Ferienzeit – ein guter Zeitpunkt, mal einen Blick auf die Wahlgeschenke unserer Politiker zu werfen. Nicht auf die großen Versprechungen wie Steuererleichterungen und Rentenerhöhungen. Was davon Wirklichkeit wird, steht eh in den Sternen. Betrachten wir lieber die kleinen Geschenke an den Wahlständen, vom Kugelschreiber bis zum Luftballon. Da hat der Wähler wenigstens was in der Hand.
Ein Höhepunkt vergangener Wahlkämpfe bleibt die Unterfranken-Landkarte der Grünen. Für uns Alte, die Google-Maps noch immer nicht so richtig trauen, genau das richtige Werkzeug, um Dörfer in den Haßbergen zu orten. Immer griffbereit in der Schublade liegt auch der Fahrplan der Würzburger Straßenbahn, einst ein Wahlgeschenk von Oberbürgermeisterin Pia Beckmann. Die CSU-Frau ist längst Geschichte, der Straba-Fahrplan stimmt heute noch. Die hölzerne Grillzange von Staatssekretärin Dorothee Bär und Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann aus dem Wahlkampf 2013 ist mittlerweile etwas ausgeleiert, eine Bratwurst aber packt die Zange noch.
Als Journalist muss man natürlich aufpassen mit Geschenken. Wenn du früher, als die Kinder klein waren, mit dem weiß-blauen CSU-Luftballon am SPD-Stand vorbeikamst, haben die erst wieder freundlich geschaut, als die Kleinen auch ihren roten Ballon begeistert mitnahmen. In Erklärungsnot kam unsereiner auch, als er mit einem Paul-Lehrieder-CSU-Kuli die Geschehnisse einer Grünen-Veranstaltung aufnotierte. Sorry, aber Öko-Stifte schreiben halt nicht richtig. Die Grünen haben andere Qualitäten. Früher gab's am Infostand schon mal Kondome ...
Die ersten Geschenke sind schon da
Und heuer? Die ersten Wahlgeschenke haben uns schon erreicht. So da wäre die Kräutermischung von Anja Weisgerber. Die CSU-Frau stammt aus einem Schwebheimer Kräuter-Handel, da ist ein Gewürzstreuer schon was Persönliches. Dass Parteifreunde spotten, die Umweltpolitikerin könne selbst etwas mehr Würze im Alltag brauchen, ist dann aber doch ziemlich gemein.
Die SPD hat neulich beim Parteitag „Politikwender“ vorgestellt. Die Forderung nach (geistig-moralischer) Wende war eigentlich mal ein Klassiker der Unionsparteien, jetzt haben die Sozis den Begriff adaptiert, um das Verteilen hölzerner Pfannenkratzer zu erklären. Hauptsache, das Teil ist nützlich . . .
Die Bleistifte, die Dorothee Bär verschenkt, triefen auch nur so vor Symbolik. Tief schwarz sind die Stifte, bedruckt mit einem pinken Herz und dem Slogan „#heimatliebe“. Das Ende schmückt ein bunter Glitzerstein. Herzallerliebst.
Nutzwert lässt sich den Taschentüchern nicht absprechen, die Alexander Hoffmann, CSU-Abgeordneter in Main-Spessart, auf seiner Facebook-Seite präsentiert. Allerdings weckt so ein Wahlgeschenk allerlei lästerliche Assoziationen. Und sei's nur, dass der politische Gegner unkt, Hoffmann müsse sich mit den Dingern dereinst die Tränen einer Niederlage abwischen ...