Dieses Wochenende waren wir bei Freunden zum Grillen eingeladen. Sie wollten den Bayern-Bonus von 500 Euro feiern, den der Freistaat am 1. August allen Beamten gezahlt hat. 500 Euro, ein Geldgeschenk kurz vor der Wahl? Gibt es tatsächlich. Der Bayerische Landtag hat es ohne Gegenstimme beschlossen. Die Einmalzahlung sei Teil der jüngsten Tariferhöhung, heißt es im Finanzministerium. Allerdings gibt es sie nur in Bayern. Ein Geschmäckle will CSU-Chef Horst Seehofer nicht erkennen. Im Zweifel würden die Leute halt das Geld einstecken und ihn trotzdem nicht wählen, vermutet er. Könnte natürlich sein. Bratwurst, Steaks und Bier haben jedenfalls gut geschmeckt.
Und noch ein Wahlgeschenk: Im Landkreis Bad Kissingen hat ein Modegeschäft anlässlich des Besuchs von Staatssekretärin Dorothee Bär 15 Prozent Extrarabatt auf alle Schuhe angeboten. Motto: „Sie liebt Schuhe – und wir auch“.
Kontrahentin Manuela Rottmann von den Grünen hat die Anzeige für ihren Facebook-Account fotografiert – und lästert nun, dass es unter Berufung auf die CSU-Kollegin nur 15 Prozent gibt, wo der Regelrabatt in diesem Laden längst 50 Prozent beträgt . . . Grundsätzlich indes ist die Idee, Politiker in Wahlkampfzeiten als Werbefiguren einzuspannen, natürlich ausbaufähig. Muss halt passen: Mit den Roten werden die Tomaten billiger, mit den Grünen die ÖPNV-Tickets und mit den Schwarzen der Tee. So – oder so ähnlich – ließe es sich prima durch den Wahlkampf schnorren.
Eine Werbefigur, die wir längst vergessen hatten, ist in Würzburg an der Talavera aufgetaucht. Der lateinamerikanische Revolutionsheld Che Guevara schmückt Plakate, die an ideologische Kämpfe in den 70er und frühen 80er Jahren erinnern. Der Name der Partei auch: Marxistisch-Leninistische-Partei Deutschlands (MLPD). Ob die stalinistische Propaganda verfängt? Wohl eher nicht. 18 Stimmen erzielte die MLPD vor vier Jahren in Würzburg, selbst die Violetten kamen damals auf 63. Wirklich gut, dass Che das alles nicht mehr erleben muss. Fotos: Facebook, Czygan
In der Kolumne „Herr Czygan wählt“ beobachtet Redakteur Michael Czygan die Wahlkampf-Aktivitäten der Politiker abseits der großen Reden. Kritisch, aber mit Augenzwinkern.