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Wortspiel mit Jochen Malmsheimer
Geistesblitze eines Kabarettisten: Tomoffel? Stichpimpulibockforcelorum? Oder doch lieber Angstnippel? Jochen Malmsheimer, wortgewaltiger Kabarettist, erwies sich auch beim heiteren Begriffe-Raten als wortgewandt.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 28.05.2019 10:15 Uhr

Er ist Deutschlands wortgewaltigster Kabarettist, jongliert mit Sprache wie kein Zweiter: Der gelernte Buchhändler Jochen Malmsheimer, 52, der am 16. Januar im Würzburger Mainfranken Theater gastiert und bundesweit bekannt wurde durch regelmäßige Auftritte in der ZDF-Satiresendung „Neues aus der Anstalt“, war sofort dabei, als wir ihn am Telefon fragten, ob er ein kleines Spielchen mitspielt. Wir gaben ihm Wörter vor, und er sollte, bitteschön, erklären, was sie bedeuten. Die Stichwörter des Wort-für-Wort-Spiels und Malmsheimers Geistesblitze.

Duttengretel.

Malmsheimer: Das klingt nach einem Gerät, mit dem man sich den Rücken kratzt.

Die Brüder Grimm bezeichneten so in ihrem Deutschen Wörterbuch „ein oben herum überproportional wohlgeformtes Frauenzimmer“.

Malmsheimer: Ahhh. Ich war gar nicht so weit davon weg. Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn ein wohlgeformtes Frauenzimmer einem den Rücken kratzt. Das ist doch großartig. Schön. Weitermachen!

Lorke.

Malmsheimer: Das ist ein gezahnter Löffel. Mithin sagt man auch Gabel dazu. Es ist die Verbindung zwischen Forke und Löffel. Also Lorke.

Der Berliner bezeichnet so einen arg dünnen Kaffee.

Malmsheimer: Von mir aus (er lacht schallend). Großartiges Spiel!

Plenk.

Malmsheimer: Hab' ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Klingt wie die Hauptstadt von einem kleinen Staat Osteuropas, in der Gegend von Albanien.

Angeblich kommt es vom englischen blank, im Netzjargon bezeichnet man so ein falsch gesetztes Leerzeichen.

Malmsheimer (lacht lauthals): Ich schrei Kakao. Aber machen Sie nur so weiter.

Quarre.

Malmsheimer: Das ist ein kompliziertes Werkzeug aus dem Kfz- und Maschinenbau, mit dem widerspenstige Schrauben gegen ihren Willen angezogen werden können.

Fast. Es ist ein quengelndes Kind. Urst.

Malmsheimer: Die meisten Schweizer, das wissen Sie, haben täglich Urst, sogar die Frauen. Wenn sie Hunger haben, spricht man von Urst. Wenn sie Durst haben, spricht man von Durst.

Es ist ein ostdeutsches Wort.

Malmsheimer: Sehen Sie. Sag' ich doch. Der Schweizer ist doch der Ostdeutsche des Österreichers.

Es ist ein ostdeutsches Synonym für geil.

Malmsheimer: Dass die ein Synonym dafür brauchen, das leuchtet mir ein.

Daus.

Malmsheimer: Das ist die Nachsilbe von Eider. Sie kennen doch die Eidernordwand (er lacht) . . . Eider ist doch eine bestimmte Entensorte, Sie kennen die berühmten Eiderenten, die alle an der Eidernordwand wohnen, daher auch der Name. Und Daus ist die Unterkunft einer Eidernordwandente.

Es ist die höchste Karte im deutschen Kartenspiel.

Malmsheimer: Peinlich.

Diese Wörter muss man ja nicht kennen.

Malmsheimer: Ich kenne doch 100 Prozent. Es ist doch Wahnsinn. Bisher habe ich doch alles gewusst.

Hahnrei.

Malmsheimer: Das kenn' ich sogar wirklich. Sich zum Hahnrei machen heißt, sich zum Deppen machen.

Kann man gelten lassen. Ursprünglich bezeichnete es einen Ehemann, dessen Frau fremdgegangen ist.

