Die katholische Kirche steckt in einer tiefen Krise. Der träge Koloss bröckelt seit Jahren bedenklich. Trotz zunehmender Einsturzgefahr scheint eine dringend nötige Sanierung der Institution Kirche allerdings so wahrscheinlich wie die Zusammenlegung von Weihnachten und Ostern. Trotz aller aufkeimenden Rufe nach Veränderung von reformwilligen Bischöfen: Die konservativen Kräfte bestimmen nach wie vor den Kurs. Immerhin: Der Druck von innen und außen nimmt zu. Jüngster Beleg dafür ist der Offene Brief von neun namhaften Theologen und Katholiken an Kardinal Reinhard Marx. Ihre Forderung: mutige Reformen.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist nicht zufällig gewählt. Denn in wenigen Tagen treffen sich die Vorsitzenden sämtlicher Bischofskonferenzen zu einer Konferenz mit Papst Franziskus im Vatikan. Auf der Tagesordnung stehen die weltweiten Missbrauchsskandale der vergangenen Jahre - und die Konsequenzen daraus.
Vor allem die hierzulande von den katholischen Bischöfen in Auftrag gegebene Missbrauchsstudie hatte im vergangenen Herbst teils erschütternde Ergebnisse hervorgebracht. Die Unterzeichner des Offenen Briefes bitten den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz nun eindringlich, in Rom Klartext zu reden: "Missbrauch in unserer Kirche hat auch systemische Gründe. Die Aussicht auf Macht in Männerbünden zieht Menschen aus Risikogruppen an. Sexuelle Tabus blockieren notwendige Klärungs- und Reifungsprozesse." Diese "vormoderne Ordnung der Kirche" trägt eine große Mehrheit der Katholiken nicht mehr mit. Konsequenz: Zigtausende kehren der Kirche jedes Jahr den Rücken.
"Machen Sie einen Neustart mit der Sexualmoral"
Die renommierten Briefschreiber belassen es nicht bei ihrer berechtigten Kritik. Sie liefern Kardinal Marx und seine Bischofskollegen zahlreiche Lösungsvorschläge - lauter oft schon geäußerte Selbstverständlichkeiten, nur nicht für die katholischen Kirche: "Nehmen Sie Ihre geistliche Vollmacht für mutige Reformen in Anspruch. Binden Sie sich selbst durch echte Gewaltenteilung – das passt besser zur Demut Christi und in den Rahmen der für alle geltenden Gesetze. Bauen Sie die Überhöhungen des Weiheamtes ab, und öffnen Sie es für Frauen. Stellen Sie den Diözesanpriestern die Wahl ihrer Lebensform frei, damit der Zölibat wieder glaubwürdig auf das Himmelreich verweisen kann. Hören Sie auf das Zeugnis der Bibel und auf die Erfahrungen von Gläubigen, und machen Sie einen Neustart mit der Sexualmoral – eine verständige und gerechte Bewertung von Homosexualität inklusive."
Doch wer soll der katholischen Kirche jenen Schub verleihen, den Sie so dringend benötigt, um sich aus dem Schlamassel zu befreien? Der „Franziskus-Effekt“, auf den manche in der Amtskirche gesetzt hatten, ist längst verpufft. Die Hoffnung, dass der populäre Papst mit seinem bescheidenen Auftreten eine anhaltende Aufbruchstimmung entfacht, hat sich als trügerisch erwiesen. Und den meisten Bischöfen fehlen Mut und Wille zu grundlegenden Veränderungen.
Immerhin: Im Gegensatz zu vielen gescheiterten Reformbemühungen in der Vergangenheit gibt es diesmal wenigstens einen Hauch von Hoffnung. Er speist sich unter anderem aus der Haltung mehrerer Bischöfe. So sieht der neue Oberhirte der Diözese Würzburg, Franz Jung, die Kirche vor einem radikalen Wandel. "Vieles, auf das wir uns vielleicht auch zu sehr verlassen haben, wird wegbrechen." Es gelte, neue Formen der Glaubensvertiefung zu finden.
"Ein einfaches ,Weiter so!' als Kirche kann es nicht geben"
Jungs Limburger Kollege Georg Bätzing hat öffentlich zu einer raschen Erneuerung der katholischen Kirche aufgerufen. "Ein einfaches ,Weiter so!' als Kirche kann es nicht geben", mahnt der Bischof. "Alle sehen: es braucht Veränderung!" Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sieht seine Kirche ebenfalls vor einer "epochalen Herausforderung". Die klerikalen Machtstrukturen sind für ihn ein überkommenes Relikt der Vergangenhiet: "Um Machtmissbrauch zu verhindern, muss Macht geteilt und kontrolliert werden."
Wer das hört, könnte fast glauben, so unwahrscheinlich sei die Zusammenlegung von Ostern und Weihnachten vielleicht doch nicht...
Die Zahl der Katholiken in Europa mag für die Weltkirche zwar marginal sein. Aber nicht die finanzielle Leistung für die Finanzierung dieser Organisation.
Und es bedeutet jetzt eben nicht "dem mainstream" folgen, wenn auf die wirkliche Lehre Jesu verwiesen wird und die Macht und die Lebensweise des römischen Klerus als zweifelhaft eingestuft wird.
Dass die rk-Kirche an Mitgliederzahlen weltweit zulegt hat sicher auch damit zu tun, dass anderswo die Mitgliedschaft in der Kirche keine finanziellen Folgen hat im Gegensatz zu Deutschland und damit, dass in vielen Ländern im Gegensatz zu Europa die Bevölkerung insgesamt noch wächst. Aber in Lateinamerika wachsen zum Beispiel die Evangelikalen Freikirchen (auch wegen der finanziellen Unterstützung aus den USA) schneller als die Bevölkerung im Gegensatz zur katholischen Kirche.
In die Pfarrhäuser gehören auch hier Menschen, die mitten im Leben stehen, die Familienleben aus eigener Erfahrung kennen.
1. Die evangelische kirche, bei der doch das alles bereits erfüllt ist, hat doch ebenfalls mit massiven Austritten in Deutschland zu kämpfen.
1. Weltwelt - und dieser Blick über den Tellerrand fehlt in diesem "Leidartikel" aus durchsichtigen Grünen - hat nach aktuellen Zahlen, die ich aus dem Netz geholt habe, sowohl die Zahl der Katholiken zugenommen (von 1,285 Mrd auf 1,299 Mrd = + 1,1 %) als auch die der Priester; letztere bei einer gesamtzahl von rd. 415.000 zwar nur gering und 440, aber immerhin; ins Gewiht fällt bei dieser geringen Steigerung sicherlich der Rückgang in Deutschland und Europa.
und - ganz entscheidend -: Wenn die Kirche immer jedem regionalen und oft auch weltweit gesehen unbedeutendem mainstream nachgelaufen wäre, hätte sie nicht 2000 Jahre überstanden. Was bedeutet da schon das sterbende Europa mi