Sehr geehrter Wolfgang Grupp, ich muss Abbitte leisten. Sie waren für mich viele Jahre nur der komische Onkel mit dem sprechenden und beschlipsten Affen aus der Werbung kurz vor der Tagesschau. Mit einem Nervfaktor, der nur hauchzart hinter Seitenbacher lag.
Eines schaffte der Affe aber: Er hämmerte mir ein, dass Trigema der größte Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung in diesem Land ist, der ausschließlich in Deutschland produziert – in diesem Fall auf der Schwäbischen Alb. Ich konnte die Werbung damals mitsprechen. So wie ich auch Seitenbacher nur sagen kann, wenn ich dabei die Stimme verstelle.
Jetzt, in der Corona-Krise, ändert sich vieles. Vielleicht sogar alles. Es gibt unerwartet Hässliches zu sehen, etwa die unfassbaren Ankündigungen von Adidas, Deichmann und H&M, dass ihre Filialen keine Mieten zahlen. Da geraten Dinge aus den Fugen, die Latte der Niveaulosigkeit wird jeden Tag neu gerissen. Es gibt aber zum Glück auch Schönes zu bestaunen. Da war das Beispiel Dietmar Hopp. Gestern noch im Fadenkreuz vieler Fußball-Hooligans, wiedersetzte er sich in entscheidender Position einem gewissen Donald Trump, der mal eben das geballte deutsche Impfstoff-Wissen wegkaufen wollte.
Und auch Sie, lieber Herr Grupp, sind mir gerade schlagartig sympathisch geworden. Als alleiniger Inhaber und Geschäftsführer haben Sie angekündigt, dass Ihre Firma nunmehr mit dem Nähen von Mundmasken beginnt. Bis zu 100 000 Masken pro Woche wollen Sie produzieren, alle wiederverwendbar. Zwar nicht für den intensivmedizinischen Bereich, wohl aber von Pflegepersonal, Firmen und Behörden nutzbar. Ein starkes Signal!
Trotzdem ploppten sogleich die maulenden Dauernörgler auf und unterstellten, da würde jemand aus einer Notsituation Profit schlagen. Dabei geht es doch gerade schlichtweg darum, einen Engpass zu beseitigen. Jede einzelne Maske kann Leben retten. Bei Ihnen werden sogar samstags Sonderschichten gefahren, um auf die hohe Stückzahl zu kommen. Und: Das Ganze läuft, so haben Sie öffentlich betont, unter der Überschrift kostendeckend. Um Gewinn geht es also gerade gar nicht. Auch hier: Daumen hoch!
Die Mangelware-Schande
Mit dieser Aktion versuchen Sie – wie viele andere leuchtende Beispiele auch – darauf zu reagieren, dass wir durch fehlende Vorsorge geschlittert sind. Einweghandschuhe und Mundschutz als Mangelware in einem Hochindustrie-Land. Sie baden letztlich die Fehler einer Politik aus, die in entscheidenden Bereichen versagt hat. Wir erleben gerade, was passiert, wenn man sich in lebenswichtigen Dingen von anderen abhängig macht. Wenn man vor lauter Globalisierung und Pfennigfuchserei am Ende gelackmeiert und ohne Mundschutz dasteht. Fehlende Pfennigartikel entscheiden über Leben und Tod – eine Schande!
Geahnt haben wir es schon länger: Die fehlende Vorratshaltung ist ein Webfehler der modernen Welt. Die existenzielle Abhängigkeit von Billigproduktionsländern führte schon vor Corona dazu, dass es beispielsweise viele Medikamente einfach nicht mehr gab, weil irgendwo im hinteren Hinter-Indien eine Firma Lieferprobleme hatte. Mit Beginn der Corona-Krise wurde alles noch viel dramatischer. Die Globalisierung sowie der Drang zum Dumping fielen uns jetzt mal so richtig auf die Füße.
Sie, Herr Grupp, haben sich immer ein Stück geweigert, das Spiel mitzuspielen. Ich habe es noch im Ohr: Produziert wird im Land. Seit Jahrzehnten setzen Sie konsequent auf den Produktionsstandort Deutschland und haben Erfolgt damit – es geht also.
