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Der Deutsche Banker geht
Das berühmte Victory-Zeichen: Josef Ackermann 2004 vor Beginn des Mannesmann-Prozesses in Düsseldorf.
Foto: dpa | Das berühmte Victory-Zeichen: Josef Ackermann 2004 vor Beginn des Mannesmann-Prozesses in Düsseldorf.
Von den dpa-Korrespondenten Jörn Bender und Erik Nebel
 |  aktualisiert: 30.05.2012 19:23 Uhr

Am Ende geht er gerne. „Das waren schon zehn harte Jahre“, bilanziert Josef Ackermann (64), Noch-Chef der Deutschen Bank. Wie kaum ein anderer Banker stand der Schweizer im Rampenlicht, wie kaum ein anderer Manager war er eine Reizfigur für die Massen. „Es werden sich sicher viele freuen, dass ich noch vier Jahre bleibe. Dann haben sie jemanden, den sie angreifen können“, meinte Ackermann 2009, als sein Vertrag entgegen früherer Pläne noch einmal bis 2013 verlängert wurde. Nun ist doch schon nach der Hauptversammlung am Donnerstag Schluss.

Seine Schweizer Zurückhaltung gab Ackermann rasch auf. „Wo ist die Stimme der Deutschen Bank?“, fragte man sich Mitte 2002, wenige Wochen nach seinem Amtsantritt als Chef des größten deutschen Geldhauses. Ackermann erinnert sich: „Von da an habe ich mich geäußert und nicht alle haben es geschätzt.“

Zuletzt schwand sein Einfluss in der Bank merklich: Seinen Wunsch-Nachfolger, Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber, konnte er nicht durchsetzen. Das künftige Führungsduo aus dem Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen drückte beim Umbau der Vorstandsetage aufs Tempo und setzte mehreren Ackermann-Vertrauten den Stuhl vor die Tür. Demonstrativ treten Fitschen und Jain als Duo auf, auch wenn der Deutsche seinem indischstämmigen Partner manchen deutschen Witz noch ins Englische übersetzen muss.

Mit ungeschickten Gesten und deutlichen Worten eckte Ackermann selbst immer wieder an. 2004 reckte er im Gerichtssaal des Mannesmann-Prozesses grinsend zwei Finger zum Siegeszeichen empor (Ackermann heute: „Der Start mit Mannesmann war sicher schwierig, aber das wurde auch instrumentalisiert.“). 2005 verteidigte er ein scheinbar wahnwitziges 25-Prozent-Renditeziel und kündigte zugleich den Abbau tausender Stellen an (Ackermann heute: „Als ich die Deutsche Bank vor zehn Jahren übernommen habe, war sie ein Übernahmekandidat. Wir mussten etwas tun, was unseren Wert steigert.“)

Eine geschickte PR-Strategie polierte das Image wieder auf und auch so manche Weggefährten meinten es gut mit Ackermann. „Kontrollieren Sie bitte Ihre Finger“, soll Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth dem Topbanker bei einem Fußballspiel ins Ohr geflüstert haben, als Fotografen nach dem Victory-Schnappschuss auf einen neuen Fehlgriff lauerten.

Innerhalb und außerhalb der Bank wird anerkannt, dass der erste Ausländer an der Spitze Deutschlands bedeutendstes Geldhaus an die internationale Spitzengruppe herangeführt hat. Die Krisen überstand die Bank ohne Staatshilfe, mit Übernahmen möbelte Ackermann das lange vernachlässigte Privatkundengeschäft kräftig auf: Berliner Bank und Norisbank (beide 2006), Sal. Oppenheim (2009), Postbank (2010). Während es im Investmentbanking herbe Rückschläge gab, war das Privatkundengeschäft zuletzt eine Stütze des Konzerns.

Geboren 1948 in der schweizer Region Heidiland wurde „Joe“ Ackermann ein gefragter Gesprächspartner in Wirtschaft und Politik. Besenrein wollte er auch sein eigenes Haus übergeben. So manche Altlast – etwa in den USA – wurde per Vergleich aus der Welt geschafft. Den Dauerstreit um die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch erben Ackermanns Nachfolger. Gut 800 Millionen Euro wollte das Institut dann doch nicht für etwas zahlen, wofür man sich in Frankfurt nicht verantwortlich fühlt.

Seine Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender zu kontrollieren, schien reizvoll. Doch letztlich entschied sich Ackermann gegen ein weiteres Engagement. „Ich wollte schon 2009 aufhören, habe mich aber immer wieder in die Pflicht nehmen lassen. Das kann man auch kritisch sehen“, sagt der Manager. Deutschland will der Schweizer mit seiner Frau Pirkko aber verbunden bleiben: „So schnell werden Sie uns nicht los.“

Ackermanns Erben

Nach dem Abschied von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann setzt der deutsche Branchenprimus auf ein Führungsduo aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Auch die Aufsichtsratsspitze wird mit Paul Achleitner neu besetzt. Ackermanns Erben:

Anshu Jain (49), der „Geldmacher“. Viele Jahre verdiente der oberste Investmentbanker die Milliarden für die Deutsche Bank und wurde deswegen als Ackermanns Kronprinz gehandelt. Dass es zuletzt in der Sparte des smarten Inders nicht rund lief, kam bei Ackermanns letzter Bilanz im Februar ausführlich zur Sprache. Zugleich versicherte Ackermann, sein Vorstandskollege hätte in jedem Fall weiter „eine ganz prominente Rolle“ in der Bank gespielt. Nach einer Station bei Merrill Lynch kam Jain 1995 zur Deutschen Bank nach London. Gemeinsam mit seinem Förderer Edson Mitchell machte er das Institut zu einer der führenden Investmentbanken weltweit. Ob er als Vorbereitung auf den Chefposten Deutsch lerne, wurde der Vater zweier Kinder immer wieder gefragt. Die Antwort des passionierten Cricket-Spielers: ein breites Lächeln.

Jürgen Fitschen (63), der „Politiker“. Der Firmenkundenchef ist in Wirtschaft und Politik bestens vernetzt. Als Gegengewicht zu Jain, so unkten viele, solle er als „Grüßonkel“ die deutsche Öffentlichkeit beruhigen. Doch Jain und Fitschen verstehen sich als Team, daran lassen beide keinen Zweifel. Fast 40 Jahre alt war der Niedersachse Fitschen, als er von der Citibank zum größten deutschen Geldhaus wechselte. Seit 1987 arbeitet der Wirtschaftswissenschaftler für die Deutsche Bank.

Paul Achleitner (55), der „Ruhige“. Polternde Auftritte sind seine Sache nicht. Als Finanzvorstand von Europas größtem Versicherer Allianz sorgt Achleitner seit zwölf Jahren mit einer geschickten Anlage der Versichertengelder dafür, dass die Krisen der vergangenen Jahre seinen Arbeitgeber nicht aus der Bahn warfen. Als Kontrolleur sitzt der Österreicher in den Aufsichtsräten von Bayer, Daimler und RWE. Bei der Deutschen Bank könnte er ein Gegengewicht zu Jain bilden. TEXT: dpa

 
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