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HAMBURG
Der G20-Gipfel: schwierige Gäste, brisante Themen
Bernhard Junginger
 |  aktualisiert: 24.07.2017 03:51 Uhr

Angela Merkel ist um ihre Gastgeberrolle wahrlich nicht zu beneiden. Wenn sich in ihrer Geburtsstadt Hamburg ab Freitag die 20 mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt treffen, liegt mächtig Ärger in der Luft. Das gilt draußen auf den Straßen der Hansestadt, wo mehrere Tausend gewaltbereite Linksextremisten unverhohlen auf Randale aus sind. Sie drohen jene in Misskredit zu bringen, die sich völlig zu Recht um den Zustand der Welt sorgen, friedlich für einen faireren Handel, besseren Umweltschutz und gegen Ausbeutung und Unterdrückung demonstrieren wollen.

Leider sind auch unter den Staatschefs einige, die derart auf Krawall gebürstet sind, dass es für die deutsche Kanzlerin äußerst schwierig werden wird, die Gipfel-Harmonie herzustellen, die die gewaltig in Unordnung geratene Welt gerade jetzt so dringend bräuchte. Da ist US-Präsident Donald Trump, der so gerne poltert, dass er mit internationaler Kooperation – gelinde gesagt – nicht viel am Hut hat, der auf wirtschaftliche Abschottung setzt, mit Handelskriegen droht. Und mit dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ein verheerendes Signal an den Rest der Welt sendet.

Manche Gipfelteilnehmer kommen mit schweren Sorgen

In Hamburg trifft Trump erstmals auf Wladimir Putin. Der hat mit der Annektierung der Krim, im Konflikt in der Ostukraine und mit seiner Unterstützung für den syrischen Diktator Baschar Al-Assad das russische Band zum Westen bis auf Weiteres gekappt. Auch aus der Türkei kommt wahrlich kein einfacher Gast: Der zum Autokraten mutierte Recep Tayyip Erdogan, der sein Land gerade in eine Diktatur verwandelt, Deutschland mit Leidenschaft brüskiert und gegen den erklärten Willen der Gastgeber eine Kundgebung vor Deutschtürken androht.

Andere Gipfelteilnehmer kommen mit schweren Sorgen im Gepäck: Südkorea richtet seinen Blick auf den unberechenbaren Nachbarn in Norden, der gefährlich mit Atomwaffen zündelt. Nationen wie Japan, Brasilien, Argentinien oder Australien suchen nach der Aufkündigung des geplanten transpazifischen Freihandelsabkommens TPP durch Donald Trump nach neuen Handelsbeziehungen – und haben dabei vor allem die EU im Blick.

Doch die Vertreter Europas sind im Moment vor allem mit sich selbst beschäftigt – die EU sortiert sich nach dem Brexit neu, und ein nachhaltiges, gemeinsames Vorgehen in der Flüchtlingsfrage ist nicht in Sicht. Hunger, Kriege, Klimawandel und Perspektivlosigkeit vertreiben weltweit Millionen von Menschen aus ihrer Heimat – gerade in Afrika. Südafrika, der einzige Vertreter des Kontinents, um dessen Zukunft es beim Gipfel ja im Besonderen gehen soll, wird von haarsträubenden Korruptionsskandalen des Präsidenten Jacob Zuma erschüttert.

Die Weltenlenker zum Nachdenken bringen

Aber weil die Gäste so zerstritten und schwierig, die Probleme so vielfältig wie gravierend sind, wäre es grundfalsch, den G20-Gipfel als überflüssiges Polit-Spektakel abzutun. Das Format ermöglicht der Runde, ohne den Druck, dass am Ende bindende Verträge stehen müssen, Gespräche auf höchster und vor allem auf sehr persönlicher Ebene. Wem, wenn nicht der so nüchtern agierenden Bundeskanzlerin kann es gelingen, die Kollegen Weltenlenker zumindest zum Nachdenken zu bringen?

Unterstützung scheint Merkel dabei ausgerechnet aus China zu bekommen. Präsident Xi Jinping setzt auf wirtschaftliche Kooperation. Natürlich hat auch Peking zuallererst sein eigenes Wohlergehen im Blick – doch immerhin hat China erkannt, dass dieses entscheidend von partnerschaftlichen Beziehungen zum Rest der Welt abhängt. Weitere Stimmen der Vernunft und Lichtblicke: Justin Trudeau, der junge Polit-Popstar aus Kanada, und Emmanuel Macron aus Frankreich. So ist die Ausgangslage in Hamburg zwar ernst, aber keineswegs hoffnungslos. Für die Gastgeberin wären schon kleinste Annäherungen unter ihren schwierigen Gästen ein riesiger Erfolg.

 
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