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Entwicklungshilfe allein kann Afrika nicht retten

Von Simon Kaminski

red.politik@mainpost.de

 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:15 Uhr

Afrika ist der Kontinent der Zukunft.“ Das liest man – gerne mit Ausrufungszeichen – immer wieder. Und zwar seit Jahrzehnten. Sicher, es gab und gibt immer wieder Erfolgsgeschichten, der regelmäßig prophezeite große Aufbruch für den weltweit drittgrößten Kontinent mit seinen fast 890 Millionen Menschen ist bis heute für viele Afrikaner bestenfalls eine vage Verheißung. Vom „gescheiterten Kontinent“ sprechen andere. Sie verweisen auf Kriege, nimmersatte Diktatoren und eine alles blockierende Korruption, die dafür sorge, dass Entwicklungshilfe stets in dunklen Kanälen versickert. Aber auch diese Sichtweise wird der Realität in vielen der 54 afrikanischen Staaten nicht gerecht.

Wie tief die Probleme jedoch liegen, zeigt sich dieser Tage am Beispiel zweier Länder, in denen gewählt wurde. Es galt bereits als Erfolg, dass die Bevölkerung in Mali aufgerufen war, ihre Stimme abzugeben. Schließlich tobt in Teilen des Landes ein Bürgerkrieg. Doch Angriffe auf Wahlbüros überschatteten den Wahltag. Auch in Simbabwe ist die Freude über die ersten freien Wahlen seit vier Jahrzehnten getrübt. Ob der Weg zu einer stabilen Demokratie nach der Herrschaft des Despoten Robert Mugabe gelingt, ist völlig ungewiss. Die Anhänger der verschiedenen politischen Lager stehen sich – wie auch in Mali – unversöhnlich gegenüber.

Gefangen in einem Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt

Nicht nur weltanschauliche Differenzen, auch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Ethnien oder Religionen birgt Strengstoff in Afrika. Der äthiopisch-deutsche Unternehmensberater und Buchautor Asfa-Wossen Asserate, der 1968 aus politischen Gründen aus seiner Heimat geflohen ist, beklagt, dass in den zweitausend Sprachen des Kontinents der Begriff „Gegner“ nicht existiere: „In Afrika gibt es keine Gegner, da gibt es nur Feinde, und die will man vernichten.“ Das mag zugespitzt klingen, aber viele nahezu unregierbare Staaten – wie Nigeria oder eben Mali – sind gefangen in einem Teufelskreis aus Hass, aus Gewalt und Gegengewalt.

Hinzu kommen ökonomische Katastrophen. Beispiel Sambia: Obwohl das Land mit den drittgrößten Kupfervorkommen der Welt gesegnet ist, gilt es als eines der ärmsten Länder. Multinationale Konzerne beuten die Kupferminen aus. Die Unternehmen werden reich, zahlen aber kaum Steuern. Die Regierung lässt sie gewähren. Sambia ist kein Einzelfall.

Aber es gibt auch Gegenbeispiele. In Ghana wächst die Mittelschicht. Interessante Geschäftsideen locken Investoren an. Noch immer aber hat die EU kein schlüssiges Konzept, wie ein Engagement in Afrika aussehen muss, von dem beide Seiten profitieren.

Kenia ist bis über beide Ohren bei China verschuldet

Es ist an der Zeit, dass sich klassische Entwicklungshilfe auf besonders arme, durch Kriege und eine rasant wachsende Bevölkerung gelähmte Staaten konzentriert. Für Länder, die positive Ansätze zeigen, sollte es maßgeschneiderte Kooperationen mit der Wirtschaft, aber auch Behörden geben, anstatt die Märkte mit westlichen Produkten zu überschwemmen. Auf diese Weise könnten auch Fluchtursachen bekämpft werden. Das hat die EU im Prinzip erkannt. Die Umsetzung dieser Strategie geht allerdings nur schleppend voran.

In diese Lücke stößt China. Peking ist es egal, ob die Bevölkerung durch eine autoritäre Regierung unterdrückt wird. Es genügt eine gewisse Stabilität, um milliardenschwere Wirtschafts-, aber auch Ausbildungsprogramme anzuschieben. Misslingt ein Geschäft, übernimmt Peking die Verluste des Unternehmens. Die finanzschwachen Länder Afrikas drohen dabei in ein fatales Abhängigkeitsverhältnis zu geraten. Schon jetzt ist beispielsweise Kenia bis über beide Ohren bei China verschuldet.

Europa hat dieser Entwicklung lange desinteressiert zugesehen. Jetzt wird die Zeit knapp.

 
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