Seine Kunstwerke waren seine äußere Hülle, seine Haut. „Keiner soll mir unter die Haut“, sagte Fritz Koenig einst 2004 bei einem Treffen im Skulpturenmuseum im Hofberg in Landshut. Damals führte der gebürtige Würzburger, der seit 1930 in der niederbayerischen Stadt lebte, durch die neue Ausstellung. Direkte Fragen zu seinen Werken wollte er weniger beantworten. Da zeigte er sich sperrig, fast abweisend. Aber er hatte nichts dagegen, wenn seine Kunst intensiv wahrgenommen wurde, wenn sie die Betrachter berührte. „Wenn man meine Haut anfühlt, ist es mir recht.“
In seinen Werken lebt Fritz Koenig weiter. Sie bleiben. 1924 wurde der renommierte Künstler in Würzburg als Ururenkel von Friedrich Koenig, dem Erfinders der Schnellpresse, geboren. Am Mittwochabend ist er in seinem Anwesen auf dem Ganslberg in Altdorf bei Landshut im Alter von 92 Jahren gestorben. Dies bestätigte die Leiterin des Skulpturenmuseums, Stefanje Weinmayr, am Donnerstag. „Es war ihm ein Anliegen, an dem Ort zu sterben, an dem alle seine großen Werke entstanden sind.“
Dazu gehören nicht nur die Bronzetüren des Würzburger Doms, auf denen der Würzburger Kulturpreisträger die Schöpfung dargestellt hat, die „Große Maternitas“ am Bonner Bundeskanzlerbungalow oder das Mahnmal für das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen in Österreich. In der großen Halle auf dem Ganslberg hat der Bildhauer, der an der Akademie der bildenden Künste in München studiert hat, eine Plastik geschaffen, die ihm zu weltweiter Berühmtheit verholfen hat: die „Große Kugelkaryatide N. Y.“.
In den Trümmern begraben
Die Brunnenskulptur drehte fast 30 Jahre lang am Fuß der Zwillingstürme des World Trade Centers in New York ihre Runden. Fritz Koenig bezeichnete sie als sein „größtes Kind“. „The Sphere“ (Die Sphäre), wie die „Kugel“ in den USA genannt wird, wurde am 11. September 2001 unter den Trümmern der Türme begraben. Der Künstler dachte damals, sein Werk sei für immer verloren. Doch wie durch ein Wunder wurde die demolierte Skulptur einige Tage nach dem Terroranschlag geborgen. Als „versehrt, aber nicht zerstört“, beschrieb Koenig sein Werk, als es unverhofft „mit eingeschlagenem Stirnschädel“ wieder aufgetaucht war.
Die Kugelkaryatide hatte „überlebt“ und wurde zum Mahnmal für „9/11“ und für die beinahe 3000 Menschen, die der Anschlag das Leben kostete. Seit 2002 steht „The Sphere“ im Battery Park an der Südspitze Manhattans. Nächstes Jahr soll die Skulptur wieder auf das Gelände des World Trade Center zurückkehren – in den Liberty Park innerhalb des Memorial-Komplexes.