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Wie Sascha Hehn das „Traumschiff“ steuern will
dpa
 |  aktualisiert: 26.12.2013 17:12 Uhr

Vor rund 30 Jahren fing er als Steward an, nun kehrt Schauspieler Sascha Hehn (59) als Kapitän auf das ZDF-„Traumschiff“ zurück. Am 1. Januar (20.15 Uhr) läuft die erste Folge mit ihm. Viel habe sich geändert, sagt er – nur eins nicht: Das „Traumschiff“ muss weiter Träume verkaufen, und zu viele Frauengeschichten darf ein Kapitän auch nicht haben. Hehn wurde am 11. Oktober 1954 in München geboren und ist mehr als 20 Jahre jünger als sein Vorgänger als „Traumschiff“-Kapitän, Siegfried Rauch. Seine Schauspielkarriere begann Hehn in den 1970er Jahren unter anderem mit Sexfilmchen wie „Schulmädchen-Report“. Berühmt wurde er mit dem „Traumschiff“ und als Jungmediziner in der legendären ZDF-„Schwarzwaldklinik“. Ein Gespräch über das Wiedersehen und darüber, wie Hehn als neuer Kapitän den ZDF-Dampfer steuern will.

Frage: Wie haben Sie Ihre Rückkehr auf das „Traumschiff“ empfunden?

Sascha Hehn: Toll! Da kommst du auf dieses Schiff, siehst den Sonnenuntergang, das Schiff fährt zum ersten Mal wieder raus. Wow! Der Empfang war ein sehr herzlicher. Viele aus der damaligen Crew haben an Bord Urlaub gemacht, weil sie unbedingt dabei sein wollten. Das hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben, weil es ja doch eine Herausforderung ist, diese große Rolle von Sigi (Anmerk. d. Red.: Siegfried Rauch) zu übernehmen. Der Neue muss immer die Arschbacken zusammenkneifen. Am Anfang ist immer die Frage: Passt das alles?

Tut es das denn?

Hehn: Ich meine, wir haben da einen guten Weg gefunden. Der Captain ist sehr bodenständig. Er hat seine Erfahrungen gesammelt, sein Kapitänspatent gemacht, ist Offizier gewesen auf irgendwelchen Schiffen und dann als Kapitän mit einem Frachter herumgefahren. Dabei hat er auch mal einen Piratenüberfall überlebt. Er hat seine Sporen verdient und sich bewährt. Der Kapitän ist jetzt kein Typ für Kaviar. Er mag lieber Stullen und springt gerne mal in den Pool, was Beatrice aufregt. Das ist auch schön, wenn die beiden sich kabbeln. Da entsteht ein bisschen mehr Würze.

Hat Victor gegenüber Beatrice ein Autoritätsproblem? Sie war ja schließlich mal seine Chefin . . .

Hehn: Er nicht. Aber sie. Er spielt seine Macht aus Spaß manchmal aus. Er ist jetzt kein arrogantes Bürschchen und versucht es erst menschlich. Aber wenn es hart auf hart kommt, dann lässt er schon mal den Chef raushängen. Er geht auch mal in den Maschinenraum und macht sich da die Hände schmutzig. Er kommt dann völlig ölverschmiert da raus, weil ihn diese Arbeit einfach auch interessiert – so wie mich.

Wie unterscheidet Ihr Kapitän sich von dem, den Siegfried Rauch verkörperte?

Hehn: Das kann man nicht vergleichen. Jeder Hamlet ist ein anderer, weil die Persönlichkeit, die ihn verkörpert, ihn jedes Mal anders interpretiert. Natürlich wird man immer mit dem Besten verglichen.

Und wer war der beste „Traumschiff“-Kapitän?

Hehn: Das kann ich nicht sagen. Alle waren gut, es wird schwer, diesen Schuh anzuziehen.

„Traumschiff“-Erfinder Wolfgang Rademann meint, mit Ihnen, der im Gegensatz zu den Vorgängern noch keine weißen Haare hat, könne man „noch was mit den Frauen machen“ . . .

Hehn: Ja, klar. Es darf nur nicht in die Richtung gehen, dass der Kapitän gegen einen Felsen fährt, weil er abgelenkt ist. Man könnte es so machen wie bei „Magnum“. Der hat ja immer geflirtet, in jeder Folge. Manchmal ging es sogar bis zum Knutschen – und dann geht er. Mehr darf es nicht sein, und es darf auch nicht in jeder Folge sein.

Ihre erste Fahrt geht nach Australien, später folgt Mauritius. Wohin möchten Sie als Kapitän sonst noch gerne fahren?

