar nicht all zu berechtigt sind, läuft meistens auch was schief. Beispiel: Treibhauseffekt. Die Furcht, dass davon in Kürze die Welt untegeht, ist sicher total übertrieben, aber ein Problem besteht schon.

    Ok, das liest jetzt keiner mehr.. vielleicht noch der Herr Quack
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Bei der derzeitigen Klimapanik und Klimahysterie machen unsere Medien kräftig mit und schüren die Ängste.
    Das soll das Volk davon ablenken über die wirklichen Probleme nachzudenken.
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  • mausschanze
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  • uwe.luz@t-online.de
    Die Hasenfüßigkeit der Deutschen ist eine Spätfolge des Nationalsozialismus. Sowohl die eigenen Politiker, wie auch der Rest der Welt einschließlich unserer Verbündeten, haben gezielt dafür gesorgt, dass den Deutschen jegliches Selbstbewußtsein abhanden gekommen ist. Das war auch bequem. Die Drecksarbeit erledigten die anderen. Die Deutschen beschränkten sich aufs Geldverdienen und Reisen. Wer anläßlich eines Fußballländerspiels die Fahne unserer Republik ans Fenster heftet, wird von Claudia Roth als Nationalist beschimpft: Regenbogenfahne ist die einzig legale.

    Jetzt wundern sich Amerikaner, Briten und Franzosen, dass sich die Deutschen nicht einmal trauen, ihre Panzer vollzutanken, wollen aber mittlerweile, dass Deutschland "seine Rolle" in der Weltpolitik auch militärisch einnimmt.

    Solange der Bundespräsident ein selbstbewußtes außenpolitisches Auftreten als "Säbelrasseln" bezeichnet, wird sich an der Hasenfüßigkeit aber nichts ändern.
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  • al-holler@t-online.de
    Einspruch: Heute sind es doch vornehmlich durch grün-rotes Gedanken"gut" verbogene Volkserzieher (o.k. Volk darf man ja auch nicht mehr laut sagen), die uns in geradezu missionarisch zu nennendem Eifer sagen zu müssen glauben, vor was wir Angst haben müssen.
    Ein kleines Beispiel: Einem Kind Angst vor der "bösen" Sonne ein zu reden ist ein Verbrechen am Kind. Schutz ja, aber keine Angst!
    Ein Mitbenutzer
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  • Albatros
    Sehr geehrter Herr Quack, nun, Sie haben in Ihrem einseitig leicht durchschaubaren Artikel alles dazu beigetragen, damit die Angst vor Demokratie definitiv nicht weniger wird. Wer sich so leichthändig und ganz bewusst mit scheinlogischen Begründungen vom journalistischen Handwerk verabschiedet und stattdessen der bevormundenden Haltungsschreiberei das Wort redet, legt damit die Axt an die Wurzel der Pressefreiheit. Die Angst in diesem Land ist soweit gekommen, dass eine Linkenvorsitzende S. Wagenknecht wegen ihrer kritischen Meinung zur Regierung in die Naziecke geschoben wird und dies zum Teil aus den eigenen Reihen. Die Angst in diesem Land beschränkt sich bei vielen Menschen darauf, einfach den Mund zu halten. Die eigene Meinung ist, soweit diese vom Main-Stream abweicht, nicht gewünscht. Sofern trotzdem geäußert wandert diese in die eigens hierfür vorgefertigte rechte Schublade; dafür sind Medien wie Politik gleichermaßen verantwortlich.
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  • folker.quack@mainpost.de
    Sehr geehrter Herr Albatros, ich kann Ihre Zeilen nicht nachvollziehen. Wo sind meine Ausführungen scheinlogisch? Da hätte ich gerne mal erklärt. Wieso verabschiedet sich mein Kommentar vom journalistischen Handwerk? Ich formuliere meine Meinung zu einem gesellschaftlichen Phänomen. Diese Meinung muss niemand teilen, sie ist ein Angebot. Und sie steht gerade dafür, dass Meinungen - auch die Ihre - erwünscht sind in einem demokratischen Prozess. Mir geht es um einen fairen Wettbewerb von Lösungen unserer Probleme. Und der sollte von Hoffnung statt von Angst getragen sein. Warum habe ich ausgeführt. Die rechte Schublade haben Sie gezimmert. Ich brauche die nicht, will da auch niemanden reinstecken. Beste Grüße Folker Quack
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  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • reglim
    Ein ängstliches Volk regiert sich leichter. Da werfe ich den Regierenden pure Absicht vor. Genauso sollte es werden, genauso soll es sein und auch bleiben. Aus Angst vor der Zukunft, aus Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, muckt niemand wirklich auf, sondern erträgt geduldig all den Frevel der Machthabenden. Die Medien mischen fleißig mit. Aufklärung geschieht nur selten. Wir können uns alles kaufen, egal, ob dafür Menschen in der dritten Welt Hunger leiden. Außerdem gibt es günstig Kredite und somit die nächste Angstspirale, die sich unaufhörlich dreht. Bildung wird nicht wirklich, sondern nur scheinbar gefördert. Nicht informiert sein schürt Ängste. Es liegt an den Menschen, sich zu bilden, sich zu informieren und sich somit zumindest einen Teil der Ängste zu nehmen. Ja und nun kann man mich als Schwarzseher bezeichnen und ja, es gibt Positives in unserer Gesellschaft. Die Politik zählt definitiv nicht dazu – unsere Volks(ver)treter.
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  • pmueller55
    Genau gebt allen Bürgern, am Besten noch als Beilage der Main Post, eine rosa Brille. Die uns allen die Welt schöner und bunter macht. Nichts aber auch garnichts kann über die depressive Allgemeinstimmung hinweg täuschen. Rentenniveau 48 % dann wird das bischen auch noch versteuert. Die Politiker erhöhen ihre Diäten regelmäßig und langen bei den Pensionnen nochmal richtig hin. Dann die völlig mißlungene Flüchtlingspolitik, das Verhalten der Arbeitgeber, nur noch Zeitverträge etc. Hoffnung, klar - setzt man die Brille ab sind sie wieder da, die Ängste und Sorgen.
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