Gold verflucht und angerufen in unzähligen Gebeten, verehrt von den Kapitalisten und geliebt von den Kurtisanen, erhöre uns.“ Es klang wie ein zynisches Gebet, gerichtet an den schnöden Mammon. Doch nach diesen Zeilen aus Paul Lafargues „Die Religion des Kapitals“, die der Bürgerchor vortrug, folgte nicht etwa Kapitalismuskritik auf der Bühne, wie man sie schon seit Molieres „Der Geizige“ kennt. Kein Wunder, war doch der Hauptdarsteller an diesem Abend ein Ex-Notenbanker: der Würzburger Ökonom und ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Professor Otmar Issing. Und der brach im ersten Teil der Diskussionsreihe, die noch bis April unter dem Titel „Von Geld und Götzen“ am Mainfrankentheater läuft, eine Lanze für die Erfindung Geld, die freie Marktwirtschaft und das Zinssystem.
„Dämonisch“ nannte schon Richard Wagner den Begriff des Geldes. Und er ist nicht der Erste, der Kapital und die, die damit arbeiten, verteufelt. Schon in der Bibel heißt es, erinnert Issing, es sei leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme. Ein ausdrückliches Verbot des Darlehenszinses – allerdings nur unter Israeliten – finde sich bereits in der Thora. Und auch im Christentum war das Zinsnehmen eine Kapitalsünde.
Da keine Wirtschaft und keine Gesellschaft ohne das Instrument des Kredits auskommen könne, habe man schnell eine Lösung gesucht, um die Zinssünde zu vermeiden und das Geldverleihen doch zu ermöglichen. Issing erklärt, wie im Zinsgesetz von 1255 Nichtchristen das Zinsgeschäft erlaubt wurde und so das Geldverleihen zum Hauptgeschäftsfeld der Juden wurde, wobei ihnen viele andere Rechte verwehrt blieben. Angesichts des ständigen Spannungsverhältnisses zwischen Gläubigern und Schuldnern, habe sich die Ausgrenzung der jüdischen Minderheit als „tödliche Falle“ erwiesen.
Das Image des Geldverleihers sei bis heute nicht viel besser geworden. Heute manifestiere es sich, im Feindbild des „gierigen Bankers“. Das kapitalistische System in Bausch und Bogen zu verbannen sei gängige Praxis. „Wie eine Monstranz“ trage die Occupy-Bewegung entsprechende Parolen vor sich her, entrüstet sich Issing. Als Antikapitalist erweist sich derzeit auch Papst Franziskus, der in einem apostolischen Schreiben mitteilt, „die Anbetung des antiken goldenen Kalbs hat im Fetischismus des Geldes und der Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht einen erbarmungslosen Nachfolger gefunden“.
Ganz im religiösen Sinne, das Geld zu verteufeln, werde es häufig für alles Böse in der Welt verantwortlich gemacht. Doch würde das stimmen, so Issings Theorie, müsste sich alles Übel in der Welt, von Verbrechen über Neid bis hin zu Armut, in Luft auflösen, wenn man Geld und Zins einfach abschaffen würde. Doch so einfach ist es nicht. „Alle Versuche, das Geld abzuschaffen, in der Absicht, die Welt gerechter zu machen, sind in meist traumatisierender Weise gescheitert“, sagt Issing und erinnert an die Terror-Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha, die einen entsprechenden Versuch unternahmen.
„Das Medium Geld ist schlichtweg unentbehrlich“, so die Schlussfolgerung des Ökonomen. Als Zahlungsmittel, als Instrument des Werterhalts und als Recheneinheit. Diese drei Grundfunktionen können laut Issing aber nur bei stabilen Verhältnissen erfüllt werden.
