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Würzburg
Samstagsbrief: 100 000 Mundmasken sind ein starkes Signal, Herr Grupp!
Man kennt ihn aus der Werbung mit einem Affen: Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Statt Bekleidung produziert er jetzt Mundmasken – ein Beispiel, das Hoffnung macht.
Mundmasken sind Mangelware. Der Bekleidungshersteller Trigema springt jetzt als eines von vielen positiven Beispielen in die Bresche und stellt wöchentlich 100 000 Stück her.
Foto: Daniel Karmann (DPA) | Mundmasken sind Mangelware. Der Bekleidungshersteller Trigema springt jetzt als eines von vielen positiven Beispielen in die Bresche und stellt wöchentlich 100 000 Stück her.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:33 Uhr

Sehr geehrter Wolfgang Grupp, ich muss Abbitte leisten. Sie waren für mich viele Jahre nur der komische Onkel mit dem sprechenden und beschlipsten Affen aus der Werbung kurz vor der Tagesschau. Mit einem Nervfaktor, der nur hauchzart hinter Seitenbacher lag.

Eines schaffte der Affe aber: Er hämmerte mir ein, dass Trigema der größte Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung in diesem Land ist, der ausschließlich in Deutschland produziert – in diesem Fall auf der Schwäbischen Alb. Ich konnte die Werbung damals mitsprechen. So wie ich auch Seitenbacher nur sagen kann, wenn ich dabei die Stimme verstelle.

Der Inhaber des Bekleidungsunternehmens Trigema, Wolfgang Grupp, mit dem Werbe-Affen im Jahr 2009 im Hauptwerk in Burladingen auf der schwäbischen Alb.
Foto: Patrick Seeger (DPA) | Der Inhaber des Bekleidungsunternehmens Trigema, Wolfgang Grupp, mit dem Werbe-Affen im Jahr 2009 im Hauptwerk in Burladingen auf der schwäbischen Alb.

Jetzt, in der Corona-Krise, ändert sich vieles. Vielleicht sogar alles. Es gibt unerwartet Hässliches zu sehen, etwa die unfassbaren Ankündigungen von Adidas, Deichmann und H&M, dass ihre Filialen keine Mieten zahlen. Da geraten Dinge aus den Fugen, die Latte der Niveaulosigkeit wird jeden Tag neu gerissen. Es gibt aber zum Glück auch Schönes zu bestaunen. Da war das Beispiel Dietmar Hopp. Gestern noch im Fadenkreuz vieler Fußball-Hooligans, wiedersetzte er sich in entscheidender Position einem gewissen Donald Trump, der mal eben das geballte deutsche Impfstoff-Wissen wegkaufen wollte.

Und auch Sie, lieber Herr Grupp, sind mir gerade schlagartig sympathisch geworden. Als alleiniger Inhaber und Geschäftsführer haben Sie angekündigt, dass Ihre Firma nunmehr mit dem Nähen von Mundmasken beginnt. Bis zu 100 000 Masken pro Woche wollen Sie produzieren, alle wiederverwendbar. Zwar nicht für den intensivmedizinischen Bereich, wohl aber von Pflegepersonal, Firmen und Behörden nutzbar. Ein starkes Signal!

Trotzdem ploppten sogleich die maulenden Dauernörgler auf und unterstellten, da würde jemand aus einer Notsituation Profit schlagen. Dabei geht es doch gerade schlichtweg darum, einen Engpass zu beseitigen. Jede einzelne Maske kann Leben retten. Bei Ihnen werden sogar samstags Sonderschichten gefahren, um auf die hohe Stückzahl zu kommen. Und: Das Ganze läuft, so haben Sie öffentlich betont, unter der Überschrift kostendeckend. Um Gewinn geht es also gerade gar nicht. Auch hier: Daumen hoch!

Die Mangelware-Schande

Mit dieser Aktion versuchen Sie – wie viele andere leuchtende Beispiele auch – darauf zu reagieren, dass wir durch fehlende Vorsorge geschlittert sind. Einweghandschuhe und Mundschutz als Mangelware in einem Hochindustrie-Land. Sie baden letztlich die Fehler einer Politik aus, die in entscheidenden Bereichen versagt hat. Wir erleben gerade, was passiert, wenn man sich in lebenswichtigen Dingen von anderen abhängig macht. Wenn man vor lauter Globalisierung und Pfennigfuchserei am Ende gelackmeiert und ohne Mundschutz dasteht. Fehlende Pfennigartikel entscheiden über Leben und Tod – eine Schande!

Geahnt haben wir es schon länger: Die fehlende Vorratshaltung ist ein Webfehler der modernen Welt. Die existenzielle Abhängigkeit von Billigproduktionsländern führte schon vor Corona dazu,  dass es beispielsweise viele Medikamente einfach nicht mehr gab, weil irgendwo im hinteren Hinter-Indien eine Firma Lieferprobleme hatte. Mit Beginn der Corona-Krise wurde alles noch viel dramatischer. Die Globalisierung sowie der Drang zum Dumping fielen uns jetzt mal so richtig auf die Füße. 

