Sie lässt sich im großen Stil mit „Ladies and Gentlemen“ und lautem HipHop von DJ „Illthinker“, der die Tour begleitet, ankündigen: Enissa Amani, Frankfurter Comedy-Star, hat immerhin rund 500 Zuschauer, größtenteils Twens und Hipster, ins Würzburger Congress Centrum gelockt. Ihr neuestes Programm heißt „Mainblick“ – und soll ihre ganz persönliche Sicht aus der Mainmetropole in die Welt zeigen.
Ungewohnt zugeknöpft im schwarzen Pulli und löchriger Jeans stöckelt die Deutsch-Iranerin über die Bühne – etwas angeschlagen sei sie, aber gerade da drehe sie oft richtig auf, „off-script“, wie sie es nennt. So nimmt an diesem Abend die Improvisation mit dem Publikum den Großteil der ersten Hälfte ein.
Keiner ist sicher
Egal ob Marianne und Albert oder der Nürnberger Türke Erhan – keiner ist vor Amanis spitzer Zunge sicher. Und sie sorge für Weltfrieden – denn als sie die Nationalitäten im Publikum abfragt, fällt auf, dass hier sogar Türken und Kurden vereint beinander sitzen. „Schreib das, Lokalzeitung, und schreib auch, dass ich gut aussehe!“ fordert sie – kein Problem – auch wenn ihre Extensions etwas struppig hängen an diesem Abend.
Bisschen angeben muss sie, schließlich sei sie, wie sie stolz verkündet, „die einzige Frau in Deutschland mit einem Netflix Original“, das demnächst bei dem Streaming Dienst erscheine. Bis zur Pause nach über einer Stunde („ihr schuldet mir 17,10 Euro für die Extra Minuten“) weiht sie das gut gelaunte Publikum noch in diverse Verschwörungstheorien ein und erklärt unter anderem, was die Schlümpfe mit dem Ku-Klux-Klan zu tun haben.
Erst dann fällt das erste „Kanake“ – sonst eines der zentralen Worte bei Amani, die oft mit ihren persischen Wurzeln kokettiert. „Kanake ist eh schon Popkultur“, erklärt sie. Und überhaupt sei ihr Motto: „Austeilen mit Message!“
Im zweiten Teil gibt sie sich erstaunlich nachdenklich, sinniert über die eigene Prominenz oder Billig-Airlines, bevor sie zum Finale eine Diashow über die biblischen Plagen unserer Zeit startet, denn „die Instagram-Huren sind die neuen Heuschrecken“. Erstaunlich kurz fällt der Schluss-Applaus dann aus, dennoch: Amanis „Mainblick“ ist dreckig und direkt, aber vor allem auch klug.