Wie zerstörerisch sich wirtschaftliche Instabilität auf eine Gesellschaft auswirkt, zeige das Beispiel Deutschlands. Die Deutschen seien, so Issing, bis heute geprägt von zwei monetären Katastrophen – der Hyperinflation von 1923 und der Untergang der Reichsmark 1948 – in der sie nicht nur ihr Geldvermögen verloren hätten. Die Inflation von 1923 habe das Bürgertum zerstört und auch den Aufstieg Hitlers begünstigt. Aus Stefan Zweigs zeitgenössischem Buch „Die Welt von Gestern“ zitiert Issing: „Nichts hat das deutsche Volk so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.“
Die Zeiten der Instabilität hätten auch die für Ausländer nur schwer nachvollziehbare, beinahe emotionale Bindung zur D-Mark begründet, die zum Synonym für Stabilität geworden ist. „Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle Deutschen glauben an die Bundesbank, die Hüterin der D-Mark“, zitiert Issing den ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jacques Delors. Auch der Euro werde den Erwartungen an eine stabile Währung gerecht, meint Issing. Wenngleich er die politischen Erwartungen an die Gemeinschaftswährung als „Überhöhung des Geldes“ bezeichnet, wie sie sich in einer Äußerung des ehemaligen portugiesischen Ministerpräsidenten António Guterres zeigt: „Du bist Petrus der Fels, auf dir will ich meine Kirche bauen. Du bist der Euro und auf dieser Währung wollen wir unser Europa bauen.“
So sehr Issing die Idee Geld schätzt, so wenig kann er neuen Zahlungsformen etwas abgewinnen. Regionalgeld, wie beispielsweise der „Grabfelder“, der in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) in einigen Geschäften akzeptiert wird, sei „in der Verwendbarkeit sehr begrenzt“ und damit das Gegenteil zur Idee des Euro. „Regionale Tauschzonen werden sich nie durchsetzen“, meint Issing. Auch an eine Zukunft der sogenannten Bitcoins, eine virtuelle Währung, glaubt er nicht. „Mit Algorithmen lässt sich kein Geldsystem begründen“, prophezeit er, „das wird zusammenbrechen.“ Foto: Schwarzott
Professor Otmar Issing
Der Ökonom und ehemalige EZB-Chefvolkswirt wurde 1936 in Würzburg geboren. Er schloss 1961 sein Volkswirtschaftsstudium mit einer Dissertation über monetäre Probleme der Konjunkturpolitik in der EWG ab und habilitierte sich mit einer Arbeit über Leitwährung und internationale Wirtschaftsordnung. Nach 1990 war er Chefvolkswirt im Zentralbank-Rat der Deutschen Bundesbank und wechselte dann ins Direktorium der Europäischen Zentralbank. 2006 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Text: ben
Diese stabilen Verhältnisse werden durch Zins und Zinseszins jedoch selbst unterhöhlt.
Eponentielle anwachsende (Staats-) Schulden führen zu periodisch sich wiederholdenden Wirtschaft- und Schuldenkrisen und diese führenihrerseits häufig zu Kriegen und Zerstörung.
Diese Erfahrung haben vermutlich auch unsere Vorfahren immer wieder gemacht daher wurde in allen drei großen Weltreligionen ein Zinsverbot ausgesprochen.
Auch bei Christen war bis in das 18. Jahrhundert hinein durch päpstliche Erlasse das Nehmen von Zinsen generell verboten.
Ich denke dies sind die Erfahrungen vieler Generationen die man nicht leichtfertig abbügeln sollte.
Auch Philosophen wie z.B. Aristoteles sollen gewettert haben:
"So ist der Wucher hassenswert, weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht und nicht aus dem, wofür das Geld da ist."
Noch nicht einmal ihre Namen werden hier genannt!
Namen wie die von Professoren wie Bernd Senf, Jürgen Kremer, Dieter Suhr, Helge Peukert, und Franz Hörmann. Diese stützen sich nicht auf Vorschriften aus heiligen Büchern - nein sie argumentieren ganz rational und folgern z.B. das Zins- und Zinseszins zu einem Wachstumszwang führt.
Dies zu einer stetigen Zerstörung von Lebensgrundlagen.
Zu den Kritikern zählt z.B. auch der Club of Rome
http://www.humane-wirtschaft.de/club-of-rome-prangert-das-bestehende-geldsystem-an/
Heutige Volkswirtschaftler tun sich besonders schwer ihre Grundannahmen zu hinterfragen.
Prof. Senf beschreibt in einem seiner Vorträge wie schwer im es selbst viel dies zu tun.
Bernd Senf 1. Die Blindheit der Ökonomie gegenüber dem Geld
http://www.youtube.com/watch?v=U5hXa1MYGOg
Andere wie z.B. Physiker wie Prof. Kremer, Rechts- und Moralphilosophie wie Prof. Suhr tun sich da leichter.
Näheres dazu:
https://lobbypedia.de/wiki/Otmar_Issing
Als Anhänger der Glaubensrichtung Monetarismus trug er dazu bei daß der Deregulierung der Banken, er ist mitverantwortlich für deren neoliberalen Kurs in der Geldpolitik die zur Finanzkrise führte.
Als Propagandist der völlig freien Finanzmärkte der zügellosen Globalisierung etc. ist der fundamentalistische Monetarist - wie z.B. auch Margaret Thatcher, Ronald Reagan und anderer - nicht nur Mitverursacher sondern auch Profiteur der Finanzkrise.
Angela Merkel lässt sich nicht nur von ihm ebenso beraten wie vom Deutschland-Chef von Goldman Sachs Alexaner Dibelius.
Erwin Pelzig erklärt mal einige Verbindungen an der Tafel:
http://www.youtube.com/watch?v=XXLlrd5dKQc