Malmsheimer: Ja, ja der Gehörnte.

Hetäre.

Malmsheimer: Das ist eine furchtbare Frau, eine grauenerregende, böswillige, widerwärtige Frau, kommt aus dem Griechischen.

Geht doch beinahe! War eine Prostituierte im Altertum. Kujonieren.

Malmsheimer: Ach, das sagte meine Oma immer: „Kujonier hier nicht rum!“ Heißt schikanieren, belästigen, bedrängen.

100-Prozent-Treffer. Latüchte.

Malmsheimer: Eine Laterne.

Passt. Pelerine.

Malmsheimer: Ein Umhang für die Schultern, so ein Überwurf.

Stimmt. Schnurre.

Malmsheimer: Ist eine kleine lustige Geschichte. Und der Nachname eines großen deutschen Schriftstellers, Wolfdietrich Schnurre.

Jetzt haben Sie einen Lauf. Tomoffel.

Malmsheimer: Das ist der Pantoffel eines Thomas'. In einer eheähnlichen Gemeinschaft hat man ja auch sicherlich zwei Paar Pantoffeln, und damit Thomas die von Isolde unterscheiden kann, heißen seine Tomoffel und ihre Isoffel. Sehen Sie!

Ihr Lauf ist zu Ende. Es ist eine Kreuzung aus Tomate und Kartoffel.

Malmsheimer: War doch genau meine Rede!

Stichpimpulibockforcelorum.

Malmsheimer: So, ich brech' das hier ab. Was war das? (er lacht herzlich) Auch egal . . .

Es ist ein Kräuterlikör.

Malmsheimer: Ja, sag' ich doch!

Alwegbahn.

Malmsheimer: Es handelt sich um eine komplexe Zahnradbahn in den Höhenlagen des Montparnasse.

Fast richtig. Eine Einschienenschnellbahn, die sich im deutschsprachigen Raum nie durchgesetzt hat. Das Wort ist gerade aus dem Duden gestrichen worden. Buschklepper.

Malmsheimer: Ein älteres Shetland-Pony, das im Unterholz eingesetzt wird, um dort Rodungsarbeiten vorzunehmen.

Knapp vorbei. Es ist ein sich im Gebüsch versteckender Dieb. Dragonaden.

Malmsheimer: Ich rufe den Publikumsjoker an (er lacht).

Strafmaßnahmen des französischen Königs Ludwig XIV. gegen protestantische Kamisarden, um sie zum katholischen Glauben zu zwingen. Füsillade.

Malmsheimer: Füsilieren kenn' ich, das heißt erschießen. Dann ist eine Füsillade eine rituelle Hinrichtung vor den Augen Friedrichs des Großen. Das ist es!

Na ja, es ist eine standrechtliche Massenerschießung von Soldaten.

Malmsheimer: Meine Herren, was ich alles weiß!

Angstnippel.

Malmsheimer: Das, was man herkömmlich als Erregung missdeutet, ist in Wirklichkeit ein Angstnippel.

Es sind die Sicherheitsstifte an den Fußrasten eines Motorrades.

Malmsheimer: Sehen Sie. Ich war ganz nah dran, gaaanz nah dran.

Recht herzlichen Dank, dass Sie den kleinen Spaß mitgemacht haben.

Malmsheimer: War mir eine Riesenfreude.

Jochen Malmsheimer

Der Kabarettist, geboren am 27. Juli 1961 in Essen, wuchs in Bochum auf. Er studierte zunächst Germanistik und Geschichte, brach das Studium aber zugunsten einer Buchhändlerlehre ab. Bekannt wurde Malmsheimer als eine Hälfte des Kabarett-Duos Tresenlesen, das er von 1992 bis 2000 zusammen mit Frank Goosen bildete. Am Donnerstag, 16. Januar, 19.30 Uhr, gastiert Jochen Malmsheimer im Mainfranken Theater Würzburg. Karten im Vorverkauf: Tel. (09 31) 39 08 - 1 24, Tel. (09 31) 37 23 98 und Tel. (09 31) 4 60 60 66

 
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