Ein paar Schritte nur, und der Besucher ist vom frühen 17. in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gelaufen. Rembrandts „Die kleine Flucht nach Ägypten“ (1633) und Gerhard Richters „Die Schweizer Alpen, Motiv B 1“ von 1969 markieren Eckpunkte der neuen Ausstellung im Würzburger Kulturspeicher: in Technik (hier Radierung, dort moderner Siebdruck), Format (92 mal 63 Millimeter gegen 69,4 mal 69,4 Zentimeter) und – den unterschiedlichen Epochen gemäß – der Sicht des Künstlers auf die Welt.
„Von Rembrandt bis Richter“ heißt die Schau. Rund 120 Arbeiten ermöglichen einen ebenso erhellenden wie unterhaltsamen Gang durch mehr als drei Jahrhunderte Kunstgeschichte. Neben den titelgebenden Meistern finden sich Namen wie Giambattista Piranesi, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (bekannt durch das Bild von Goethe in der römischen Campagna), Adolph von Menzel, Edvard Munch, August Macke, Ernst Ludwig Kirchner, Ernst Barlach, Emil Nolde oder Lyonel Feininger. An den Stellwänden hängen Landschaften ebenso wie mythische Szenen, Tierstudien und Porträts.
Von der zarten Zeichnung über den Holzschnitt bis zum farbstarken Aquarell sind die unterschiedlichsten Techniken vertreten. Eines eint die Vielfalt: Die Werke sind allesamt auf Papier gezeichnet, gemalt oder gedruckt.
Grafik fristet in Museen meist ein Schattendasein, im wahrsten Sinne des Wortes: Die Blätter sind sehr lichtempfindlich, werden deswegen meist in den Magazinen aufbewahrt und eher selten ans Licht der Öffentlichkeit geholt – das in den Ausstellungsräumen des Kulturspeichers entsprechend gedimmt ist.
Stil und Gedankenwelt eines Künstlers transportieren sie ebenso wie Ölbilder. Und wer bisher dachte, Kunst auf Papier sei eine Sache von Schwarz-Weiß oder bestenfalls Grau- und Brauntönen, wird das beim ersten Blick in die Ausstellung erfreut als Vorurteil abhaken.
Die „Meisterblätter“, wie sie der Katalog nennt, sind allesamt Leihgaben des Landesmuseums Oldenburg. In ihrer Heimat wird die Zusammenstellung nach dem Ende der Würzburger Schau gezeigt.
Öffnungszeiten: Dienstag 13–18, Mittwoch, Freitag bis Sonntag 11–18, Donnerstag 11–19 Uhr. Bis 28. September.