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WÜRZBURG
Zum Tod von Miriam Makeba: Wo Mama Afrika Königin war
(dpa/epd/juk/aj) Warmes Lächeln, kraftvolle Stimme, würdiges Auftreten beim engagierten Kampf für Völkerverständigung und Frieden – so kannte die Welt Südafrikas Musikstar Miriam Makeba.
Mama Afrika bei ihrem letzten Auftritt.
Foto: FOTO RTR | Mama Afrika bei ihrem letzten Auftritt.
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2021 10:38 Uhr

Bei einem Anti-Mafia-Konzert am Sonntag im italienischen Castel Volturno, einer Hochburg des organisierten Verbrechens, hatte die Sängerin 2000 Menschen begeistert, als ihr übel wurde. Die 76 Jahre alte Miriam Makeba wurde ins Krankenhaus gebracht, wo sie später an einem Herzinfarkt starb.

Ihr letztes Konzert in Deutschland gab Makeba vor zwei Jahren beim Africa Festival in Würzburg, wo sie bereits 1996, 1998, 2001 und 2004 aufgetreten war. Stefan Oschmann, Organisator und Gründer des Würzburger Festivals, der sie seit ihrem ersten Würzburg-Auftritt kannte, hat nach eigener Auskunft noch vor zwei Wochen mit ihr telefoniert, weil er einen Auftritt für sie organisieren sollte. „Sie war eine Ikone der afrikanischen Musik“, sagt Oschmann, „politisch hat sie ihre Stimme gegen die Apartheid erhoben, obwohl sie dadurch Nachteile erlitten hat. Insofern war es für uns eine große Ehre, dass sie mehrmals zu Gast beim Festival war.“

Das Konzert in Italien am Sonntag galt der Solidarität mit Autor Roberto Saviano, der wegen seines Bestsellers „Gomorrha“ von der Mafia mit dem Tod bedroht wird und an geheim gehaltenem Ort unter Polizeischutz lebt. Immer wieder hat Makeba ihre Stimme mit dem heiseren Timbre gegen Unrecht und Rassentrennung auf dem afrikanischen Kontinent erhoben. Deshalb wurde sie dort verehrt wie eine Königin. In Anrufen an Radiostationen würdigten Afrikaner am Montag ihr Vermächtnis – und forderten die Afrikanische Union (AU) auf, an ihrem Sitz in Addis Abeba ihr zu Ehren halbmast zu flaggen.

Die im Jazz der 50er-Jahre groß gewordene Sängerin, die am 4. März 1932 in Johannisburg geboren wurde und wegen des Apartheid-Regimes 31 Jahre in der Fremde verbringen musste, brachte seit den 60er Jahren als eine der Ersten die Musik ihres Kontinents in den Westen. Der Begriff „Weltmusik“, unter dem Musikerinnen wie sie heute gelistet werden, gefiel Makeba nie. Das sei nur ein beschönigendes Wort für „Dritte-Welt-Musik“, sagte sie: Afrikanische Musik werde immer noch nicht ernst genommen. „Ich glaube dagegen, dass es ohne Afrika überhaupt keinen Rhythmus gäbe.“

„Mama Afrika“ – so Makebas Ehrentitel – begeisterte mit einer Mischung aus Jazz, Protest und Folklore. 1960 durfte sie nach einem Auslandsaufenthalt wegen ihres öffentlichen Engagements nicht wieder nach Südafrika einreisen. Sie ging in die USA, wo Harry Belafonte ihr Mentor wurde. Zusammen gewannen sie 1965 einen „Grammy“ – Makeba als erste schwarze Afrikanerin. Makeba hielt vor den Vereinten Nationen eine Rede gegen die Apartheid – daraufhin wurden ihre Platten in Südafrika verboten.

Sieben Jahre nach dem Beginn ihres Exils landete sie mit „Pata, Pata“ einen Welthit. Doch auch in den USA geriet sie in Schwierigkeiten, als sie 1968 den vom FBI gesuchten „Black Power“-Aktivisten Stokely Carmichael heiratete. Makeba wurde beschattet, ihr Plattenvertrag gekündigt, Tourneen abgesagt. Sie musste die USA verlassen und floh mit ihrem Mann nach Guinea, wo sie mit allen Ehren empfangen wurde und einen Diplomatenpass erhielt.

Aus dem Exil nach Hause zurück durfte sie erst wieder 1990, als die Apartheid zu bröckeln begann. Der mit ihr befreundete Nelson Mandela hatte sie darum gebeten, zurückzukehren. Der Friedensnobelpreisträger nannte Makeba nun „Südafrikas First Lady des Gesangs“ und erklärte, er sei betrübt über ihren Tod. „Es war passend, dass sie ihre letzten Augenblicke auf einer Bühne verbrachte, die Herzen und Leben anderer bereicherte – und das erneut als Unterstützung für eine gute Sache.“

Seit ihrer Rückkehr in die Heimat bemühte sich die von Arthritis geplagte kleine Frau vor allem um den künstlerischen Nachwuchs und ein nach ihr benanntes Heim für Straßenkinder. Offen kokettierte sie bei ihrer 14-monatigen Abschiedstournee durch 52 Länder mit Tod und Alter. Das Einzige, was sie stoppen könne, sagte sie, sei der Moment, in dem es nach Avalon gehe – auf einen riesigen Friedhof in Soweto. Doch da wolle sie nicht hin: „Ich will verbrannt werden, und meine Asche soll im Indischen Ozean verstreut werden.“

Viele Bilder von Miriam Makeba, auch von ihren Auftritten beim Africa Festival in Würzburg: www.mainpost.de

 
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