So viele Rollen er im Fernsehen auch schon gespielt und obwohl er mit „Der Kommissar und das Meer“ eine eigene Krimreihe hat: Es waren zuallererst die Serien „girl friends“ (1995-2004) und „Nikola“ (1997-2005), die Walter Sittler an der Seite von Mariele Millowitsch zum TV-Star machten. Er erhielt den Grimme- und den Deutschen Fernsehpreis dafür. Schlagzeilen schrieb der 1952 in Chicago als Sohn eines US-amerikanischen Literaturprofessors und einer deutschen Lehrerin geborene Schauspieler auch durch sein entschlossenes Engagement im Kampf gegen das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“. Mit seiner Frau, der Dokumentarfilmerin Sigrid Klausmann-Sittler, und seinen drei Kindern lebt er in der schwäbischen Metropole.
Auf die jüngste Schlagzeile allerdings kann Sittler mit Fug und Recht pfeifen: Ein Boulevardblatt hatte gemeldet, der Schauspieler sei pleite und dass er das in einem Interview auch gesagt habe. Andere Vertreter nicht nur der Regenbogenpresse schrieben es prompt ab. Wie sich herausstellte, hatte sich Sittlers Pleite-Zitat einzig auf eine Filmdokumentation bezogen, für die ihm und seinen Mitstreitern der Etat ausgegangen war.
Nachdem Sittler schon mit Kästner-Programmen auf Tournee war, ist er nun mit Texten des verstorbenen Kabarett-Giganten Dieter Hildebrandt unterwegs. Am 15. Januar tritt er unter dem Titel „Letzte Zugabe“ im Würzburger Bockshorn auf. Hier die ihm gegebenen Stichwörter und seine Reaktionen darauf:
Da sind eine ganze Reihe von hervorragenden Kolleginnen und Kollegen unterwegs – ich schaue sie mir immer mal wieder an, bei weitem nicht alle, dafür gibt es zu viele. Da sind Perlen dabei.
Ist für mich sehr wichtig – Heimat, Hafen, Schutzraum und durch die Kinder eine ständige Verbindung zu dem, was in der Welt passiert und ich nicht sehe. Die Familie hält mich auf Trab, und ich möchte nicht ohne sie leben.
Er war einer der besten Kabarettisten, die wir hatten, was man auch daran sieht, dass viele seiner Texte eine lange Lebensdauer haben. Für mich ist es ein Vergnügen, dass ich ihm jetzt im Geiste so nah kommen darf und kann – durch die „Letzte Zugabe“-Vorstellungen. Er und Erich Kästner sind zwei Seiten einer schönen Medaille.
Das Drama nimmt seinen Lauf, die Kosten steigen, die Probleme werden nicht weniger, und die bekannten Unzulänglichkeiten nehmen leider Gestalt an, sind auch nicht zu verbessern, es wird jetzt immer wieder versucht, das Schlechte ein bisschen weniger schlecht zu machen. Mal sehen, ob am Ende nicht doch ein Teil des Kopfbahnhofs stehen bleiben muss, um den Verkehr überhaupt zu bewältigen – das wäre ein ziemlich teurer Treppenwitz. Die Bahn fährt Verluste und baut versenkte Paläste.
Gehört zu Bayern, wäre vielleicht auch selbstständig ganz glücklich. Gute Weine gibt es dort, ruhige Menschen und ganz wundervolle Natur.
Öffentlich entspannt darüber zu sprechen, ist so gut wie unmöglich – deshalb tue ich es hier auch nicht. Ist ein nicht unwesentlicher, sehr schöner Teil des Lebens. Es würde mir gefallen, wenn der freudvolle Umgang damit die Oberhand gewänne.
Wir sind Paten einer syrischen Flüchtlingsfamilie geworden und erfahren dadurch aus erster Hand viele Dinge, die man sich nicht anlesen kann. Ein großer Gewinn für uns, und fragte man mich, würde ich allen raten, die es sich leisten können, Paten eines Flüchtlings zu werden. Die Welt kommt näher dadurch.
In unseren verrückten Zeiten, in der verschobenen Welt, in der kaum noch etwas Gültigkeit hat, ist das Kabarett besonders wichtig, weil es die Lichtkegel des Geistes und des Intellekts und des Witzes auf die wichtigen Stellen in der Gesellschaft richten kann, um etwas Klarheit in das Wirrwarr zu bringen, Klarheit mit Humor.
Mit Mariele verbindet mich sehr viel. Mit keiner Kollegin habe ich je so lange und gut zusammengearbeitet und gespielt. Sie ist eine Freundin, und ich möchte sie auf keinen Fall missen.
Blöd, wenn das passiert. Noch blöder, wenn behauptet wird, dass es passiert ist und eigentlich seriöse Zeitungen die Meldung abschreiben, ohne nachzufragen, ob sie überhaupt stimmt – das ist die Pleite der journalistischen Nachforschung. Schlagzeilen sind wichtiger als Fakten, aber: Es ist viel gesünder sich zu wundern, als sich zu ärgern.
Da bin ich schon ganz schön weit gekommen. Ich möchte auch nicht jünger sein, denn das sind schon ganz viele, und die sollen jung sein. Ich freue mich des Lebens und schaue recht heiter in die Zukunft.
Die Stones waren zu Beginn die Gegenspieler von den Beatles. In meinen Schulen gab es die Stones-Fraktion und die Beatles-Fraktion. Die Stones-Fraktion war wilder und rebellischer. Ich gehörte zu keiner, denn bei uns zu Hause wurde fast nur Klassik gehört – damit war ich sozusagen ein Außenseiter, aber alles halb so wild.
Ja, das ist ein wunderbares Beiwerk zu einem schönen Leben. So viele verschiedene und so viele gute Weine, für jede Gelegenheit: Wenn man traurig ist, wenn man fröhlich ist, wenn man glücklich ist. Da möchte man einen Spruch von Loriot abwandeln: Ein Leben ohne Wein ist möglich, aber sinnlos.