Sie, Herr Grupp, haben sich immer ein Stück geweigert, das Spiel mitzuspielen. Ich habe es noch im Ohr: Produziert wird im Land. Seit Jahrzehnten setzen Sie konsequent auf den Produktionsstandort Deutschland und haben Erfolgt damit – es geht also.

Trigema-Chef Wolfgang Grupp.
Foto: Patrick Seeger | Trigema-Chef Wolfgang Grupp.

Mein (gewandeltes) Bild von Ihnen sieht inzwischen so aus: ein Unternehmer von altem Schrot und Korn. Einer, der auch das große Ganze und nicht ausschließlich die nächsten Quartalszahlen sieht. Sonst hätten Sie es auch nicht von 1969 bis hierher geschafft. Jetzt, da wir nicht in der Lage sind, uns mit den elementaren Dingen selber zu versorgen, springen Strategien wie die Ihre um so mehr ins Auge: Die Schwäbische Alb kann’s noch. Weil stolze 100 Jahre Firmengeschichte und Ihre fast 78 Lebensjahre dafür stehen.

Zu der Aktion haben Sie mit einer wunderschönen Selbstverständlichkeit gesagt: "Wenn wir helfen können, dann helfen wir." Zu einem Zeitpunkt übrigens, als es die bundesweiten Corona-Schutzmaßnahmen noch nicht gab und als die Trigema-Geschäfte noch offen hatten. Das nur als Info für die bereits angesprochene Fraktion der maulenden Dauernörgler.

Was mich Ihr Beispiel lehrt, Herr Grupp, lässt sich mit zwei Sätzen zusammenfassen: Wir brauchen mehr schwäbische Alb. Und: Mehr Wolfgang Grupps wären auch schön – wenn es sein muss, auch mit Affen.

Einer bekommt Post: Der "Samstagsbrief"
Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur.
Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir vom Adressaten Post zurück.
Die Antwort und den Gegenbrief, den Briefwechsel also, finden Sie dann auf jeden Fall bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet die Antwort desjenigen, der den "Samstagsbrief" zugestellt bekommt, ja auch Anlass für weitere Berichterstattung – an jedem Tag der Woche.
 
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Kommentare
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  • Arcus
    trigema stellt einen Nasen Mundschutz her, der für teuer Geld verkauft wird und kaum etwas bringt.
    ja ich bin auch dafür, daß wir einige Produktionen im Land behalten. Das kostet aber Geld. Vermutlich muß der Staat aus Steuermittel solche Produkti9onen subventionieren. Ich bin gespannt, wenns um die Diskussion um Steuererhöhungen geht. Hoffentlich jubeln dann auch alle, die jetzt so tolle Kommentare schreiben.
    By the way. die Daimlers und BMW in aller Welt werden auch von denen gekauft, die ihre Arbeiter zu Billiglöhnen unter menschenunwürdigen Bedingunen arbeiten lassen.
    Die Medaille hat zwei Seiten.
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  • zer08100104
    @ Arcus: was verstehen Sie unter teuer?????
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  • altehexe
    herr weichhan danke für diesen Brief
    auch wir tragen trigema Produkte
    habe schon immer gerne Sendungen
    angeschaut in denen herr grupp
    zu gast war
    er ist der deutsche Geschäftsmann
    den man sich wünscht
    tadelloses benehmen
    und produziert in deutschland,
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  • norbert.kluepfel@gmx.net
    Ja jetzt rächt sich "Geiz ist geil" billig, billig, billig so musste es bisher sein! Lernen wir daraus?????
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  • MelanieS
    Ich,die in der Pflege arbeite,werde meinen Bonus!Wenn ich ihn denn bekomme! geziehlt für die heimische Wirtschaft aufwenden.Herr Grupp !Ich ziehe meinen Fahrradhelm vor Ihnen.Da ich das teuere Auto abgeschafft habe,kann ich mein schwer verdientes Geld sinnvoller ausgeben.Ich denke schon,dass sich nach Corona einiges ändert.Die Hoffnung stirbt zuletzt.Nicht nur für uns Pflegekräfte.Ach ja!Die Affenwerbung kenne ich gar nicht!?
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  • ToDietz@web.de
    Sehr guter Artikel Herr Weichhan.

