zurück
ROM
Wie Claudia Cardinale zu La Cardinale wurde
dpa
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:54 Uhr

Was für ein Kinojahr vor genau fünf Jahrzehnten: Eine junge, bildhübsche Schauspielerin erhält die Weihen der Filmkunst – die Regisseure mit den großen Namen reißen sich um sie, vor allem die italienischen Meister. Es ist der alles entscheidende Abschnitt in der Karriere der in Tunis geborenen 25-Jährigen Claudia Cardinale. Sie ist auf dem Weg, neben Sophia Loren und Gina Lollobrigida in die erste Riege der italienischen Filmdiven aufzusteigen. 50 Jahre später ist sie fleißig wie eh und je, prüft neue Filmprojekte, nach dem Motto „Wenn ich will, kann ich“. An diesem Montag, 15. April, feiert die Frau, die keine Angst vor dem Alter hat und in Paris lebt, ihren 75. Geburtstag.

1963: Die Italienerin Claude Joséphine Rose Cardinale hatte ein paar Jahre zuvor bereits in Luchino Viscontis klassischem Sozialdrama „Rocco und seine Brüder“ gespielt und die Geliebte des Banditen Jean-Paul Belmondo in „Cartouche“.

Inbegriff mediterraner Schönheit

Dann kam es Schlag auf Schlag, alle wollten sie auf dem Filmset sehen: Sie ließ sich von Federico Fellini holen für den Gesellschaftsklassiker „Achteinhalb“ und noch mal von Visconti für sein Historien-Epos „Der Leopard“. Blake Edwards warb sie an für die erfolgreiche Krimikomödie „Der rosarote Panther“. Ein Fundament war gelegt, aus Claudia Cardinale konnte so rasch „La Cardinale“ werden.

In den Jahren und Jahrzehnten danach war sie schlichtweg Inbegriff mediterraner Schönheit, eine der begehrtesten Frauen der Welt. Und das, obwohl sie sich nie vor der Kamera ausgezogen hat. Eine Frau sei doch viel erotischer, wenn nicht alles von ihr gezeigt werde, damit bleibe mehr Raum für die Fantasie, meinte sie einmal. Überhaupt gilt die italienische Schauspielerin mit der markanten Stimme bis heute als eine zurückhaltende Frau ohne Skandale und ohne Starallüren. Mit der Rolle der jungen Witwe Jill McBain in Sergio Leones Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) lieferte sie den Cineasten unvergessliche Momente: Wie sie ganz alleine am Bahnhof des Örtchens Flagstone ankommt und wenig später die Leichen ihrer neuen Familie entdeckt, die Kameraeinstellungen der Trauer und Verzweiflung in ihren durchdringenden, wundervollen dunklen Augen – das ist Filmgeschichte. Oder ihr Auftritt neben Klaus Kinski in Werner Herzogs „Fitzcarraldo“ (1982). 1938 in Nordafrika geboren, gewann sie 1957 in Tunis einen Schönheitswettbewerb und damit eine Reise zu den Filmfestspielen nach Venedig. Dort begann ihr kometenhafter Aufstieg. Ihre erste Rolle spielte sie wenig später in Mario Monicellis „I soliti ignoti“ („Diebe haben's schwer“) an der Seite von Stars wie Vittorio Gassman und Toto. Cardinales späterer Ehemann, Filmproduzent Franco Cristaldi, hatte die Karriere der Brünetten bereits in die Hand genommen. Cardinale spielte mit Leinwandpartnern, die sich wie das Abc der Filmgeschichte lesen: Alain Delon war für sie der Schönste, Sean Connery der Faszinierendste, Burt Lancaster der Perfekteste und Cary Grant der Sympathischste.

„Ich habe mich immer gut mit den Männern verstanden“, erklärte sie damals. „Aber ich habe Privatleben und Arbeit stets auseinandergehalten.“ Sie war voll im internationalen Geschäft, spielte in italienischen, französischen, amerikanischen und britischen Produktionen. Zusammen mit der Loren und der Lollobrigida bildete sie das italienische Trio weiblicher Stars – als Gegenpol zu den französischen Filmschönheiten Brigitte Bardot und Jeanne Moreau.

Angeblich fehlt ihr der Oscar nicht

Fernsehgeschichte schrieb sie 1987 mit der Trilogie „La Storia“ („Die Geschichte“) nach dem Roman der italienischen Schriftstellerin Elsa Morante. Mit Tobias Moretti spielte sie in dem TV-Vierteiler „Mia, Liebe meines Lebens“. Auf der großen Leinwand war die Cardinale zuletzt unter anderem in „Un balcon sur la mer“ von Nicole Garcia zu sehen. Derzeit prüft sie italienische und französische Drehbücher.

„Der Oscar fehlt mir nicht, das wäre nur eine Statue mehr, mein Haus ist vollgestellt mit Preisen“, sagte sie mal. 1993 bekam sie in Venedig den Goldenen Löwen für ihre Karriere, 2002 in Berlin einen Goldenen Ehrenbären. Zurück blickt sie angeblich sowieso nicht. Sie habe sich auch nie nur als Italienerin, sondern immer als Weltbürgerin gefühlt: „Ich bin Französin, weil ich eine französische Schule in Tunesien besuchte. Ich bin Italienerin, weil mein Vater aus Sizilien stammt. Ich bin Tunesierin, weil ich dort geboren wurde.“

Im Jahre 2009
| Im Jahre 2009
In „Der rosarote Panther“ (1963)
| In „Der rosarote Panther“ (1963)
In „La Storia“ (1987)
| In „La Storia“ (1987)
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Alain Delon
Blake Edwards
Brigitte Bardot
Burt Lancaster
Cary Grant
Federico Fellini
Filmgeschichte
Filmprojekte
Gina Lollobrigida
Italienische Schauspielerinen
Jean Paul
Jeanne Moreau
Klaus Kinski
Luchino Visconti
Schauspielerinnen
Sean Connery
Sophia Loren
Werner Herzog
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen