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Würzburg/Schweinfurt
Woraus die Römer ihren Wein tranken: Neue Heimat für antike Glassammlung aus Schweinfurt in der Würzburger Residenz
Die "Antiken Gläser" des Schweinfurter Ehepaars Morell ziehen in das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg. Ein Glücksfall für die gläsernen Kostbarkeiten.
Die Sammlung Morell umfasst ein breites Spektrum von bunt bemalten, kaum gläsern anmutenden Flakons, bis hin zu aufwändig hergestellten Doppelgefäßen.
Foto: Johannes Kiefer | Die Sammlung Morell umfasst ein breites Spektrum von bunt bemalten, kaum gläsern anmutenden Flakons, bis hin zu aufwändig hergestellten Doppelgefäßen.
Sonja Will
 |  aktualisiert: 23.03.2023 03:04 Uhr

Es ist so eine Sache mit schönen, wertvollen Sammlerstücken. Wenn sie ihre volle Strahlkraft entfalten sollen, benötigen sie dazu den idealen Ort. Im rechten Licht sollen sie präsentiert werden können, sich einfügen, aber auch nicht zu viel Raum einnehmen und das möglicherweise an einem Platz, der ursprünglich vielleicht gar nicht für sie vorgesehen war.

Nicht selten beginnt dann die Suche nach einer neuen Heimat. Und manchmal endet die Reise dann in einem "wunderbaren Happy End". Als solches bezeichnete der Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, Sebastian Remelé, die "symbiotische Verbindung" zwischen den "Schweinfurter Gläsern" und der Würzburger Residenz.

Die Schweinfurter Sammlung verbleibt als Dauerleihgabe in Würzburg

Nun ist sie also angekommen, die Sammlung Antiker Gläser des Ehepaars Dr. Hermann und Maria Morell, die zuletzt noch im Museum Otto Schäfer in Schweinfurt zu sehen war. In einem Haus, das sich eben eigentlich der Buchkunst und Grafik verschrieben hat.

Blick in die Ausstellung im Südflügel der Würzburger Residenz.
Foto: Johannes Kiefer | Blick in die Ausstellung im Südflügel der Würzburger Residenz.

Das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg, eines der herausragenden Universitätsmuseen in Europa, kann die "angemessene wissenschaftliche Betreuung" gewährleisten, so Sebastian Remelé, der auch Schweinfurter Kulturreferent ist. Als Dauerleihgabe fügen sich die antiken Gläser, Flakons, Vasen, Perlen, Armreife und sogar Urnen nun wunderbar in die Antikensammlung des Museums im Südflügel der Residenz.

Vor 60 Jahren konnte man im Nahen Osten noch antikes Glas zu erschwinglichen Preisen kaufen

"Glück ist wie Glas, wenn es glänzt, zerbricht es." Mit diesem Aphorismus des römischen Autors Publilius Syrus aus dem 1. Jahrhundert vor Christus präsentierte Direktor Prof. Jochen Griesbach-Scriba die gerade eingezogene Sammlung, welche sich als "römische Fortsetzung zum griechischen Tafelgeschirr" sinnvoll in die Antikensammlung des Museums reihe. Ein besonderer Glücksfall also.

Gläser, Flakons, Vasen, Perlen, Armreife und sogar Urnen umfasst die Sammlung.
Foto: Johannes Kiefer | Gläser, Flakons, Vasen, Perlen, Armreife und sogar Urnen umfasst die Sammlung.

So wie schon die Erfindung des Glases selbst ein Glücksfall für die Menschen war. Endlich hatte man keine üblen Gerüche mehr in Trinkgefäßen, konnte dank der Transparenz des Materials genau erkennen, ob "reiner Wein" ausgeschenkt wurde und musste doch leider die Zerbrechlichkeit des Materials in Kauf nehmen.

Wie sich über die Jahrhunderte vor und nach Christus hinweg die Glasherstellung verändert hat, lässt sich in der Sammlung Morell anschaulich verfolgen: Von bunt bemalten, kaum gläsern anmutenden Flakons, bis hin zu archäologischen Lieblingen wie aufwändig hergestellten Doppelgefäßen. Wer wie das Ehepaar Morell in den 60er und 70er Jahren der 20. Jahrhunderts Reisen nach Syrien, in die Türkei und den Nahen Osten unternahm, konnte diese Schätze mit Glück und Fleiß zu damals noch erschwinglichen Preisen finden und erwerben.

Eine 'höhere Aufmerksamkeit als in der Schweinfurter Judithstraße' wünsche man sich für die Sammlung Morell in Würzburg, so Sebastian Remelé, Schweinfurter Oberbürgermeister und Kulturreferent.
Foto: Johannes Kiefer | Eine "höhere Aufmerksamkeit als in der Schweinfurter Judithstraße" wünsche man sich für die Sammlung Morell in Würzburg, so Sebastian Remelé, Schweinfurter Oberbürgermeister und Kulturreferent.

Es scheint also etwas dran gewesen zu sein, am Glück und am Glas. Auch für die alten Römer selbst. Hatten diese doch in kürzester Zeit von der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis zur zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. die Kunst des Glasblasens vollständig entwickelt und damit eine Alternative im mittleren Preissegment zu bis dahin gebräuchlichen Gefäßen geschaffen.

Eine "höhere Aufmerksamkeit als in der Schweinfurter Judithstraße", von den Schweinfurtern auch "Villa Schäfer" genannt, wünsche man sich für die Sammlung Morell, so Remelé. Das Martin von Wagner Museum scheint dafür eine hervorragende Adresse zu sein.

Die Ausstellung "Antikes Glas, Sammlung Morell" innerhalb der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg ist Dienstags bis Samstags von 10 bis 13.30 Uhr geöffnet.

'Glück ist wie Glas, wenn es glänzt, zerbricht es.' Direktor Prof. Jochen Griesbach-Scriba zitiert den römischen Autors Publilius Syrus.
Foto: Johannes Kiefer | "Glück ist wie Glas, wenn es glänzt, zerbricht es." Direktor Prof. Jochen Griesbach-Scriba zitiert den römischen Autors Publilius Syrus.
 
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