Seit dem 3. Oktober 1999 läuft die Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ auf RTL. Harald Valder aus Lohr sorgt mit seinen Kollegen von der Kölner Firma „Mind the Company“ dafür, dass Moderator Günther Jauch die Fragen noch nicht ausgegangen sind. Fragen an den 41-jährigen Fragen-Fahnder der populärsten deutschen Quizshow im Fernsehen.
Valder (lacht): Ich glaub', der heißt Günther Jauch – also D.
Valder: Antwort D. Man ist ein „professioneller Fragensteller“. Dazu gehören eine gewisse Affinität zu Quizsendungen und ein breit gefächertes Interesse. Und man muss Spaß daran haben, viel zu lesen. Ich habe schon früh „Trivial Pursuit“ gespielt, und „Der große Preis“ war Kult für mich. Zu meinem Job kam ich 1995 durch eine Anzeige im „Kölner Stadtanzeiger“. Anfangs arbeitete ich für die Sendung „Jeopardy“. Anfang 2000 kam die Anfrage von RTL, ob ich Lust hätte, an einem neuen Projekt mitzuarbeiten. Seither schreibe ich für „Wer wird Millionär?“.
Valder (lacht): Mein Verdienst liegt zwischen C und D – aber sehr, sehr deutlich näher an C.
Valder: Bei Antwort D könnte ich meinen Job gar nicht machen. Frage-Antwort-Spiele liebte ich schon in meiner Jugend. Da steckt sicher auch so eine bestimmte Tendenz zum Klugscheißer dahinter. Ich weiß gerne Bescheid über Verschiedenes. Auch wenn ich mal für keine Quizsendungen mehr schreibe, werde ich sicher noch lange in Fragenform denken.
Valder (rechnet kurz): Das ist B, etwa 20 000. Es gibt pro Sendung einen Fragenpool mit 1000 Fragen. Steht der Kandidat fest, stellt der Zufallsgenerator für ihn daraus einen sogenannten Fragenleiter mit Fragen in den Schwierigkeitsgraden eins bis 15 zusammen. Nicht beantwortete Fragen wandern automatisch zurück in den Pool. Sonst wäre es für uns auch viel schwerer, denn schwierige Fragen sind rar gesät. Wir verwenden jede Frage nur einmal. Promikandidaten bekommen ganz normale Fragen wie alle anderen auch. Sie haben nur den Vorteil, dass bis zur zehnten Frage die anderen Kandidaten helfen können. Hat sich der Kandidat für eine Antwort entschieden, wird diese gelb hinterlegt. Erst dann bekommt Herr Jauch ein kleines Kästchen mit dem richtigen Buchstaben eingeblendet. Er erhält auch Zusatzinfos zu den Fragen und Themen, über die er sich mit den Kandidaten unterhält.
Valder: Wir alle, also D. Man kann nicht immer nur Fragen zu einem bestimmten Thema schreiben und auch nicht nur Scherzfragen. Wir machen alle alles. Es hat zwar jeder so seine Vorlieben, ich bin der Geografie- und Tierchenexperte, aber unser zehnköpfiges Team ist an allen Fragen beteiligt. In der Redaktionskonferenz besprechen wir die Fragen. Da kann es vorkommen, dass einmal eine rausfällt oder dass eine normale Frage zur Scherzfrage wird, weil einer etwas weiß und so in der Diskussion Antworten aufkommen, die der Frage eine andere Richtung geben.
Valder: Weder noch. Es kann schon mal eine Stunde dauern, aber im Normalfall sind's fünf bis zehn Minuten. Die Frage zu formulieren geht schnell, nicht aber die Idee dazu zu finden. Es gibt Tage, da fällt einem gar nichts ein, und dann wieder kann man gar nicht schnell genug schreiben. Doch mit der Frage allein ist es nicht getan: Man muss prüfen, ob diese Frage nicht schon einmal gestellt wurde. Von drei Fragen, die man schreibt, ist eine noch nicht da gewesen. Manchmal ist es schon frustrierend, wenn man feststellt, dass man dieselbe Frage schon vor drei Monaten gestellt hat. Wir haben einen Fragenpool mit 50 000 Fragen. Um Doppler zu vermeiden, wird jede neue Frage mit den bestehenden abgeglichen. Hat man eine neue Frage etwa zu Goethe gestellt, sucht man in der Datenbank alle bisherigen Goethe-Fragen heraus, gleicht sie nacheinander mit seiner Frage ab und prüft, ob der Sachverhalt der Frage so schon einmal gestellt wurde.
Valder: Das Internet ist unentbehrlich für uns. Die Informationen, die uns da zur Verfügung stehen, die gibt es in schriftlichen Quellen in diesem Ausmaß gar nicht. Grundsätzlich gilt: Zwei gute Quellen sichern eine Frage ab. Quellen sind für uns unter anderem die Brockhaus-Enzyklopädie, der Pschyrembel für die Medizin, Chroniken wie „100 Jahre Olympische Spiele“ und Internetquellen wie wissen.de. Wikipedia ist keine Quelle mehr für uns. Bei der Recherche muss man höllisch aufpassen, dass man nicht sogenannten Wandersagen aufsitzt. Das sind Behauptungen, an denen kein Funken Wahrheit ist und von denen es im Internet sehr viele gibt.
Valder: Ich glaube, ich würde die Million ganz spießig sicher anlegen und die Zinsen als Zubrot nehmen. Auf gar keinen Fall würde ich aufhören zu arbeiten, dazu macht mir mein Job viel zu viel Spaß.
Valder: Da passt A bis D. Es gibt sicher auch Kandidaten, die meine Fragen fies fanden, weil sie die Antwort nicht wussten. Aber so richtig fiese Fragen und Fangfragen schreiben wir nicht. Jeder Kandidat mit einer guten Allgemeinbildung und Interesse am Zeitgeschehen kann die Fragen beantworten. Natürlich steigt der Schwierigkeitsgrad mit dem Betrag, den es zu gewinnen gibt – das soll und muss ja auch so sein.
Valder: Ich hoffe, dass die Sendung so lange läuft, bis Günther Jauch den Stuhl verlässt. Mit ihm steht und fällt „Wer wird Millionär?“. Er macht das gern, das merkt man, sonst wäre das Quiz nicht so erfolgreich. Das Quiz lebt von der Interaktion zwischen Jauch und seinen Kandidaten. Ich glaube, er hat einen Riesenspaß daran, sich mit seinen Kandidaten über geruchsabsaugende Toiletten, Hausbau und Renovierung zu unterhalten. Und mir macht es Spaß, dafür zu arbeiten.
Zur Person
Harald Valder
Der gebürtige Rheinländer, Jahrgang 1967, studierte Geografie, Geologie, Botanik und Zoologie. Seit rund sieben Jahren lebt er zeitweise in Lohr, die Liebe hat ihn in den Spessart verschlagen. Seit 1995 arbeitet er als Fragenautor für „Mind the Company“ in Köln, seit 2000 schreibt er Fragen für „Wer wird Millionär?“. Valder arbeitet(e) u. a. für „Familienduell“
(RTL, Werner Schulze-Erdel), „Die 5-Millionen-SKL-Show“(RTL), „Gott-
schalks großer Bibel-Test“ (ZDF).