Hehn: Überallhin, wo es schön ist. Wir haben gerade Saudi-Arabien hinter uns. Wir sind durch die Straße von Hormus gefahren und hatten Angst, Piraten greifen uns an. Aber es waren nur Schmuggler, die an uns vorbeigerast sind. Wir hatten GSG-9-Leute an Bord, die auf uns aufgepasst haben.

Spielt so etwas eine Rolle in der Geschichte?

Hehn: Nein. Ich hätte es gerne eingebaut, aber dann hieß es, das geht nicht, weil die Leute sonst hysterisch werden. Wenn man solche Geschichte erzählen will, ist es nicht mehr das „Traumschiff“. Wir haben pro Woche 400 Morde im deutschen Fernsehen. Es muss auch mal was anderes geben. Wenn sich alles in Wohlgefallen auflöst, können die Leute abends besser schlafen.

Sie waren seit Jahrzehnten nicht mehr an Bord. Hat sich das „Traumschiff“ verändert?

Hehn: Ja. Das „Traumschiff“ ist nicht so wie früher als Steward – einen Tag drehen und dann zehn Tage frei. Sondern der Captain ist eine größere Rolle, das heißt auch: mehr Drehtage. Das ist ein wirklich harter Job geworden inzwischen, und das ist auch gut so. So freut man sich, wenn man wieder nach Hause kommt. Wenn ich drei, vier Wochen auf dem Schiff war und einen Bauch gekriegt habe, weil das Buffet ein Traum ist, dann ist es auch gut. Ich muss Sigi übrigens sehr dankbar sein. Er hat sich als Kapitän in die Luxuskabinen vorgearbeitet – und der neue Captain darf natürlich nicht schlechter gestellt sein.

Liegt die höhere Arbeitsbelastung nur an Ihrer Rolle? Oder haben sich auch die Drehbedingungen geändert?

Hehn: Natürlich haben die sich auch geändert. Es wird überall gespart und gekürzt, es muss strenger und enger geplant werden. Das ist eben so. Mich ärgert das nicht, das muss man hinnehmen. Was ich nicht hinnehme, ist, wenn Schauspielern, die seit 40 Jahren im Geschäft sind, die Gage um die Hälfte gestrichen wird. Die müssen auch noch die Anreise zahlen und ihre Unterkunft während des Drehs. Irgendwann ist es so weit, dass wir noch Geld mitbringen müssen, damit wir vor der Kamera stehen dürfen. Irgendwann hört's auf, vor allem, wenn man sich mal die Gehälter der Intendanten anschaut. Ich würde es mir gerechter wünschen.

Die „Traumschiff“-Kapitäne

Sascha Hehn tritt als neuer Kapitän in der ZDF-Serie „Traumschiff“ in große Fußstapfen. Drei Schauspieler verkörperten die Rolle vor ihm: Von 1981 bis 1982 war Günter König als „Der Kapitän“ Chef auf der Brücke. Einen Rollennamen gab es für ihn damals nach ZDF-Angaben nicht. König ist zwar der erste, aber auch der unbekannteste Kapitän. Schließlich war er nur sehr kurz im Dienst. „Traumschiff“-Produzent Wolfgang Rademann bezeichnet ihn als „Fehlbesetzung“. Schon 1982 wurde er von Heinz Weiss abgelöst, der das Schiff als Kapitän Heinz Hansen 16 Jahre lang bis 1999 lenkte. „Heinz Weiss war einfach ein idealer, wunderbarer Kapitän über Jahrzehnte hinweg“, sagt Rademann. Weiss nahm Abschied, weil ihm wegen einer Blutvergiftung ein Bein amputiert werden musste. Seitdem saß er im Rollstuhl. Er starb 2010 im Alter von 89 Jahren in Grünwald bei München. Sein Serien-Nachfolger wurde Siegfried Rauch als Kapitän Jakob Paulsen. 14 Jahre lang schlüpfte er in die Rolle. „Er hat das glänzend gemacht“, bescheinigt ihm Rademann. Noch vor einigen Jahren glaubte der Schauspieler nicht, dass es nach ihm mit der populären ZDF-Reihe weitergeht. „Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sie noch mal mit junger Crew startet“, sagte er damals. Jetzt wird er eines Besseren belehrt: Am 1. Januar kehrt Sascha Hehn auf das „Traumschiff“ zurück. Der ehemalige „Traumschiff“-Steward Victor wird neuer Kapitän. Für Hehn ist die Rolle wie ein Lottogewinn und „der perfekte Rentner-Job“. Im Gegensatz zu Hehns Vorgängern will Rademann ihn hin und wieder auch als Frauenliebling in Szene setzen. Text: dpa

 
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