Mein (gewandeltes) Bild von Ihnen sieht inzwischen so aus: ein Unternehmer von altem Schrot und Korn. Einer, der auch das große Ganze und nicht ausschließlich die nächsten Quartalszahlen sieht. Sonst hätten Sie es auch nicht von 1969 bis hierher geschafft. Jetzt, da wir nicht in der Lage sind, uns mit den elementaren Dingen selber zu versorgen, springen Strategien wie die Ihre um so mehr ins Auge: Die Schwäbische Alb kann’s noch. Weil stolze 100 Jahre Firmengeschichte und Ihre fast 78 Lebensjahre dafür stehen.
Zu der Aktion haben Sie mit einer wunderschönen Selbstverständlichkeit gesagt: "Wenn wir helfen können, dann helfen wir." Zu einem Zeitpunkt übrigens, als es die bundesweiten Corona-Schutzmaßnahmen noch nicht gab und als die Trigema-Geschäfte noch offen hatten. Das nur als Info für die bereits angesprochene Fraktion der maulenden Dauernörgler.
Was mich Ihr Beispiel lehrt, Herr Grupp, lässt sich mit zwei Sätzen zusammenfassen: Wir brauchen mehr schwäbische Alb. Und: Mehr Wolfgang Grupps wären auch schön – wenn es sein muss, auch mit Affen.
ja ich bin auch dafür, daß wir einige Produktionen im Land behalten. Das kostet aber Geld. Vermutlich muß der Staat aus Steuermittel solche Produkti9onen subventionieren. Ich bin gespannt, wenns um die Diskussion um Steuererhöhungen geht. Hoffentlich jubeln dann auch alle, die jetzt so tolle Kommentare schreiben.
By the way. die Daimlers und BMW in aller Welt werden auch von denen gekauft, die ihre Arbeiter zu Billiglöhnen unter menschenunwürdigen Bedingunen arbeiten lassen.
Die Medaille hat zwei Seiten.
auch wir tragen trigema Produkte
habe schon immer gerne Sendungen
angeschaut in denen herr grupp
zu gast war
er ist der deutsche Geschäftsmann
den man sich wünscht
tadelloses benehmen
und produziert in deutschland,
Bleiben Sie gesund, Sie heben das Niveau der MP deutlich.
Nicht Adidas oder s. Oliver sondern T R I G E M A sollte unsere bevorzugte
Marke sein . " Made in Germany " , keine Billigländer und beide Seiten
haben ihren Nutzen davon .
Gute Klamotten zum fairen Preis .
Bin gespannt ob wir Deutschen dies auch endlich einmal kapieren !
Wir machen doch gerade die schmerzliche Erfahrung was es bedeutet immer nur nach billig, billig, billig zu schauen.
In der jetzigen Situation sollten wir um jede produzierte Maske froh sein!!
man sollte wirklich nicht nach dem äußeren Schein beurteilen. Mir war Herr Grupp wegen seiner Heimatverbundenheit und seinem Engagement für seine Belegschaft schon immer sympatisch, Affe hin oder her.
Hoffentlich wird dem trigema-Affen aus der ARD-Werbung übersetzt, was übers Herrchen und ihn in der Zeitung stand. Einmal in der Woche so ein Beitrag und man zahlt fast gutgelaunt seinen Abo-Betrag zu Beginn des Monats. Der Samstags-Brief ist viel mehr als eine Viecherei und Wolfgang Grupp kommt dabei verdient-gut weg. So schreiben kann man nicht lernen, man hats - oder nicht...
Aber dieser Brief zeigt doch eindeutig auf wie der Mensch, auch Sie Herr Weichhan, bis vor CORONA gedacht haben.
Die wenigen,
die öffentlich gesagt haben, ich kaufe "Made in Germany" waren schon fasst in einer Schublade verschwunden, oder
die öffentlich gesagt haben Global zu denken und zu handeln tut nicht gut wurden als Unwissende in Sachen Wirtschaft abgestempelt.
Ich hoffe, dass der Mensch umdenkt und "fit und fun" nicht mehr zu seinem Lebensmittelpunkt macht!
Zur Haltung von Herrn Grupp kann man nur den Hut ziehen (auch ein altes Zeichen der Wertschätzung, welches heute nicht mehr vorkommt).
Einen Wermutstropfen hat dieser Brief nun doch.
Warum schreiben Sie die Politik hat versagt?
Ich finde die Wirtschaft und der Mensch als Verbraucher und Berichterstatter (bad new are good news) hat versagt.
Der komische Onkel mit dem Affen aus der Werbung mit Nervfaktor sagt alles.
Danke, dass Sie abbitte geleistet haben.
Ich wette nichts ändert sich nach CORONA!