Wenn man jetzt noch Wolof verstünde, diese Niger-Kongo-Sprache, in der Marema singt. Da steht die senegalesische Sängerin und Komponistin am Sonntagabend im heißen Africa-Festival-Zelt und ist ein Ausbund an Lebensfreude. Eine Power-Frau! Mit Gitarre steht sie auf der Bühne, zwei Perkussionisten, Bassist und Gitarrist an der Seite, und rockt 90 Minuten – shiggidagdagdagdo! – lang den Laden. Spritzig, frisch, dynamisch. Die junge Komponistin aus Dakar mit mauretanischem Vater, senegalesischer Mutter mischt die traditionellen Rhythmen ihrer Heimat mit Blues, Pop und Rock. Und dass sie in ihrer Kindheit Tracy Chapman kennengelernt hatte, mag man aus ihrer Stimme hören.
Starke Stimme für Afrikas Frauen
Vor zwei Jahren war Marema schon beim Africa Festival zu hören, auf der offenen Bühne. Jetzt bringt sie die Masse beim Abendkonzert zum Tanzen. Shiggidagdagdadoo! Dass sie als Autorin zum Beispiel über die Frauen des Nder-Dorfes schreibt, die sich 1819 gegen den maurischen Sklavenhändler mit Selbstverbrennung empörten, kann man ob der Gute-Laune-Musik nur erahnen. In ihrem bekanntesten Lied „Femmes d'affaires“ würdigt sie die arbeitenden Frauen in Senegal: Die Frauen, die bis ins hohe Alter auf den vielbefahrenen, gefährlichen Straßen Ware feil bieten, um so ihre Familie zu versorgen.
Beats, Posaune, mächtig Wumms
Nach Maremas starkem Auftritt eine kurze, letzte Pause beim 29. Africa Festival – und dann ist finale Party mit Dellé. Mit Seeed war der ghanaisch-deutsche Berliner schon vor Urzeit beim Africa Festival, dann Solo – und an diesem Sonntag steht er am Bühnenrand und macht mächtig Stimmung. Beats, Posaune, stampfende Hymnen, großer Wumms. Das Zelt ist für einen Festival-Schlussabend noch richtig gut voll – nur auf den Sitzen auf den Rängen hält es kaum einen mehr. Die Menge wogt, die Hände recken sich nach oben.
Die zwei drallen Reggae-Mamas an seiner Seite kann man kaum Background-Sängerinnen nennen. Die beiden stehen genauso an der Rampe und singen und trällern Arien, operngleich. Die Bässe wummern, ein gutgelaunter Pop-Reggae zum drin Suhlen. Der sympathische, allürenfreie Sänger hat inzwischen sein zweites Soloalbum, „Neo“, herausgebracht und eine eigene Stimme gefunden. Mal rockig und wuchtig, mal ruhiger, nachdenklicher auch romantisch.
Großer Jubel, satte Zugabe
Am Ende beschert Dellé dem Africa Festival noch einen Feuerzeuglichter-Moment. „Es war mir ein Fest“, ruft er in den jubelnden, tobenden Partygesellschaft zu. Allen anderen auch.