zurück
Ein wahrer Konservativer
West LB- Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags       -  Friedrich Merz ist trotz Angela Merkelein politischer Mensch geblieben.
Foto: Federico Gambarini (dpa) | Friedrich Merz ist trotz Angela Merkelein politischer Mensch geblieben.
Rudi Wais
Rudi Wais
 |  aktualisiert: 10.12.2017 03:01 Uhr

Mit Geld kann man Friedrich Merz nicht ködern. Verglichen mit den Summen, die er bei dem US-Vermögensverwalter Blackrock bewegt und verdient, sind 10 700 Euro im Jahr für den Aufsichtsratsvorsitz bei der Flughafengesellschaft Köln/Bonn nur ein besseres Taschengeld. Die zweite neue Aufgabe, die der 61-Jährige nun in seiner nordrhein-westfälischen Heimat übernehmen soll, ist ohnehin ehrenamtlicher Natur. Als Berater der Landesregierung wird Merz sich um die transatlantischen Beziehungen kümmern und um die Folgen des Brexits für die Wirtschaft an Rhein und Ruhr. Spekulationen, er bereite damit seine Rückkehr in die aktive Politik vor, weist der Sauerländer allerdings zurück. Er wolle lediglich professionelle Hilfe leisten, beteuert er in der „Bild“-Zeitung. „Das bedeutet absolut kein Comeback als Politiker.“ Freunde sind sich da nicht ganz so sicher. „Er ist mit seinem Leben, so wie er es jetzt führt, zufrieden“, sagt einer von ihnen. „Das heißt aber nicht, dass er kneifen würde, wenn man ihn braucht.

“ Ein Konservativer im besten Sinne, politisch erfahren und ökonomisch beschlagen: Nicht von ungefähr hat der frühere Industriepräsident Hans-Olaf Henkel ihn gerade erst als Nachfolger für Angela Merkel ins Spiel gebracht und damit auch vielen Konservativen in der Union aus der Seele gesprochen: „Ich kenne nur ein CDU-Mitglied, dem ich heute zutrauen würde, dieser Partei den nötigen Richtungswechsel glaubhaft zu verordnen – Friedrich Merz.“ Der Mann, der die Steuererklärung auf Bierdeckelgröße schrumpfen lassen wollte und den Begriff von der deutschen Leitkultur etablierte. Der Mann auch, der reden konnte wie kein Zweiter in seiner Partei und dem in der jungen Berliner Republik alle eine große Zukunft prophezeiten, ehe Angela Merkel ihn nach der verlorenen Bundestagswahl 2002 kühl abservierte, um selbst Fraktionsvorsitzende zu werden. Vorgänger Merz war, wenn man so will, ihr erstes Opfer auf dem Weg zur Kanzlerschaft und sein späterer Rückzug aus dem Bundestag nur folgerichtig.

Der ehemalige Richter, mit einer Richterin verheiratet und Vater von drei Kindern, wechselte zu einer großen Anwaltskanzlei, übernahm Mandate in den Beiräten großer Konzerne und den Vorsitz des Vereins „Atlantik-Brücke“, der sich für einen guten Austausch mit den USA einsetzt. Gerüchte, er wolle seine eigene Partei gründen, dementierte der Zwei-Meter-Schlaks damals so scharf wie regelmäßig, auch einen Wechsel zur FDP lehnte er ab. Seit März 2016 ist er Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochter von Blackrock. Merz, der Unvollendete, aber ist ein politischer Mensch geblieben, der Bücher schreibt und Vorträge über die Weltläufe hält. Nur Parteitage besucht er keine mehr – und solange Angela Merkel CDU-Vorsitzende ist, wird sich daran auch nichts ändern. Foto: Federico Gambarini, dpa

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Rudi Wais
Bundeskanzlerin Angela Merkel
CDU
Deutscher Bundestag
FDP
Friedrich Merz
Hans-Olaf Henkel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top