zurück
Würzburg
Brexit: Kommt der Domino-Effekt?
In Großbritannien studieren       -  Beim Brexit-Referendum hat eine Mehrheit der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt. Wird sich das negativ auf Großbritannien auswirken?
Foto: Michael Hanschke | Beim Brexit-Referendum hat eine Mehrheit der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt. Wird sich das negativ auf Großbritannien auswirken?
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:52 Uhr

Das für viele Unfassbare ist geschehen: Die Briten wollen raus aus der EU.  Zum ersten Mal in ihrer Geschichte will ein Mitgliedsstaat die Europäische Union verlassen. Hat die europäische Idee ausgedient? Wird Europa jetzt zerfallen? Was kommt auf uns zu? Wir sprachen mit Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet, Professorin für Europaforschung und Internationale Beziehungen an der Universität Würzburg.

Frage: Warum haben die Briten für den Austritt gestimmt?
Gisela Müller-Brandeck-Bocquet: Dass sich in Großbritannien so viele für den Brexit entschieden haben, ist erstaunlich. Es ist bestürzend, dass so viele in einer Ideologie gefangen sind, die sich zum einen auf das Anti-Immigrationsargument stützt und zum anderen auf der Nostalgie alter, vermeintlich besserer Zeiten beruht, in denen Großbritannien noch eine Weltmacht war. Das zeigt sich darin, dass die Mehrheit der über 50-Jährigen für den Brexit – bei den über 65-Jährigen waren es über 60 Prozent – und die jüngeren Briten dagegen optiert haben. Unter den 18-24-Jährigen wollten 75 Prozent in der EU bleiben.

Wird es jetzt in der Europäischen Union ungemütlich?
Müller-Brandeck-Bocquet: Es ist ein schwarzer Tag für Europa – aber vor allem für die Briten. Für sie wird es ein bitteres Erwachen geben.

Wie sieht das bittere Erwachen der Briten aus?
Müller-Brandeck-Bocquet: Großbritannien stehen zwei Jahre eines komplizierten Scheidungsprozesses bevor. Dieser wurde im Artikel 50 des Lissabonner Vertrags festgelegt. Die komplexe Verwebung mit der EU muss aufgelöst werden. Ich erwarte, dass sich Schottland abspaltet. Großbritannien wird sich zu Kleinbritannien entwickeln. In Schottland haben 62 Prozent für einen Verbleib des Landes in der EU gestimmt.

Denken die Schotten rationaler?
Müller-Brandeck-Bocquet: Die Schotten sind sich bewusst, dass die EU ihnen etwas bringt, dass sie in ihr und von ihr profitieren können. Das kann daran liegen, dass die Politiker in Schottland die Vorteile der EU besser kommuniziert haben als in England selbst. In England gibt es darüber hinaus eine Medienlandschaft, die so polarisierend ist wie nirgendwo sonst im restlichen Europa.

Immer informiert sein und
14 TAGE GRATIS testen
  • Alle Artikel in der App lesen
  • Bilderserien aus Mainfranken
  • Nur 9,99€/Monat nach der Testphase
  • Jederzeit monatlich kündbar