    Bleiben Sie gesund, Sie heben das Niveau der MP deutlich.
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  • ammi187@gmail.com
    Spitze, wir sollten mal seinem Beispiel folgen, nicht immer alles ins Ausland verlagern. Wir machen uns abhängig und erpressbar von Asiatischen Ländern bzgl. Produktion. Hätte aber unsere Regierung dass umgesetzt was in der Pandemieplanung vor 7 Jahren geplant wurde hätten wir auch dieses Problem nicht.
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  • diener
    Superleistung und dies wird hoffenzlich auch von der Bevölkerung so anerkannt .
    Nicht Adidas oder s. Oliver sondern T R I G E M A sollte unsere bevorzugte
    Marke sein . " Made in Germany " , keine Billigländer und beide Seiten
    haben ihren Nutzen davon .
    Gute Klamotten zum fairen Preis .
    Bin gespannt ob wir Deutschen dies auch endlich einmal kapieren !
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  • ToDietz@web.de
    Ich habe Poloshirts und "Trainingsanzüge" davon. Zum Teil seit Jahren. Einwandfreie Qualitat auch nach vielfachem Waschen.
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  • hajue@beckbollwitte.de
    Kleiner Fehler in meinem Kommentar gerade eben: 120,- EUR kostet eine Packung mit 10 Masken. Trotzdem - 120,- EUR sind zu löhnen.
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  • conmex@aol.com
    Tja, lesen sollte man können, nicht nur meckern
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  • mueller.chbe@freenet.de
    Soll der Herr Grupp/Trigema jetzt seine Löhne an den chinesischen Markt anpassen, damit sie ihre Masken für 99 Cent kaufen können.
    Wir machen doch gerade die schmerzliche Erfahrung was es bedeutet immer nur nach billig, billig, billig zu schauen.
    In der jetzigen Situation sollten wir um jede produzierte Maske froh sein!!
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  • hajue@beckbollwitte.de
    Na prima, diese Lobpreisung an Herrn Grupp. Aber geht mal auf die website von Trigema! Als erstes: Lieferbar sind die Schutzmasken erst ab Mai und wenn man vorbestellen möchte, kommt man auf den affenstarken Preis von 120,- EUR pro Maske! Ist ja fast geschenkt - gell? Toller Dienst am Vaterland.
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  • belphegor
    Lieber Herr Weichhan,
    man sollte wirklich nicht nach dem äußeren Schein beurteilen. Mir war Herr Grupp wegen seiner Heimatverbundenheit und seinem Engagement für seine Belegschaft schon immer sympatisch, Affe hin oder her.
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  • bundmufr@web.de
    Super geschrieben Herr Weichen, großes Kompliment! Ich bin seit Jahren Träger von Trigema. Warum? Weil diese Ware in Deutschland produziert wird! Bei einem Besuch in einem Trigema Shop kam ich mit einer netten Verkäuferin ins Gespräch und lobte dabei auch die Bekleidung. Sie berichtete mir, daß leider nicht alle so denken, daß es immer wieder vorkommt daß Leute nach Hilfiger, Ralph Lauren usw. fragen. Dabei fallen dann auch Worte das man doch nicht in Trigema Klamotten rumläuft, das Label sei nicht in. Ich war genauso erschpttert wie es wohl die Verkäuferin war als ihr das zum ersten Mal vorgekommen ist. Für mich sind diese Kunden das Sinnbild einer vollkommen verdrehten Gesellschaft. Hauptsache man ist in, woher das Zeugs kommt was man am Körper hat egal, wichtig ist das Label muss stimmen. Liebe Mitbürger, vielleicht habt Ihr jetzt mal kapiert was wichtig ist! Stark sind wir nur wenn wir das WIR auch leben und dazu zählt auch der Zuspruch zu dem was im Land geschaffen wird.
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  • franz-barthel@t-online.de
    Schimpanse und Herrchen können stolz sein

    Hoffentlich wird dem trigema-Affen aus der ARD-Werbung übersetzt, was übers Herrchen und ihn in der Zeitung stand. Einmal in der Woche so ein Beitrag und man zahlt fast gutgelaunt seinen Abo-Betrag zu Beginn des Monats. Der Samstags-Brief ist viel mehr als eine Viecherei und Wolfgang Grupp kommt dabei verdient-gut weg. So schreiben kann man nicht lernen, man hats - oder nicht...
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  • christiane.badelt
    Lieber Herr Weichhan, dieser Brief trifft sowas von ganz genau zu. Sie sprechen/schreiben mir aus der Seele. Oder ganz einfach "den Nagel auf den Kopf getroffen". Vielen, vielen Dank und kommen auch sie gesund durch diese - etwas andere - Zeit.
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  • DieWahrheit
    ist wie immer schön!

    Aber dieser Brief zeigt doch eindeutig auf wie der Mensch, auch Sie Herr Weichhan, bis vor CORONA gedacht haben.

    Die wenigen,
    die öffentlich gesagt haben, ich kaufe "Made in Germany" waren schon fasst in einer Schublade verschwunden, oder
    die öffentlich gesagt haben Global zu denken und zu handeln tut nicht gut wurden als Unwissende in Sachen Wirtschaft abgestempelt.

    Ich hoffe, dass der Mensch umdenkt und "fit und fun" nicht mehr zu seinem Lebensmittelpunkt macht!

    Zur Haltung von Herrn Grupp kann man nur den Hut ziehen (auch ein altes Zeichen der Wertschätzung, welches heute nicht mehr vorkommt).

    Einen Wermutstropfen hat dieser Brief nun doch.
    Warum schreiben Sie die Politik hat versagt?

    Ich finde die Wirtschaft und der Mensch als Verbraucher und Berichterstatter (bad new are good news) hat versagt.

    Der komische Onkel mit dem Affen aus der Werbung mit Nervfaktor sagt alles.
    Danke, dass Sie abbitte geleistet haben.

    Ich wette nichts ändert sich nach CORONA!
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