Dafür ist der so unangepasste italienische Film- und Theaterregisseur bekannt: Mal geht der gebürtige Florentiner mit einem „religiösen Extremismus“ im Kino ins Gericht, dann verdammt er Auswüchse der Werbung. Oder er versteht die Welt generell nicht mehr. Noch ein Filmprojekt könne er sich nur dann vorstellen, wenn er denn überhaupt noch „Helden“ finden würde, sagte er unlängst dem italienischen Fernsehen Tg1. Altersdemut schätzt der Erfolgsverwöhnte nicht. Seinen 90. Geburtstag feiert er im kleinen Kreis, denn es fehlen ihm „leider die Freunde von früher“.
Die großen Erfolge des italienischen Regisseurs liegen schon länger zurück, vor allem seine gefeierten Inszenierungen als Opern- und Theaterregisseur oder sein Kinofilm „Romeo und Julia“ (1968). 1999 gelang ihm in „Tee mit Mussolini“ nochmals etwas Neues – Zeffirelli ließ in dem Film Erinnerungen an sein Leben, an Kindheit und Jugend in der Heimatstadt Florenz aufleben. Drei Jahre später machte er Furore, weil er „Callas Forever“ nicht auf dem Filmfestival in Venedig laufen lassen wollte. „Da werden ja doch nur iranische und indische Filme gezeigt“, lautete seine Begründung.
Den Ansporn für die Laufbahn bei Theater und Film gab ihm Altmeister Luchino Visconti, der ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zu seinem Assistenten machte. Zuerst arbeitete er als Bühnenbildner, zusammen mit Salvador Dalí schuf er die Kulissen einer Shakespeare-Inszenierung. An der Mailänder Scala führte Zeffirelli erstmals 1953 Regie, sechs Jahre später in Covent Garden in London und 1964 an der Met in New York. Und immer wieder war es Shakespeare. „Das tägliche Leben ist langweilig genug“ – so warb er für echte Gefühle im Theater.
Liz Taylor und Richard Burton spielten 1966 in seiner Verfilmung von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“. Weit mehr Mut und Originalität bescheinigten Kritiker 1968 der Oscar-nominierten Liebestragödie „Romeo und Julia“ mit jungen Darstellern. Er sei Pragmatiker, kein Mystiker, sagte damals der bekennende Schwule, Kettenraucher und Liebhaber von schnellen Wagen – Religion und Ideologien seien seine Sache nicht. Nach einem Autounfall fand er dann doch zu tiefer Frömmigkeit zurück, lief gegen Kommunisten und Sex im Film Sturm und nannte Rom „in Sachen Kultur ein schmutziges, unverschämtes und papistisches Dorf“.
Weiterhin drehte er sich auch um sich selbst: „Es ist kein Witz, glaubt mir, Leonardo da Vinci ist wirklich einer meiner Vorfahren“, verkündete er öffentlich, als ihm in Rom ein Preis verliehen wurde. Früher ein eleganter, gut aussehender Dandy, gilt er heute als gealterter Edelmann. Der zurückgezogen lebt und immer noch nostalgisch von einem Italien träumt, das ganz dem Schönen und der Kunst verpflichtet ist und damit die Welt erobert.
Die Wiege der Demokratie liegt in Griechenland. Wen wundert's also, dass Costa-Gavras seit rund einem halben Jahrhundert gegen Korruption, Diktatur und soziale Ungerechtigkeit kämpft. Dass er zu einem Widerstandskämpfer mit der Kamera geworden sei, lag deshalb in der Natur der Dinge. Schließlich sei er Grieche, sagte der Regisseur der französischen Wochenzeitung „Le Nouvel Observateur“. Seit bald 60 Jahren lebt Costa-Gavras in Frankreich, geboren wurde der Filmemacher und Drehbuchautor, der am Mittwoch 80 Jahre alt wird, in Loutra-Iraias, einem kleinen Dorf in Arkadien, einer Gegend im Zentrum der Peloponnes.
In seinem jüngsten Werk, „Le Capital“, geht er mit der Welt der Finanzen ins Gericht. Costa-Gavras erzählt den skrupellosen Kampf um die Übernahme einer französischen Bank und den Aufstieg und Fall eines Finanzhais. „Es sind die Ökonomen und die Finanzverwalter, die heutzutage die Länder und die Europäische Union regieren. Außerdem wird die Wirtschaft in der ganzen Welt maßgeblich von den amerikanischen Banken bestimmt“, empört er sich. Die Idee zum Film ist nicht erst mit der Finanzkrise entstanden. Es sei ein altes Projekt, das bereits nach „Z“ entstanden ist. Der Film aus dem Jahr 1969, für den er zwei Oscars erhielt, thematisiert den Mord an einem griechischen Oppositionsabgeordneten.
Zwischen „Z“ – dem Meisterwerk des Genres – und „Le Capital“ liegen über 40 Jahre und mehr als 20 Filme, in denen sich der Regisseur als unbequemer Zeitzeuge und Überzeugungstäter treu geblieben ist. In „Missing“ geht es um den Militärputsch in Chile, in „Verraten“ (1988) um das Thema Rassismus in den Vereinigten Staaten und in „Music Box“ um in den USA untergetauchte Nazi-Kriegsverbrecher. Ein Film, der für besonders viel Schlagzeilen sorgte, war „Amen“ nach dem Stück „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth. Darin zeigt er das Verhalten des Vatikans gegenüber den Verbrechen des Nationalsozialismus auf.
In seinem Spätwerk rückte der Altmeister subtilere Gewaltformen und Machtspiele in den Vordergrund. „Ein Intellektueller muss ständig in der Opposition sein, damit etwas herauskommt“, erklärte der Antifaschist, der während der Militärdiktatur nach Frankreich auswanderte und dessen Lebensgeschichte sich in den Filmen widerspiegelt. Text: dpa