Heimlich war’s ein langsames Konzert, das dritte Crossover-Benefiz der Würzburger Medienhäuser am Freitag im Vogel Convention Center. Man merkte nur kaum was davon. Denn das gemäßigte Grundtempo der meisten Stücke fiel nicht auf, weil die Musiker es in Form von sehr vielen Noten spielten. Und es begegneten sich sehr viele Musiker auf der Bühne: ein Gipsy-Swing-Quartett, ein Klaviertrio und die gleichberechtigten Headliner Viktoria Tolstoy (Sängerin, verwandt mit dem Schriftsteller) und Torsten Goods (halbelektrische Gitarre).
Crossover hieß in diesem Fall: ein Neben- und Ineinander von Django-Reinhardt-Jazz, Tschaikowsky, Soul und überraschendem anderem mehr, stets getragen von höchster Musikalität und lockerer Spielfreude. Das Verbindende bei all den – durchaus großen, aber das sollte ja so sein – Unterschieden: Alle Neune waren technisch brillant und virtuos, stellten diese Fertigkeiten aber nie als Selbstzweck aus, sondern nutzten sie zu Expressivität und Kommunikation, schlicht, um musikalische Schönheit auszubreiten.
Wie ein Gitarrist einen ganzen Saal abheben lässt
Beispiel: Der Berliner Pianist Jan Miserre spielte seine schnellen Läufe nicht, um mit fingerfertiger Geschwindigkeit zu protzen, sondern um die Einzeltöne zu verwischen, damit der erste und letzte Ton eines Laufs umso klarer die Melodie bildeten. Einfach schön. Oder die Wiederbelebung des Sinti-Swing an diesem Abend. Mittelmäßige Talente kommen mit diesem Stil niemals weiter, als ihn noch einmal fürs Musikmuseum erklingen zu lassen; nett, aber staubig. Der Wahl-Nürnberger Hyun-Bin Park ließ seine Finger derart über die Saiten fliegen, dass der ganze Saal – immerhin voll mit 500 Hörern – abhob.
Hyun-Bins gefühlvoller Duopartner Matthias Ernst machte mit seiner Klarinette ganz dezent darauf aufmerksam, dass da noch etwas die Musiker untereinander verband: weitgehender Verzicht auf das Vibrato, dieses manchmal etwas preisgünstige Mittel, um Emotionsdrüsen zu drücken.
Wie eine Sängerin ein Tschaikowsky-Lied bluesifiziert
Sehr straight und manchmal frappant hart zauberte die schwedische Sängerin Viktoria Tolstoy ihre Soul-Koloraturen in den Saal. Maßstab für ihre Präsenz: Sie sang ein Tschaikowsky-Lied, das hierzulande in erster Linie als Sowjet-Marsch bekannt wurde. Tolstoys Würzburger Bluesifizierung des Stückes stand dagegen ganz für sich, erinnerte allenfalls an den britischen Popsänger Sting.
Nach diesem vokalistischen Höhepunkt legte das Programm einen gewagten Anschluss hin. Denn nun setzte der Stargitarrist Goods ein – ebenfalls als Sänger. Und obwohl Stimme nicht seine Kernkompetenz ist, ließ er sich erstmal fast nur vom Schlagzeug begleiten. Gewann aber trotzdem oder deswegen gleich die Herzen.
Wie vier Unternehmen sich zusammentun, um vier Projekte zu fördern
Gewünscht hatte sich diese Musiker-Konstellation, die grade mal einen Nachmittag gemeinsam geprobt hatte, der Koenig&Bauer-Vorstandsvorsitzende Claus Bolza-Schünemann. Gemeinsam mit der Mediengruppe Main-Post, dem Robert Krick Verlag und der Vogel Communication Group hatte sein Haus den Abend ausgerichtet, der nach einer Session aller neun Musiker – und also einem seltenen Kontrabass-Duo von Alexander Fuchs und Markus Schieferdecker – mit einem Rebstock-Buffet endete.
40.000 Euro spielte das dritte Würzburger Crossover ein. Der Erlös wurden gleich am Konzertabend an die vier Nutznießer dieses Jahres verteilt: zu gleichen Teilen an das Mädchenfußball-Training auf dem Heuchelhof, das Integrationscafé auf dem Hubland, die Prostata-Hilfe und die Aktion Patenkind.