Als kleiner Junge sah und hörte Andreas Mildner zum ersten Mal eine Harfe und war sofort sicher: So etwas will er spielen können! Nun erliegt ja mancher Siebenjährige der Faszination eines Instruments und stellt es dann doch bald wieder in die Ecke. Die Liebe zum Instrument hat aber gehalten: Mildner ist heute Harfenprofessor an der Würzburger Hochschule für Musik. Und er ist ein international gefragter Solist. Er tourte in ganz Europa, in den USA und Brasilien, wo er in Rio de Janeiro an der Universität unterrichtete.
Als der kleine Andreas „sein“ Instrument entdeckte, waren die Eltern zunächst skeptisch. Andreas Mildner selbst hat sich aber nur ein einziges Mal gefragt, ob die Harfe sein Berufsinstrument fürs Leben bleiben soll. Das war bei seinem Abitur, und das sei auch nur pro forma gewesen, erzählt er. Nach kurzer Besinnung ließ er sich zum Harfenisten ausbilden.
Man braucht auch Kraft
Dabei sei er „leider nicht immer“ so schnell und fest in seinen Entschlüssen, findet der Musiker, der derzeit sieben Schülerinnen und drei Schüler unterrichtet – Tendenz des männlichen Studierendenanteils steigend. Überhaupt sei die Harfe keineswegs das Fraueninstrument, als das es manchmal erscheine. In Orchestern, erzählt Andreas Mildner in einer Unterrichtspause in der Musikhochschule, spielten auch viele Männer die Harfe.
Der gebürtige Schweinfurter ist „manchmal dankbar, dass ich leicht die Kraft aufbringen kann, die nötig ist, um die Harfe laut klingen zu lassen. Ist ja ein eher leises Instrument.“ Was ihm selbst geholfen hat, in Kindheit und Jugend bei seiner Entscheidung für die Harfe zu bleiben, das war „sehr guter Unterricht“. Und er bekam Bestätigung, nicht zuletzt durch die Wettbewerbe Jugend musiziert.
Am 14. Juli, 17 Uhr, ist Mildner mit der Bayerischen Kammerphilharmonie aus Augsburg in der Gethsemanekirche auf dem Würzburger Heuchelhof zu hören. „Wenn man durch die ganze Welt tourt, dann ist es schon etwas besonderes, in der Heimatregion zu spielen“, kommentiert Mildner das Heimspiel.
Der Harfenist hat im Lauf seiner Karriere einige Ensembles kennengelernt; vor allem war er lange Zeit Mitglied der Kammermusikspezialisten Obligat aus Hamburg. Aber er arbeitet nicht nur im kleinen Format. Er war lange Zeit beim WDR-Sinfonieorchester Köln und anderen Orchestern fest engagiert. Die Orchestereinsätze schraubt der Mittdreißiger derzeit zurück zugunsten des Solospiels und seiner Lehrtätigkeit. Denn: „Regelmäßiger Unterricht ist für die Studenten wichtig, aber ebenso wichtig ist es, dass der Lehrer auch spielt.“ So läuft sein Leben in Phasen. Denn: „Ich nehme mir gerne Zeit und bereite meine Sachen ordentlich vor.“
Die Leute zum Lachen bringen
Einem Kleinst-Ensemble bleibt Andreas Mildner erhalten: dem Duo mit dem Tubisten und Kabarettisten Andreas Hofmeir. Wer die beiden zum ersten Mal hört, vergisst schon beim zweiten Takt, welch an sich bizarre Instrumentierung da ertönt. „Natürlich bringen wir die Leute oft und gern zum Lachen“, sagt Mildner, der mit Hofmeir etwa alle zwei Jahre im Stadttheater Schweinfurt gastiert (im Oktober ist es wieder so weit). Wie sie es trotzdem schaffen, dass Tuba und Harfe zusammen nicht wie eine Klamauk-Kombination wirken? „Wir gehen seriös mit der Musik um, nur dann können die Hörer sich auf sie einlassen.“
Beim Gethsemane-Konzert spielt Mildner unter anderem Jean Françaix? Konzert für zwei Harfen. Er studierte es mit einer Schülerin ein. Das Stück sei seit seiner Uraufführung in den 1980er Jahren „nie“ gespielt worden, mutmaßt Mildner. Das Konzert unter der Überschrift „Vive la France“ vereint, passend zum französischen Nationalfeiertag, Werke französischer Komponisten zwischen Romantik und Moderne, von Chopin (Klavierkonzert Nr, 2) über Albert Roussel, Claude Debussy bis Françaix.
Was verbindet die Werke, außer dass Sie aus französischen Federn stammen? Mildner definiert nach einer Weile Nachdenkens: „Die Art und Weise, wie die Komponisten klanglich mit dem kleinen Streichorchester umgehen. Das sind Meister mit einem hohen Empfinden für Klangfarben.“ Freilich gehe jeder mit seiner Klangästhetik anders um als alle anderen. Am Konzert zum französischen Nationalfeiertag gefällt ihm, das die Bayerische Kammerphilharmonie ohne Dirigent spielt. Das verleiht dem Auftritt einen „kammermusikalischen Charakter, hoffentlich“.