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Ende der Plagiatsaffäre um Schavan
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 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:33 Uhr

Fast schon bezugsfertig ist der Neubau des Forschungs- und Bildungsministeriums am Berliner Spree-Ufer in unmittelbarer Nähe des Kanzleramtes. Eine bessere Lage im Regierungsviertel gibt es kaum. Annette Schavan, die im Mai 2012 als Ressortchefin den Grundstein für den Neubau gelegt hat, wäre gerne auch in diesem Jahr in den repräsentativen Bau eingezogen.

Doch daraus wird nichts. Ihre Nachfolgerin Johanna Wanka darf das Ministerbüro in der Leitungsebene beziehen. Vor etwas mehr als einem Jahr, am 9. Februar 2013, trat Schavan als Ministerin zurück, nachdem ihr die Universität Düsseldorf ihren Doktortitel wegen Plagiaten aberkannt hatte. „Das Amt darf nicht beschädigt werden“, sagte sie damals zur Begründung.

Politisch hatte die 58-jährige Christdemokratin damit einen Schlussstrich unter die Plagiatsvorwürfe gezogen, am gestrigen Donnerstag folgte nun auch das vorläufige juristische Ende der Affäre. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht wies ihre Klage gegen die Aberkennung des Titels durch die Universität ab. Die Ex-Ministerin, die der Verhandlung nicht bewohnte, wehrte sich gegen den Beschluss des Fakultätsrats der Philosophischen Fakultät, der ihr „vorsätzliche Täuschung“ vorwarf.

Die damalige Doktorandin habe bei ihrer im Jahr 1980 verfassten Promotion zum Thema „Person und Gewissen“ „systematisch und vorsätzlich“ gedankliche Leistungen vorgegeben, „die sie in Wirklichkeit nicht selbst erbracht hatte“. Schavan wies dies stets zurück, räumte allenfalls „Flüchtigkeitsfehler“ ein.

Bis zu ihrem Rücktritt gehörte die gebürtige Rheinländerin aus Neuss zu den engsten Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Als stellvertretende CDU-Vorsitzende (seit November 1998) und Forschungs- und Bildungsministerin (seit 2005) war sie in der Partei wie in der Regierung in führenden Positionen tätig und unterstützte den Kurs Merkels der Modernisierung seit der CDU-Parteispendenaffäre 1999/2000.

„Das Amt darf nicht beschädigt werden.“
Annette Schavan zu ihrem Rücktritt als Bundesbildungsministerin

Schon als 17-Jährige war die gläubige Katholikin der CDU beigetreten, erste politische Erfahrungen sammelte sie im Stadtrat von Neuss. In Bonn und Düsseldorf studierte sie Erziehungswissenschaften, Philosophie und Katholische Theologie, danach war sie bei der bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk, beim Generalvikariat Aachen und in der CDU-Zentrale als Bundesgeschäftsführerin der Frauen-Union tätig, von 1991 bis 1995 stand sie schließlich an der Spitze des Cusanuswerkes. Der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel (CDU), holte sie 1995 als Ministerin für Kultus, Jugend und Sport nach Stuttgart, wo sie sich rasch als Wortführerin der konservativen Bildungspolitiker profilierte. Schavan verteidigte das dreigliedrige Schulsystem, setzte das achtjährige Abitur durch und drängte in der ersten Föderalismuskommission darauf, dass der Bund kein Mitspracherecht in der Bildungspolitik erhält.

Nach dem Rücktritt ihres Förderers Teufel im Jahr 2004 wollte sie CDU-Chefin und Ministerpräsidentin von Baden-Württemberg werden, doch in einer internen Urwahl unterlag sie dem damaligen Fraktionschef Günther Oettinger. 2005 berief sie Angela Merkel ins Bundeskabinett.

Unter Schavan gewann die Bildungs- und Forschungspolitik enorm an Gewicht. Es gelang ihr, die Mittel für ihren Etat deutlich zu erhöhen. Dagegen lehnten die Länder ihren Vorstoß ab, das von ihr einst durchgesetzte strikte Kooperationsverbot im Hochschulbereich zu lockern.

Bei der Bundestagswahl gewann sie ihren Wahlkreis Ulm mit großem Vorsprung. Doch als Hinterbänklerin wollte sie nicht enden. Anfang Februar wurde bekannt, dass sie im Sommer nach Rom wechselt – als neue deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Auch ohne Doktortitel.

 
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