Mit den Sozialen Medien und dem Wahlkampf ist das so eine Sache. Zwar kommt heute kaum ein Politiker mehr ohne Profile bei Facebook, Twitter oder auch Instagram aus, aber es lauern beim Posten eben auch Fettnäpfchen. Die Junge Union Bayern hat es jetzt zu spüren bekommen. Via Facebook verbreitete der CSU-Nachwuchs ein Zitat, laut dem SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nach den Gewaltexzessen von Hamburg angeblich den Linksextremismus verharmlost.
Der Beitrag war eine Fälschung – und als solche auf den ersten Blick nicht wirklich zu erkennen. Schulz klagte vor Gericht – und bekam recht. Die JU musste den Beitrag löschen und darf ihn nicht weiter verbreiten. Ansonsten drohen 250 000 Euro Ordnungsgeld. Jetzt jubilieren die Genossen. Die Schweinfurterin Marietta Eder, SPD-Vize in Bayern, begrüßt den Gerichtsbeschluss und vermutet, dass die JU „nur aufgrund eigenen Frustes so tief gesunken ist“.
Für politische Aufregung zwischen Schwarzen und Roten hat dieser Tage auch der Besuch von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) gesorgt.
Da beschwerte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (Maßbach), dass sie nicht zum offiziellen Programm eingeladen war. Und nun schieben sich die Ministerin und die CSU-Abgeordnete, Verkehrsstaatssekretärin Dorothee Bär, gegenseitig den schwarzen (!) Peter zu, wer Dittmar eigentlich hätte einladen müssen. Jedenfalls bemerkenswert, wie sehr sich die Union offenbar vor einer SPD fürchtet, die bei Bundestagswahlen im Kreis Bad Kissingen in der Regel nicht mal 20 Prozent bekommt.
Ganz andere Probleme mit der Veranstaltung in Hammelburg als ihre SPD-Parteifreundin Dittmar hat Susanne Kastner aus Maroldsweisach (Lkr. Haßberge). „Wie peinlich ist das denn, mit solchen Schuhen zur Bundeswehr zu gehen“, raunzt die frühere Bundestagsvizepräsidentin Kastner ihre ehemalige Wahlkreis-Konkurrentin in einem Kommentar auf Facebook an. Dabei kennt man Bär gar nicht anders als mit extravagantem Schuhwerk. Und immerhin trug sie keine Stilettos. Ob Knobelbecher wirklich besser gewesen wären? Hätte doch arg nach Anbiederung an die Soldaten gerochen.
Sie haben es wirklich nicht leicht, unsere Politiker, im Kontakt mit dem Volke den richtigen Ton, die passende Kleidung und das richtige Verkehrsmittel zu finden. Die Würzburger Grünen haben ein Foto verschickt, das (wenn man genau hinschaut) Toni Hofreiter, den Fraktionschef im Bundestag, mit der Ortsvorsitzenden Christa Grötsch beim Straßenbahn-Fahren zum Termin in Würzburg zeigt. Pure Show oder doch mal eine Politgröße, die die eigenen Forderungen – in diesem Fall nach weniger Autos in der Innenstadt – auch wirklich lebt?
In der Kolumne „Herr Czygan wählt“ beobachtet Redakteur Michael Czygan die Wahlkampf-Aktivitäten der Politiker abseits der großen Reden – in Talkshows, im Internet und an Infoständen. Kritisch, aber mit Augenzwinkern.