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Der langsame Abzug aus Afghanistan
Weiter Engagement für Afghanistan: Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (links) und Außenminister Guido Westerwelle bei der Pressekonferenz in Berlin.
Foto: dpa | Weiter Engagement für Afghanistan: Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (links) und Außenminister Guido Westerwelle bei der Pressekonferenz in Berlin.
Von dpa-Korrespondent MICHAEL FISCHER
 |  aktualisiert: 18.04.2013 20:00 Uhr

Es geht auch ohne die USA. Verteidigungsminister Thomas de Maiziere wollte nicht länger darauf warten, dass die Amerikaner über ihre Truppenpräsenz in Afghanistan nach dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes 2014 entscheiden. Jetzt schreitet Deutschland erst einmal alleine voran. Die Bundesregierung erklärte sich am Donnerstag bereit, 2015 und 2016 etwa 600 bis 800 Soldaten am Hindukusch zu belassen – vor allem für die Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee. Ab 2017 sollen es immerhin noch 200 bis 300 sein. Damit wird der Afghanistan-Einsatz voraussichtlich weiter zu den größten Auslandseinsätzen der Bundeswehr gehören.

Zögern der Amerikaner nicht hilfreich

Deutschland macht als erstes NATO-Mitglied ein konkretes Angebot für ein langfristiges Engagement. Die Entscheidung fiel am Donnerstag in einer Sitzung der für die Afghanistan-Politik zuständigen Minister mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. De Maiziere und Außenminister Guido Westerwelle gaben sie anschließend gemeinsam bekannt. Der Verteidigungsminister hatte bereits in den vergangenen Monaten durchblicken lassen, dass er das Zögern der Amerikaner nicht für hilfreich hält. Aus der Truppe bekam er Druck, weil der Abzug geplant werden muss. Derzeit sind noch 4200 deutsche Soldaten am Hindukusch. Bis zu 1200 Fahrzeuge und 4800 Container müssen nach Deutschland zurückgebracht werden.

Planungssicherheit für die Truppe

Jetzt gibt es Planungssicherheit für die eigene Truppe. De Maiziere erhofft sich aber auch ein Signal in die NATO hinein. „Deshalb warten wir auch nicht auf die Entscheidungen anderer“, sagte er. „Deutschland positioniert sich bei diesem wichtigen Thema zu Beginn und rechtzeitig.“ Die internationalen Partner forderte de Maiziere auf, ebenfalls einen angemessenen Beitrag zu der neuen Afghanistan-Mission zu leisten. „Das gilt insbesondere für Nationen, die heute schon eine gewichtige Rolle haben.“ Gemeint sind vor allem Amerikaner und Briten – die beiden einzigen Staaten, die noch mehr Soldaten in Afghanistan haben als Deutschland.

Mit 600 bis 800 Soldaten wird die Bundeswehr mindestens fünf Prozent der gesamten NATO-Truppe nach 2014 stellen. Insgesamt will das Bündnis 8000 bis 12 000 Soldaten stellen. Der deutsche Anteil würde sich damit in etwa auf dem bisherigen Niveau bewegen. Zu der Bundeswehrtruppe sollen neben Ausbildern und Beratern auch Sicherungskräfte zählen. Als Bedingungen für die Fortsetzung des Einsatzes nannte de Maiziere die Zustimmung der afghanischen Regierung, ein mit der afghanischen Regierung vereinbartes Truppenstatut, eine angemessene Sicherheitslage und ein Mandat der Vereinten Nationen.

Nach der Entscheidung können nun die Planungen für den Truppenabzug weiter vorangetrieben werden. In der türkischen Hafenstadt Trabzon am Schwarzen Meer wurde bereits ein Drehkreuz dafür aufgebaut. 80 Prozent des gesamten Materials sollen hier umgeschlagen werden. Die Truppenstärke wird erst ab Ende Februar 2014 radikal reduziert. Von den einst mehr als 5000 Soldaten sollen dann noch maximal 3300 übrig sein. In den letzten zehn Monaten des Kampfeinsatzes kehren dann noch einmal etwa 2500 Soldaten nach Hause zurück.

Ergebnisse der Arbeit sichern

Auch wenn es sich bei der Nachfolgemission offiziell nicht mehr um einen Kampfeinsatz handelt – gefährlich dürfte es in Afghanistan trotzdem bleiben. Und wie lange die Bundeswehr im Land bleiben muss, wagt heute auch niemand abzuschätzen. Eines will die Bundesregierung auf jeden Fall vermeiden: Der seit 2002 laufende Einsatz, der 52 deutsche Soldaten das Leben kostete, soll nicht vergeblich gewesen sein. „Wir wollen, dass unser mehr als ein Jahrzehnt dauernder Einsatz nachhaltig Erfolg hat“, betonte de Maiziere. „Wir wollen für die Zeit danach die Ergebnisse unserer Arbeit sichern.“

Bundeswehr in Afghanistan

Seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 ist die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz, seit 2003 in der nördlichen Provinz Kundus. Als Teil der internationalen Schutztruppe ISAF soll sie für ein stabiles Umfeld sorgen. Kundus war der erste Einsatzort der Bundeswehr im Norden. Inzwischen liegt dort der deutsche Einsatzschwerpunkt. Nach Angaben der Bundeswehr sind noch gut 4100 deutsche Soldaten in der Region Afghanistan/Usbekistan stationiert (Stand 10. April). Nach dem aktuellen Afghanistanmandat für die Bundeswehr dürfen bis zu 4400 deutsche Soldaten eingesetzt werden. Der Bundestag beschloss im Januar, das Kontingent bis Ende Februar 2014 auf 3300 Soldaten zu reduzieren. Die NATO will den Kampfeinsatz 2014 beenden und sich dann auf die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte konzentrieren. Der Einsatz in Afghanistan kostete nach Angaben der Bundeswehr bisher 52 deutsche Soldaten das Leben. Text: dpa

 
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